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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

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lichen Anschauung. In Deutschland, wo die
Wissenschaft immer mehr eine Sache der In¬
dustrie wird, wagen sich gerade die geistlosesten
Köpfe an die Geschichte. Welch ein widerli¬
cher Anblick, das Bild großer Begebenheiten
und Karaktere im Organ eines kurzsichtigen
und einfältigen Menschen entworfen, besonders
wenn er sich noch Gewalt anthut, Verstand zu
haben und diesen etwa darein setzt, die Größe
der Zeiten und Völker nach beschränkten Ansich¬
ten, z. B. Wichtigkeit des Handels, diesen
oder jenen nützlichen oder verderblichen Erfindun¬
gen zu schätzen und überhaupt einen so viel
möglich gemeinen Maasstab an alles Erhabene
zu legen: oder wenn er auf der andern Seite
den historischen Pragmatismus darinn sucht,
sich selbst durch Räsonniren über die Begeben¬
heiten oder Ausschmücken des Stoffs mit leeren
rhetorischen Floskeln geltend zu machen, z. B.
von den beständigen Fortschritten der Mensch¬
heit und wie Wir's denn zuletzt so herrlich
weit gebracht.

Dennoch ist selbst unter dem Heiligsten

lichen Anſchauung. In Deutſchland, wo die
Wiſſenſchaft immer mehr eine Sache der In¬
duſtrie wird, wagen ſich gerade die geiſtloſeſten
Koͤpfe an die Geſchichte. Welch ein widerli¬
cher Anblick, das Bild großer Begebenheiten
und Karaktere im Organ eines kurzſichtigen
und einfaͤltigen Menſchen entworfen, beſonders
wenn er ſich noch Gewalt anthut, Verſtand zu
haben und dieſen etwa darein ſetzt, die Groͤße
der Zeiten und Voͤlker nach beſchraͤnkten Anſich¬
ten, z. B. Wichtigkeit des Handels, dieſen
oder jenen nuͤtzlichen oder verderblichen Erfindun¬
gen zu ſchaͤtzen und uͤberhaupt einen ſo viel
moͤglich gemeinen Maasſtab an alles Erhabene
zu legen: oder wenn er auf der andern Seite
den hiſtoriſchen Pragmatismus darinn ſucht,
ſich ſelbſt durch Raͤſonniren uͤber die Begeben¬
heiten oder Ausſchmuͤcken des Stoffs mit leeren
rhetoriſchen Floskeln geltend zu machen, z. B.
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weit gebracht.

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[218/0227] lichen Anſchauung. In Deutſchland, wo die Wiſſenſchaft immer mehr eine Sache der In¬ duſtrie wird, wagen ſich gerade die geiſtloſeſten Koͤpfe an die Geſchichte. Welch ein widerli¬ cher Anblick, das Bild großer Begebenheiten und Karaktere im Organ eines kurzſichtigen und einfaͤltigen Menſchen entworfen, beſonders wenn er ſich noch Gewalt anthut, Verſtand zu haben und dieſen etwa darein ſetzt, die Groͤße der Zeiten und Voͤlker nach beſchraͤnkten Anſich¬ ten, z. B. Wichtigkeit des Handels, dieſen oder jenen nuͤtzlichen oder verderblichen Erfindun¬ gen zu ſchaͤtzen und uͤberhaupt einen ſo viel moͤglich gemeinen Maasſtab an alles Erhabene zu legen: oder wenn er auf der andern Seite den hiſtoriſchen Pragmatismus darinn ſucht, ſich ſelbſt durch Raͤſonniren uͤber die Begeben¬ heiten oder Ausſchmuͤcken des Stoffs mit leeren rhetoriſchen Floskeln geltend zu machen, z. B. von den beſtaͤndigen Fortſchritten der Menſch¬ heit und wie Wir's denn zuletzt ſo herrlich weit gebracht. Dennoch iſt ſelbſt unter dem Heiligſten

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/227>, abgerufen am 21.11.2024.