steht. Die Ausnahmen der Wenigen, welchen frühzeitig ein sicheres Licht den Weg bezeichnet, der sie zu ihrem Ziele führet, können hier nicht in Betracht kommen. Die gewöhnliche Folge jenes Zustandes ist: bey besser organisirten Köp¬ fen, daß sie sich regel- und ordnungslos allen möglichen Studien hingeben, nach allen Rich¬ tungen schweifen, ohne in irgend einer bis zu dem Kern vorzudringen, welcher der Ansatz ei¬ ner allseitigen und unendlichen Bildung ist, oder ihren fruchtlosen Versuchen im besten Fall etwas anders als, am Ende der akademischen Laufbahn, die Einsicht zu verdanken, wie vie¬ les sie umsonst gethan und wie vieles We¬ sentliche vernachlässigt; bey andern, die von minder gutem Stoffe gebildet sind, daß sie gleich anfangs die Resignation üben, alsbald sich der Gemeinheit ergeben und höchstens durch mechanischen Fleiß und bloßes Auffassen mit dem Gedächtnisse so viel von ihrem besondern Fach sich anzueignen suchen, als sie glauben, daß zu ihrer künftigen äußeren Existenz noth¬ wendig sey.
ſteht. Die Ausnahmen der Wenigen, welchen fruͤhzeitig ein ſicheres Licht den Weg bezeichnet, der ſie zu ihrem Ziele fuͤhret, koͤnnen hier nicht in Betracht kommen. Die gewoͤhnliche Folge jenes Zuſtandes iſt: bey beſſer organiſirten Koͤp¬ fen, daß ſie ſich regel- und ordnungslos allen moͤglichen Studien hingeben, nach allen Rich¬ tungen ſchweifen, ohne in irgend einer bis zu dem Kern vorzudringen, welcher der Anſatz ei¬ ner allſeitigen und unendlichen Bildung iſt, oder ihren fruchtloſen Verſuchen im beſten Fall etwas anders als, am Ende der akademiſchen Laufbahn, die Einſicht zu verdanken, wie vie¬ les ſie umſonſt gethan und wie vieles We¬ ſentliche vernachlaͤſſigt; bey andern, die von minder gutem Stoffe gebildet ſind, daß ſie gleich anfangs die Reſignation uͤben, alsbald ſich der Gemeinheit ergeben und hoͤchſtens durch mechaniſchen Fleiß und bloßes Auffaſſen mit dem Gedaͤchtniſſe ſo viel von ihrem beſondern Fach ſich anzueignen ſuchen, als ſie glauben, daß zu ihrer kuͤnftigen aͤußeren Exiſtenz noth¬ wendig ſey.
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ſteht. Die Ausnahmen der Wenigen, welchen
fruͤhzeitig ein ſicheres Licht den Weg bezeichnet,
der ſie zu ihrem Ziele fuͤhret, koͤnnen hier nicht
in Betracht kommen. Die gewoͤhnliche Folge
jenes Zuſtandes iſt: bey beſſer organiſirten Koͤp¬
fen, daß ſie ſich regel- und ordnungslos allen
moͤglichen Studien hingeben, nach allen Rich¬
tungen ſchweifen, ohne in irgend einer bis zu
dem Kern vorzudringen, welcher der Anſatz ei¬
ner allſeitigen und unendlichen Bildung iſt,
oder ihren fruchtloſen Verſuchen im beſten Fall
etwas anders als, am Ende der akademiſchen
Laufbahn, die Einſicht zu verdanken, wie vie¬
les ſie umſonſt gethan und wie vieles We¬
ſentliche vernachlaͤſſigt; bey andern, die von
minder gutem Stoffe gebildet ſind, daß ſie
gleich anfangs die Reſignation uͤben, alsbald
ſich der Gemeinheit ergeben und hoͤchſtens durch
mechaniſchen Fleiß und bloßes Auffaſſen mit
dem Gedaͤchtniſſe ſo viel von ihrem beſondern
Fach ſich anzueignen ſuchen, als ſie glauben,
daß zu ihrer kuͤnftigen aͤußeren Exiſtenz noth¬
wendig ſey.
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/13>, abgerufen am 21.11.2024.
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