der ersten zumal ist. Nur dann wird die Em¬ pirie der Wissenschaft sich als Leib anschließen, wenn sie in ihrer Art dasselbe zu seyn sich be¬ strebt, was jene in der ihrigen ist, nämlich, empirische Construction: dann wird sie im Gei¬ ste des Ganzen sowohl gelehrt als betrieben, wenn sie, mit Enthaltung von Erklärungen und Hypothesen, reine objective Darstellung der Erscheinung selbst ist und keine Idee anders, als durch diese auszusprechen sucht: nicht aber wenn dürftige Empirie aus ihren verschobenen Ansichten heraus Blicke in das Universum wer¬ fen, oder sie den Gegenständen aufdringen will, oder wenn dieses empirische Beginnen gar gegen allgemein bewiesne und allgemein einzu¬ sehende Wahrheiten, oder ein System von sol¬ chen mit einzelnen abgerißnen Erfahrungen, aus der Mitte einer Folge von Fällen, die sie selbst nicht übersehen kann, oder einer Menge sich durchkreuzender und verwirrender Bedin¬ gungen, sich erhebt, ein Bestreben, das in sei¬ ner Absicht gegen die Wissenschaft eben so viel ist, als, um mich dieses bekannten Gleichnisses
der erſten zumal iſt. Nur dann wird die Em¬ pirie der Wiſſenſchaft ſich als Leib anſchließen, wenn ſie in ihrer Art daſſelbe zu ſeyn ſich be¬ ſtrebt, was jene in der ihrigen iſt, naͤmlich, empiriſche Conſtruction: dann wird ſie im Gei¬ ſte des Ganzen ſowohl gelehrt als betrieben, wenn ſie, mit Enthaltung von Erklaͤrungen und Hypotheſen, reine objective Darſtellung der Erſcheinung ſelbſt iſt und keine Idee anders, als durch dieſe auszuſprechen ſucht: nicht aber wenn duͤrftige Empirie aus ihren verſchobenen Anſichten heraus Blicke in das Univerſum wer¬ fen, oder ſie den Gegenſtaͤnden aufdringen will, oder wenn dieſes empiriſche Beginnen gar gegen allgemein bewieſne und allgemein einzu¬ ſehende Wahrheiten, oder ein Syſtem von ſol¬ chen mit einzelnen abgerißnen Erfahrungen, aus der Mitte einer Folge von Faͤllen, die ſie ſelbſt nicht uͤberſehen kann, oder einer Menge ſich durchkreuzender und verwirrender Bedin¬ gungen, ſich erhebt, ein Beſtreben, das in ſei¬ ner Abſicht gegen die Wiſſenſchaft eben ſo viel iſt, als, um mich dieſes bekannten Gleichniſſes
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der erſten zumal iſt. Nur dann wird die Em¬
pirie der Wiſſenſchaft ſich als Leib anſchließen,
wenn ſie in ihrer Art daſſelbe zu ſeyn ſich be¬
ſtrebt, was jene in der ihrigen iſt, naͤmlich,
empiriſche Conſtruction: dann wird ſie im Gei¬
ſte des Ganzen ſowohl gelehrt als betrieben,
wenn ſie, mit Enthaltung von Erklaͤrungen
und Hypotheſen, reine objective Darſtellung der
Erſcheinung ſelbſt iſt und keine Idee anders,
als durch dieſe auszuſprechen ſucht: nicht aber
wenn duͤrftige Empirie aus ihren verſchobenen
Anſichten heraus Blicke in das Univerſum wer¬
fen, oder ſie den Gegenſtaͤnden aufdringen will,
oder wenn dieſes empiriſche Beginnen gar
gegen allgemein bewieſne und allgemein einzu¬
ſehende Wahrheiten, oder ein Syſtem von ſol¬
chen mit einzelnen abgerißnen Erfahrungen,
aus der Mitte einer Folge von Faͤllen, die
ſie ſelbſt nicht uͤberſehen kann, oder einer Menge
ſich durchkreuzender und verwirrender Bedin¬
gungen, ſich erhebt, ein Beſtreben, das in ſei¬
ner Abſicht gegen die Wiſſenſchaft eben ſo viel
iſt, als, um mich dieſes bekannten Gleichniſſes
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/261>, abgerufen am 24.11.2024.
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