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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

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Die Philosophie betrachtet die beyden Ein¬
heiten nur in der Absolutheit und demnach auch
nur in [i]deeller, nicht reeller Entgegensetzung.
Ihr nothwendiger Typus ist: den absoluten
Centralpunct gleicherweise in den beyden relati¬
ven und hinwiederum diese in jenem darzustel¬
len, und diese Grundform, welche im Ganzen
ihrer Wissenschaft herrschend ist, wiederholt sich
nothwendig auch im Einzelnen.

Dieser innere Organismus des Urwissens
und der Philosophie ist es nun auch, welcher
in dem äußeren Ganzen der Wissenschaften sich
ausdrücken, und durch Trennung und Ver¬
bindung derselben zu einem Körper construiren
muß.

Alles Objectivwerden des Wissens geschieht
nur durch Handeln, welches selbst wieder sich
äußerlich durch ideale Producte ausdrückt. Das
allgemeinste derselben ist der Staat, der, wie
schon früher bemerkt wurde, nach dem Urbild
der Ideenwelt geformt ist. Aber eben weil der
Staat selbst nur ein objectiv gewordenes Wissen
ist, begreift er nothwendig in sich wieder einen

Die Philoſophie betrachtet die beyden Ein¬
heiten nur in der Abſolutheit und demnach auch
nur in [i]deeller, nicht reeller Entgegenſetzung.
Ihr nothwendiger Typus iſt: den abſoluten
Centralpunct gleicherweiſe in den beyden relati¬
ven und hinwiederum dieſe in jenem darzuſtel¬
len, und dieſe Grundform, welche im Ganzen
ihrer Wiſſenſchaft herrſchend iſt, wiederholt ſich
nothwendig auch im Einzelnen.

Dieſer innere Organismus des Urwiſſens
und der Philoſophie iſt es nun auch, welcher
in dem aͤußeren Ganzen der Wiſſenſchaften ſich
ausdruͤcken, und durch Trennung und Ver¬
bindung derſelben zu einem Koͤrper conſtruiren
muß.

Alles Objectivwerden des Wiſſens geſchieht
nur durch Handeln, welches ſelbſt wieder ſich
aͤußerlich durch ideale Producte ausdruͤckt. Das
allgemeinſte derſelben iſt der Staat, der, wie
ſchon fruͤher bemerkt wurde, nach dem Urbild
der Ideenwelt geformt iſt. Aber eben weil der
Staat ſelbſt nur ein objectiv gewordenes Wiſſen
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[158/0167] Die Philoſophie betrachtet die beyden Ein¬ heiten nur in der Abſolutheit und demnach auch nur in ideeller, nicht reeller Entgegenſetzung. Ihr nothwendiger Typus iſt: den abſoluten Centralpunct gleicherweiſe in den beyden relati¬ ven und hinwiederum dieſe in jenem darzuſtel¬ len, und dieſe Grundform, welche im Ganzen ihrer Wiſſenſchaft herrſchend iſt, wiederholt ſich nothwendig auch im Einzelnen. Dieſer innere Organismus des Urwiſſens und der Philoſophie iſt es nun auch, welcher in dem aͤußeren Ganzen der Wiſſenſchaften ſich ausdruͤcken, und durch Trennung und Ver¬ bindung derſelben zu einem Koͤrper conſtruiren muß. Alles Objectivwerden des Wiſſens geſchieht nur durch Handeln, welches ſelbſt wieder ſich aͤußerlich durch ideale Producte ausdruͤckt. Das allgemeinſte derſelben iſt der Staat, der, wie ſchon fruͤher bemerkt wurde, nach dem Urbild der Ideenwelt geformt iſt. Aber eben weil der Staat ſelbſt nur ein objectiv gewordenes Wiſſen iſt, begreift er nothwendig in ſich wieder einen

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/167>, abgerufen am 21.11.2024.