aus der Reihe der studierenden Jünglinge die¬ jenigen verschwinden, die sich nicht anders als durch Rohheit auszuzeichnen vermögen.
Das Reich der Wissenschaften ist keine De¬ mokratie, noch weniger Ochlokratie, sondern Aristokratie im edelsten Sinne. Die Besten sollen herrschen. Auch die bloß Unfähigen, welche irgend eine Convenienz empfiehlt, die bloßen sich vordrängenden Schwätzer, die den wissenschaftlichen Stand durch kleine Arten von Industrie entehren, sollen in der gänzlichen Passivität erhalten werden. Von selbst kann schon niemand der Verachtung entgehen, die ihm in diesen Verhältnissen Unwissenheit und geistige Ohnmacht zuziehen, ja, da diese dann meistens mit Lächerlichkeit oder wahrer Nie¬ derträchtigkeit gepaart sind, dienen sie der Ju¬ gend zum Spiel und stumpfen allzufrüh den natürlichen Eckel eines noch nicht erfahrnen Ge¬ müthes ab.
Das Talent bedarf keines Schutzes, wenn
aus der Reihe der ſtudierenden Juͤnglinge die¬ jenigen verſchwinden, die ſich nicht anders als durch Rohheit auszuzeichnen vermoͤgen.
Das Reich der Wiſſenſchaften iſt keine De¬ mokratie, noch weniger Ochlokratie, ſondern Ariſtokratie im edelſten Sinne. Die Beſten ſollen herrſchen. Auch die bloß Unfaͤhigen, welche irgend eine Convenienz empfiehlt, die bloßen ſich vordraͤngenden Schwaͤtzer, die den wiſſenſchaftlichen Stand durch kleine Arten von Induſtrie entehren, ſollen in der gaͤnzlichen Paſſivitaͤt erhalten werden. Von ſelbſt kann ſchon niemand der Verachtung entgehen, die ihm in dieſen Verhaͤltniſſen Unwiſſenheit und geiſtige Ohnmacht zuziehen, ja, da dieſe dann meiſtens mit Laͤcherlichkeit oder wahrer Nie¬ dertraͤchtigkeit gepaart ſind, dienen ſie der Ju¬ gend zum Spiel und ſtumpfen allzufruͤh den natuͤrlichen Eckel eines noch nicht erfahrnen Ge¬ muͤthes ab.
Das Talent bedarf keines Schutzes, wenn
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0064"n="55"/>
aus der Reihe der ſtudierenden Juͤnglinge die¬<lb/>
jenigen verſchwinden, die ſich nicht anders als<lb/>
durch Rohheit auszuzeichnen vermoͤgen.</p><lb/><p>Das Reich der Wiſſenſchaften iſt keine De¬<lb/>
mokratie, noch weniger Ochlokratie, ſondern<lb/>
Ariſtokratie im edelſten Sinne. Die Beſten<lb/>ſollen herrſchen. Auch die bloß Unfaͤhigen,<lb/>
welche irgend eine Convenienz empfiehlt, die<lb/>
bloßen ſich vordraͤngenden Schwaͤtzer, die den<lb/>
wiſſenſchaftlichen Stand durch kleine Arten von<lb/>
Induſtrie entehren, ſollen in der gaͤnzlichen<lb/>
Paſſivitaͤt erhalten werden. Von ſelbſt kann<lb/>ſchon niemand der Verachtung entgehen, die<lb/>
ihm in dieſen Verhaͤltniſſen Unwiſſenheit und<lb/>
geiſtige Ohnmacht zuziehen, ja, da dieſe dann<lb/>
meiſtens mit Laͤcherlichkeit oder wahrer Nie¬<lb/>
dertraͤchtigkeit gepaart ſind, dienen ſie der Ju¬<lb/>
gend zum Spiel und ſtumpfen allzufruͤh den<lb/>
natuͤrlichen Eckel eines noch nicht erfahrnen Ge¬<lb/>
muͤthes ab.</p><lb/><p>Das Talent bedarf keines Schutzes, wenn<lb/></p></div></body></text></TEI>
[55/0064]
aus der Reihe der ſtudierenden Juͤnglinge die¬
jenigen verſchwinden, die ſich nicht anders als
durch Rohheit auszuzeichnen vermoͤgen.
Das Reich der Wiſſenſchaften iſt keine De¬
mokratie, noch weniger Ochlokratie, ſondern
Ariſtokratie im edelſten Sinne. Die Beſten
ſollen herrſchen. Auch die bloß Unfaͤhigen,
welche irgend eine Convenienz empfiehlt, die
bloßen ſich vordraͤngenden Schwaͤtzer, die den
wiſſenſchaftlichen Stand durch kleine Arten von
Induſtrie entehren, ſollen in der gaͤnzlichen
Paſſivitaͤt erhalten werden. Von ſelbſt kann
ſchon niemand der Verachtung entgehen, die
ihm in dieſen Verhaͤltniſſen Unwiſſenheit und
geiſtige Ohnmacht zuziehen, ja, da dieſe dann
meiſtens mit Laͤcherlichkeit oder wahrer Nie¬
dertraͤchtigkeit gepaart ſind, dienen ſie der Ju¬
gend zum Spiel und ſtumpfen allzufruͤh den
natuͤrlichen Eckel eines noch nicht erfahrnen Ge¬
muͤthes ab.
Das Talent bedarf keines Schutzes, wenn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/64>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.