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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

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nichts, das heiliger wäre als die Geschichte,
dieser große Spiegel des Weltgeistes, dieses
ewige Gedicht des göttlichen Verstandes: nichts
das weniger die Berührung unreiner Hände er¬
trüge.

Der pragmatische Zweck der Geschichte
schließt von selbst die Universalität aus und fo¬
dert nothwendig auch einen beschränkten Gegen¬
stand. Der Zweck der Belehrung verlangt eine
richtige und empirisch begründete Verknüpfung
der Begebenheiten, durch welche der Verstand
zwar aufgeklärt wird, die Vernunft aber ohne
andere Zuthat unbefriedigt bleibt. Auch Kants
Plan einer Geschichte im weltbürgerlichen Sinn
beabsichtigt eine bloße Verstandesgesetzmäßigkeit
im Ganzen derselben, die nur höher, nämlich
in der allgemeinen Nothwendigkeit der Natur,
gesucht wird, durch welche aus dem Krieg der
Friede, zuletzt sogar der ewige und aus vielen
andern Verirrungen endlich die ächte Rechtsver¬
fassung entstehen soll. Allein dieser Plan der
Natur ist selbst nur der empirische Widerschein
der wahren Nothwendigkeit, so wie die Ab¬

nichts, das heiliger waͤre als die Geſchichte,
dieſer große Spiegel des Weltgeiſtes, dieſes
ewige Gedicht des goͤttlichen Verſtandes: nichts
das weniger die Beruͤhrung unreiner Haͤnde er¬
truͤge.

Der pragmatiſche Zweck der Geſchichte
ſchließt von ſelbſt die Univerſalitaͤt aus und fo¬
dert nothwendig auch einen beſchraͤnkten Gegen¬
ſtand. Der Zweck der Belehrung verlangt eine
richtige und empiriſch begruͤndete Verknuͤpfung
der Begebenheiten, durch welche der Verſtand
zwar aufgeklaͤrt wird, die Vernunft aber ohne
andere Zuthat unbefriedigt bleibt. Auch Kants
Plan einer Geſchichte im weltbuͤrgerlichen Sinn
beabſichtigt eine bloße Verſtandesgeſetzmaͤßigkeit
im Ganzen derſelben, die nur hoͤher, naͤmlich
in der allgemeinen Nothwendigkeit der Natur,
geſucht wird, durch welche aus dem Krieg der
Friede, zuletzt ſogar der ewige und aus vielen
andern Verirrungen endlich die aͤchte Rechtsver¬
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Natur iſt ſelbſt nur der empiriſche Widerſchein
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[219/0228] nichts, das heiliger waͤre als die Geſchichte, dieſer große Spiegel des Weltgeiſtes, dieſes ewige Gedicht des goͤttlichen Verſtandes: nichts das weniger die Beruͤhrung unreiner Haͤnde er¬ truͤge. Der pragmatiſche Zweck der Geſchichte ſchließt von ſelbſt die Univerſalitaͤt aus und fo¬ dert nothwendig auch einen beſchraͤnkten Gegen¬ ſtand. Der Zweck der Belehrung verlangt eine richtige und empiriſch begruͤndete Verknuͤpfung der Begebenheiten, durch welche der Verſtand zwar aufgeklaͤrt wird, die Vernunft aber ohne andere Zuthat unbefriedigt bleibt. Auch Kants Plan einer Geſchichte im weltbuͤrgerlichen Sinn beabſichtigt eine bloße Verſtandesgeſetzmaͤßigkeit im Ganzen derſelben, die nur hoͤher, naͤmlich in der allgemeinen Nothwendigkeit der Natur, geſucht wird, durch welche aus dem Krieg der Friede, zuletzt ſogar der ewige und aus vielen andern Verirrungen endlich die aͤchte Rechtsver¬ faſſung entſtehen ſoll. Allein dieſer Plan der Natur iſt ſelbſt nur der empiriſche Widerſchein der wahren Nothwendigkeit, ſo wie die Ab¬

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Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/228>, abgerufen am 21.11.2024.