schränkung und in den gegenwärtigen Formen unserer Academieen an diese gemacht werden können, damit aus dieser durchgängigen Tren¬ nung im Einzelnen gleichwohl wieder eine Einheit im Ganzen entspringe? Ich werde diese Frage nicht beantworten können, ohne zu¬ gleich von den nothwendigen Foderungen an die¬ jenigen, welche eine Academie permanent con¬ stituiren, an die Lehrer also, zu reden. Ich werde mich nicht scheuen, hierüber vor Ih¬ nen mit aller Freymüthigkeit zu sprechen. Der Eintritt in das academische Leben ist in Ansehung des studierenden Jünglings zugleich die erste Befreyung vom blinden Glauben, er soll hier zuerst lernen und sich üben, selbst zu urtheilen. Kein Lehrer, der seines Berufs würdig ist, wird eine andere Achtung verlan¬ gen, als die er sich durch Geistesübergewicht, durch wissenschaftliche Bildung und seinen Ei¬ fer, diese allgemeiner zu verbreiten, er¬ werben kann. Nur der Unwissende, der Unfähige wird diese Achtung auf ande¬ re Stützen zu gründen suchen. Was mich
ſchraͤnkung und in den gegenwaͤrtigen Formen unſerer Academieen an dieſe gemacht werden koͤnnen, damit aus dieſer durchgaͤngigen Tren¬ nung im Einzelnen gleichwohl wieder eine Einheit im Ganzen entſpringe? Ich werde dieſe Frage nicht beantworten koͤnnen, ohne zu¬ gleich von den nothwendigen Foderungen an die¬ jenigen, welche eine Academie permanent con¬ ſtituiren, an die Lehrer alſo, zu reden. Ich werde mich nicht ſcheuen, hieruͤber vor Ih¬ nen mit aller Freymuͤthigkeit zu ſprechen. Der Eintritt in das academiſche Leben iſt in Anſehung des ſtudierenden Juͤnglings zugleich die erſte Befreyung vom blinden Glauben, er ſoll hier zuerſt lernen und ſich uͤben, ſelbſt zu urtheilen. Kein Lehrer, der ſeines Berufs wuͤrdig iſt, wird eine andere Achtung verlan¬ gen, als die er ſich durch Geiſtesuͤbergewicht, durch wiſſenſchaftliche Bildung und ſeinen Ei¬ fer, dieſe allgemeiner zu verbreiten, er¬ werben kann. Nur der Unwiſſende, der Unfaͤhige wird dieſe Achtung auf ande¬ re Stuͤtzen zu gruͤnden ſuchen. Was mich
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ſchraͤnkung und in den gegenwaͤrtigen Formen
unſerer Academieen an dieſe gemacht werden
koͤnnen, damit aus dieſer durchgaͤngigen Tren¬
nung im Einzelnen gleichwohl wieder eine
Einheit im Ganzen entſpringe? Ich werde
dieſe Frage nicht beantworten koͤnnen, ohne zu¬
gleich von den nothwendigen Foderungen an die¬
jenigen, welche eine Academie permanent con¬
ſtituiren, an die Lehrer alſo, zu reden. Ich
werde mich nicht ſcheuen, hieruͤber vor Ih¬
nen mit aller Freymuͤthigkeit zu ſprechen.
Der Eintritt in das academiſche Leben iſt in
Anſehung des ſtudierenden Juͤnglings zugleich
die erſte Befreyung vom blinden Glauben, er
ſoll hier zuerſt lernen und ſich uͤben, ſelbſt zu
urtheilen. Kein Lehrer, der ſeines Berufs
wuͤrdig iſt, wird eine andere Achtung verlan¬
gen, als die er ſich durch Geiſtesuͤbergewicht,
durch wiſſenſchaftliche Bildung und ſeinen Ei¬
fer, dieſe allgemeiner zu verbreiten, er¬
werben kann. Nur der Unwiſſende, der
Unfaͤhige wird dieſe Achtung auf ande¬
re Stuͤtzen zu gruͤnden ſuchen. Was mich
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/47>, abgerufen am 21.11.2024.
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