gerichtete Absicht nicht beweisen kann, soll ent¬ fernt werden.
Wenn die Wissenschaft allein regiert, alle Geister nur für diese in Besitz genommen sind, so werden von selbst keine andern Misleitungen der so edlen und herrlichen, am Ende doch vor¬ züglich auf Beschäftigung mit Ideen gerichteten Triebe der Jugend statt finden können. Wenn auf Universitäten Rohheit herrschend gewesen ist, oder je wieder werden könnte, so wäre es großentheils die Schuld der Lehrer oder der¬ jenigen, welchen die Aufsicht über den Geist, der von diesen aus sich verbreitet, zukommt.
Wenn die Lehrer selbst keinen andern als den ächten Geist um sich verbreiten, und keine andere Rücksichten, als die des Wissens und seiner Vervollkommnung gelten: wenn die Aus¬ brüche der Pöbelhaftigkeit unwürdiger, den Be¬ ruf der Lehrer schändender Menschen nicht durch die Niedrigkeit des jeweiligen gemeinen Wesens selbst geduldet werden, so werden von selbst
gerichtete Abſicht nicht beweiſen kann, ſoll ent¬ fernt werden.
Wenn die Wiſſenſchaft allein regiert, alle Geiſter nur fuͤr dieſe in Beſitz genommen ſind, ſo werden von ſelbſt keine andern Misleitungen der ſo edlen und herrlichen, am Ende doch vor¬ zuͤglich auf Beſchaͤftigung mit Ideen gerichteten Triebe der Jugend ſtatt finden koͤnnen. Wenn auf Univerſitaͤten Rohheit herrſchend geweſen iſt, oder je wieder werden koͤnnte, ſo waͤre es großentheils die Schuld der Lehrer oder der¬ jenigen, welchen die Aufſicht uͤber den Geiſt, der von dieſen aus ſich verbreitet, zukommt.
Wenn die Lehrer ſelbſt keinen andern als den aͤchten Geiſt um ſich verbreiten, und keine andere Ruͤckſichten, als die des Wiſſens und ſeiner Vervollkommnung gelten: wenn die Aus¬ bruͤche der Poͤbelhaftigkeit unwuͤrdiger, den Be¬ ruf der Lehrer ſchaͤndender Menſchen nicht durch die Niedrigkeit des jeweiligen gemeinen Weſens ſelbſt geduldet werden, ſo werden von ſelbſt
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gerichtete Abſicht nicht beweiſen kann, ſoll ent¬
fernt werden.
Wenn die Wiſſenſchaft allein regiert, alle
Geiſter nur fuͤr dieſe in Beſitz genommen ſind,
ſo werden von ſelbſt keine andern Misleitungen
der ſo edlen und herrlichen, am Ende doch vor¬
zuͤglich auf Beſchaͤftigung mit Ideen gerichteten
Triebe der Jugend ſtatt finden koͤnnen. Wenn
auf Univerſitaͤten Rohheit herrſchend geweſen
iſt, oder je wieder werden koͤnnte, ſo waͤre es
großentheils die Schuld der Lehrer oder der¬
jenigen, welchen die Aufſicht uͤber den Geiſt,
der von dieſen aus ſich verbreitet, zukommt.
Wenn die Lehrer ſelbſt keinen andern als
den aͤchten Geiſt um ſich verbreiten, und keine
andere Ruͤckſichten, als die des Wiſſens und
ſeiner Vervollkommnung gelten: wenn die Aus¬
bruͤche der Poͤbelhaftigkeit unwuͤrdiger, den Be¬
ruf der Lehrer ſchaͤndender Menſchen nicht durch
die Niedrigkeit des jeweiligen gemeinen Weſens
ſelbſt geduldet werden, ſo werden von ſelbſt
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/63>, abgerufen am 24.11.2024.
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