len herrscht die Endlichkeit, im Gebiet des Idealen die Unendlichkeit; jenes ist durch Nothwendigkeit das, was es ist, dieses soll es durch Freyheit seyn. Der Mensch, das Ver¬ nunftwesen überhaupt, ist hingestellt, eine Er¬ gänzung der Welterscheinung zu seyn: aus ihm aus seiner Thätigkeit soll sich entwickeln, was zur Totalität der Offenbarung Gottes fehlt, da die Natur zwar das ganze göttliche Wesen, aber nur im Realen empfängt; das Vernunft¬ wesen soll das Bild derselben göttlichen Natur, wie sie an sich selbst ist, demnach im Idealen ausdrücken.
Wir haben gegen die Unbedingtheit der Wissenschaft einen sehr gangbaren Einwurf zu erwarten, dem wir einen höhern Ausdruck lei¬ hen wollen, als er gewöhnlich annimmt, näm¬ lich: daß von jener in der Unendlichkeit zu entwerfenden Darstellung des Absoluten das Wissen selbst nur ein Theil, in ihr wie¬ der nur als Mittel begriffen sey, zu dem sich das Handeln als Zweck verhalte.
Handeln, Handeln! ist der Ruf, der zwar von vielen Seiten ertönt, am lautesten
len herrſcht die Endlichkeit, im Gebiet des Idealen die Unendlichkeit; jenes iſt durch Nothwendigkeit das, was es iſt, dieſes ſoll es durch Freyheit ſeyn. Der Menſch, das Ver¬ nunftweſen uͤberhaupt, iſt hingeſtellt, eine Er¬ gaͤnzung der Welterſcheinung zu ſeyn: aus ihm aus ſeiner Thaͤtigkeit ſoll ſich entwickeln, was zur Totalitaͤt der Offenbarung Gottes fehlt, da die Natur zwar das ganze goͤttliche Weſen, aber nur im Realen empfaͤngt; das Vernunft¬ weſen ſoll das Bild derſelben goͤttlichen Natur, wie ſie an ſich ſelbſt iſt, demnach im Idealen ausdruͤcken.
Wir haben gegen die Unbedingtheit der Wiſſenſchaft einen ſehr gangbaren Einwurf zu erwarten, dem wir einen hoͤhern Ausdruck lei¬ hen wollen, als er gewoͤhnlich annimmt, naͤm¬ lich: daß von jener in der Unendlichkeit zu entwerfenden Darſtellung des Abſoluten das Wiſſen ſelbſt nur ein Theil, in ihr wie¬ der nur als Mittel begriffen ſey, zu dem ſich das Handeln als Zweck verhalte.
Handeln, Handeln! iſt der Ruf, der zwar von vielen Seiten ertoͤnt, am lauteſten
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len herrſcht die Endlichkeit, im Gebiet des
Idealen die Unendlichkeit; jenes iſt durch
Nothwendigkeit das, was es iſt, dieſes ſoll es
durch Freyheit ſeyn. Der Menſch, das Ver¬
nunftweſen uͤberhaupt, iſt hingeſtellt, eine Er¬
gaͤnzung der Welterſcheinung zu ſeyn: aus ihm
aus ſeiner Thaͤtigkeit ſoll ſich entwickeln, was
zur Totalitaͤt der Offenbarung Gottes fehlt,
da die Natur zwar das ganze goͤttliche Weſen,
aber nur im Realen empfaͤngt; das Vernunft¬
weſen ſoll das Bild derſelben goͤttlichen Natur,
wie ſie an ſich ſelbſt iſt, demnach im Idealen
ausdruͤcken.
Wir haben gegen die Unbedingtheit der
Wiſſenſchaft einen ſehr gangbaren Einwurf zu
erwarten, dem wir einen hoͤhern Ausdruck lei¬
hen wollen, als er gewoͤhnlich annimmt, naͤm¬
lich: daß von jener in der Unendlichkeit zu
entwerfenden Darſtellung des Abſoluten das
Wiſſen ſelbſt nur ein Theil, in ihr wie¬
der nur als Mittel begriffen ſey, zu dem ſich
das Handeln als Zweck verhalte.
Handeln, Handeln! iſt der Ruf, der
zwar von vielen Seiten ertoͤnt, am lauteſten
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/27>, abgerufen am 21.11.2024.
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