gend einem Falle ohne die höhere Vorausse¬ tzung denkbar, daß das wahre Ideale allein und ohne weitere Vermittlung auch das wahre Reale und außer jenem kein anderes sey. Wir können diese wesentliche Einheit selbst in der Philosophie nicht eigentlich beweisen, da sie vielmehr der Eingang zu aller Wissenschaftlich¬ keit ist; es läßt sich nur eben dieß beweisen, daß ohne sie überhaupt keine Wissenschaft sey, und es läßt sich nachweisen, daß in allem, was nur Anspruch macht, Wissenschaft zu seyn, eigent¬ lich diese Identität oder dieses gänzliche Aufge¬ hen des Realen im Idealen beabsichtigt werde.
Bewußtlos, liegt diese Voraussetzung al¬ lem dem, was die verschiedenen Wissenschaften von allgemeinen Gesetzen der Dinge oder der Natur überhaupt rühmen, so wie ihrem Be¬ streben nach Erkenntniß derselben zu Grunde. Sie wollen, daß das Concrete und das in be¬ sondern Erscheinungen Undurchdringliche sich für sie in die reine Evidenz und die Durchsich¬ tigkeit einer allgemeinen Vernunfterkenntniß auflöse. Man läßt diese Voraussetzung in
gend einem Falle ohne die hoͤhere Vorausſe¬ tzung denkbar, daß das wahre Ideale allein und ohne weitere Vermittlung auch das wahre Reale und außer jenem kein anderes ſey. Wir koͤnnen dieſe weſentliche Einheit ſelbſt in der Philoſophie nicht eigentlich beweiſen, da ſie vielmehr der Eingang zu aller Wiſſenſchaftlich¬ keit iſt; es laͤßt ſich nur eben dieß beweiſen, daß ohne ſie uͤberhaupt keine Wiſſenſchaft ſey, und es laͤßt ſich nachweiſen, daß in allem, was nur Anſpruch macht, Wiſſenſchaft zu ſeyn, eigent¬ lich dieſe Identitaͤt oder dieſes gaͤnzliche Aufge¬ hen des Realen im Idealen beabſichtigt werde.
Bewußtlos, liegt dieſe Vorausſetzung al¬ lem dem, was die verſchiedenen Wiſſenſchaften von allgemeinen Geſetzen der Dinge oder der Natur uͤberhaupt ruͤhmen, ſo wie ihrem Be¬ ſtreben nach Erkenntniß derſelben zu Grunde. Sie wollen, daß das Concrete und das in be¬ ſondern Erſcheinungen Undurchdringliche ſich fuͤr ſie in die reine Evidenz und die Durchſich¬ tigkeit einer allgemeinen Vernunfterkenntniß aufloͤſe. Man laͤßt dieſe Vorausſetzung in
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gend einem Falle ohne die hoͤhere Vorausſe¬
tzung denkbar, daß das wahre Ideale allein
und ohne weitere Vermittlung auch das wahre
Reale und außer jenem kein anderes ſey.
Wir koͤnnen dieſe weſentliche Einheit ſelbſt in der
Philoſophie nicht eigentlich beweiſen, da ſie
vielmehr der Eingang zu aller Wiſſenſchaftlich¬
keit iſt; es laͤßt ſich nur eben dieß beweiſen,
daß ohne ſie uͤberhaupt keine Wiſſenſchaft ſey, und
es laͤßt ſich nachweiſen, daß in allem, was nur
Anſpruch macht, Wiſſenſchaft zu ſeyn, eigent¬
lich dieſe Identitaͤt oder dieſes gaͤnzliche Aufge¬
hen des Realen im Idealen beabſichtigt werde.
Bewußtlos, liegt dieſe Vorausſetzung al¬
lem dem, was die verſchiedenen Wiſſenſchaften
von allgemeinen Geſetzen der Dinge oder der
Natur uͤberhaupt ruͤhmen, ſo wie ihrem Be¬
ſtreben nach Erkenntniß derſelben zu Grunde.
Sie wollen, daß das Concrete und das in be¬
ſondern Erſcheinungen Undurchdringliche ſich
fuͤr ſie in die reine Evidenz und die Durchſich¬
tigkeit einer allgemeinen Vernunfterkenntniß
aufloͤſe. Man laͤßt dieſe Vorausſetzung in
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/21>, abgerufen am 21.11.2024.
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