Handlungen findet der gemeine Verstand vor¬ züglich durch die Zufälligkeit der Individuen begründet. Ich frage dagegen: was ist denn dieses oder jenes Individuum anders, als eben das, welches diese oder jene bestimmte Handlung ausgeführt hat; einen andern Be¬ griff giebt es von ihm nicht: war also die Handlung nothwendig, so war es auch das In¬ dividuum. Was selbst von einem noch unter¬ geordneten Standpunct allein als frey und demnach objectiv zufällig in allem Handeln er¬ scheinen kann, ist bloß, daß das Individuum von dem, was vorherbestimmt und nothwen¬ dig ist, dieses Bestimmte gerade zu seiner That macht: übrigens aber und was den Er¬ folg betrifft, ist es, im Guten wie im Bösen, Werkzeug der absoluten Nothwendigkeit.
Die empirische Nothwendigkeit ist nichts anders als eine Art, die Zufälligkeit durch ein Zurückschieben der Nothwendigkeit ins Unend¬ liche zu verlängern. Wenn wir diese Art der Nothwendigkeit in der Natur nur für die Er¬ scheinung gelten lassen, wie vielmehr in der
Handlungen findet der gemeine Verſtand vor¬ zuͤglich durch die Zufaͤlligkeit der Individuen begruͤndet. Ich frage dagegen: was iſt denn dieſes oder jenes Individuum anders, als eben das, welches dieſe oder jene beſtimmte Handlung ausgefuͤhrt hat; einen andern Be¬ griff giebt es von ihm nicht: war alſo die Handlung nothwendig, ſo war es auch das In¬ dividuum. Was ſelbſt von einem noch unter¬ geordneten Standpunct allein als frey und demnach objectiv zufaͤllig in allem Handeln er¬ ſcheinen kann, iſt bloß, daß das Individuum von dem, was vorherbeſtimmt und nothwen¬ dig iſt, dieſes Beſtimmte gerade zu ſeiner That macht: uͤbrigens aber und was den Er¬ folg betrifft, iſt es, im Guten wie im Boͤſen, Werkzeug der abſoluten Nothwendigkeit.
Die empiriſche Nothwendigkeit iſt nichts anders als eine Art, die Zufaͤlligkeit durch ein Zuruͤckſchieben der Nothwendigkeit ins Unend¬ liche zu verlaͤngern. Wenn wir dieſe Art der Nothwendigkeit in der Natur nur fuͤr die Er¬ ſcheinung gelten laſſen, wie vielmehr in der
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Handlungen findet der gemeine Verſtand vor¬
zuͤglich durch die Zufaͤlligkeit der Individuen
begruͤndet. Ich frage dagegen: was iſt denn
dieſes oder jenes Individuum anders, als
eben das, welches dieſe oder jene beſtimmte
Handlung ausgefuͤhrt hat; einen andern Be¬
griff giebt es von ihm nicht: war alſo die
Handlung nothwendig, ſo war es auch das In¬
dividuum. Was ſelbſt von einem noch unter¬
geordneten Standpunct allein als frey und
demnach objectiv zufaͤllig in allem Handeln er¬
ſcheinen kann, iſt bloß, daß das Individuum
von dem, was vorherbeſtimmt und nothwen¬
dig iſt, dieſes Beſtimmte gerade zu ſeiner
That macht: uͤbrigens aber und was den Er¬
folg betrifft, iſt es, im Guten wie im Boͤſen,
Werkzeug der abſoluten Nothwendigkeit.
Die empiriſche Nothwendigkeit iſt nichts
anders als eine Art, die Zufaͤlligkeit durch ein
Zuruͤckſchieben der Nothwendigkeit ins Unend¬
liche zu verlaͤngern. Wenn wir dieſe Art der
Nothwendigkeit in der Natur nur fuͤr die Er¬
ſcheinung gelten laſſen, wie vielmehr in der
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/187>, abgerufen am 21.11.2024.
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