Wenn das Wissen überhaupt an sich selbst Zweck ist, so muß dieß noch vielmehr und im vorzüglichsten Sinne von demjenigen Wis¬ sen gelten, in welchem alles andere Eins und welches die Seele und das Leben von ihm ist.
Kann Philosophie erlernt, kann sie über¬ haupt durch Uebung, durch Fleiß erworben werden: oder ist sie ein angebohrnes Vermö¬ gen, ein freyes Geschenk und durch Schi¬ ckung verliehen? Daß sie als solche nicht gelernt werden könne, ist in dem Vorherge¬ henden schon enthalten. Nur die Kenntniß von ihren besondern Formen läßt sich auf die¬ sem Wege erlangen. Jene soll aber, bey dem Studium der Philosophie, außer der Aus¬ bildung des nicht zu erwerbenden Vermögens, das Absolute zu fassen, mit beabsichtigt wer¬ den. Wenn gesagt wird, daß Philosophie nicht gelernt werden könne, so ist die Mey¬ nung nicht, daß deswegen nun jeder sie ohne Uebung besitze, und daß man etwa eben so
Wenn das Wiſſen uͤberhaupt an ſich ſelbſt Zweck iſt, ſo muß dieß noch vielmehr und im vorzuͤglichſten Sinne von demjenigen Wiſ¬ ſen gelten, in welchem alles andere Eins und welches die Seele und das Leben von ihm iſt.
Kann Philoſophie erlernt, kann ſie uͤber¬ haupt durch Uebung, durch Fleiß erworben werden: oder iſt ſie ein angebohrnes Vermoͤ¬ gen, ein freyes Geſchenk und durch Schi¬ ckung verliehen? Daß ſie als ſolche nicht gelernt werden koͤnne, iſt in dem Vorherge¬ henden ſchon enthalten. Nur die Kenntniß von ihren beſondern Formen laͤßt ſich auf die¬ ſem Wege erlangen. Jene ſoll aber, bey dem Studium der Philoſophie, außer der Aus¬ bildung des nicht zu erwerbenden Vermoͤgens, das Abſolute zu faſſen, mit beabſichtigt wer¬ den. Wenn geſagt wird, daß Philoſophie nicht gelernt werden koͤnne, ſo iſt die Mey¬ nung nicht, daß deswegen nun jeder ſie ohne Uebung beſitze, und daß man etwa eben ſo
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Wenn das Wiſſen uͤberhaupt an ſich ſelbſt
Zweck iſt, ſo muß dieß noch vielmehr und
im vorzuͤglichſten Sinne von demjenigen Wiſ¬
ſen gelten, in welchem alles andere Eins und
welches die Seele und das Leben von ihm iſt.
Kann Philoſophie erlernt, kann ſie uͤber¬
haupt durch Uebung, durch Fleiß erworben
werden: oder iſt ſie ein angebohrnes Vermoͤ¬
gen, ein freyes Geſchenk und durch Schi¬
ckung verliehen? Daß ſie als ſolche nicht
gelernt werden koͤnne, iſt in dem Vorherge¬
henden ſchon enthalten. Nur die Kenntniß
von ihren beſondern Formen laͤßt ſich auf die¬
ſem Wege erlangen. Jene ſoll aber, bey dem
Studium der Philoſophie, außer der Aus¬
bildung des nicht zu erwerbenden Vermoͤgens,
das Abſolute zu faſſen, mit beabſichtigt wer¬
den. Wenn geſagt wird, daß Philoſophie
nicht gelernt werden koͤnne, ſo iſt die Mey¬
nung nicht, daß deswegen nun jeder ſie ohne
Uebung beſitze, und daß man etwa eben ſo
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/130>, abgerufen am 24.11.2024.
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