Philosophie herrschend. Diejenigen, die auch etwa zufälligerweise in Erfahrung gebracht, daß alle Kunst von der Anschauung der Natur und des Universum aus und in sie zurückkehre, hal¬ ten dieser Vorstellung zufolge die einzelnen Er¬ scheinungen oder überhaupt Besonderheiten für die Natur, und meynen, die ihr eingebohrne Poesie aufs vollkommenste zu fassen, indem sie jene zu Allegorieen von Empfindungen und Ge¬ müthszuständen machen, womit denn, wie leicht zu sehen, dem Empirismus und der Sub¬ jectivität, beyden ihr höchstes Recht widerfährt.
In der obersten Wissenschaft ist alles Eins und ursprünglich verknüpft, Natur und Gott, Wissenschaft und Kunst, Religion und Poesie, und wenn sie in sich alle Gegensätze aufhebt, steht sie auch mit nichts anderm nach außen in wahrhafter oder anderer Entgegensetzung, als welche die Unwissenschaftlichkeit, der Empiris¬ mus, oder eine oberflächliche Liebhaberey, ohne Gehalt und Ernst, machen mögen.
Die Philosophie ist unmittelbare Darstel¬ lung und Wissenschaft des Urwissens selbst, aber
Philoſophie herrſchend. Diejenigen, die auch etwa zufaͤlligerweiſe in Erfahrung gebracht, daß alle Kunſt von der Anſchauung der Natur und des Univerſum aus und in ſie zuruͤckkehre, hal¬ ten dieſer Vorſtellung zufolge die einzelnen Er¬ ſcheinungen oder uͤberhaupt Beſonderheiten fuͤr die Natur, und meynen, die ihr eingebohrne Poeſie aufs vollkommenſte zu faſſen, indem ſie jene zu Allegorieen von Empfindungen und Ge¬ muͤthszuſtaͤnden machen, womit denn, wie leicht zu ſehen, dem Empirismus und der Sub¬ jectivitaͤt, beyden ihr hoͤchſtes Recht widerfaͤhrt.
In der oberſten Wiſſenſchaft iſt alles Eins und urſpruͤnglich verknuͤpft, Natur und Gott, Wiſſenſchaft und Kunſt, Religion und Poeſie, und wenn ſie in ſich alle Gegenſaͤtze aufhebt, ſteht ſie auch mit nichts anderm nach außen in wahrhafter oder anderer Entgegenſetzung, als welche die Unwiſſenſchaftlichkeit, der Empiris¬ mus, oder eine oberflaͤchliche Liebhaberey, ohne Gehalt und Ernſt, machen moͤgen.
Die Philoſophie iſt unmittelbare Darſtel¬ lung und Wiſſenſchaft des Urwiſſens ſelbſt, aber
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Philoſophie herrſchend. Diejenigen, die auch
etwa zufaͤlligerweiſe in Erfahrung gebracht, daß
alle Kunſt von der Anſchauung der Natur und
des Univerſum aus und in ſie zuruͤckkehre, hal¬
ten dieſer Vorſtellung zufolge die einzelnen Er¬
ſcheinungen oder uͤberhaupt Beſonderheiten fuͤr
die Natur, und meynen, die ihr eingebohrne
Poeſie aufs vollkommenſte zu faſſen, indem ſie
jene zu Allegorieen von Empfindungen und Ge¬
muͤthszuſtaͤnden machen, womit denn, wie
leicht zu ſehen, dem Empirismus und der Sub¬
jectivitaͤt, beyden ihr hoͤchſtes Recht widerfaͤhrt.
In der oberſten Wiſſenſchaft iſt alles Eins
und urſpruͤnglich verknuͤpft, Natur und Gott,
Wiſſenſchaft und Kunſt, Religion und Poeſie,
und wenn ſie in ſich alle Gegenſaͤtze aufhebt,
ſteht ſie auch mit nichts anderm nach außen in
wahrhafter oder anderer Entgegenſetzung, als
welche die Unwiſſenſchaftlichkeit, der Empiris¬
mus, oder eine oberflaͤchliche Liebhaberey, ohne
Gehalt und Ernſt, machen moͤgen.
Die Philoſophie iſt unmittelbare Darſtel¬
lung und Wiſſenſchaft des Urwiſſens ſelbſt, aber
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/161>, abgerufen am 21.11.2024.
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