nur das Gegentheil nicht begünstigt ist; das Vermögen zu Ideen verschafft sich von selbst die oberste und entschiedenste Wirkung.
Dieß ist die einzige Politik, die in Anse¬ hung aller Anstalten für Wissenschaft statt hat, um sie blühend zu machen, um ihnen so viel möglich Würde nach innen und Ansehen nach außen zu geben. Um die Academieen insbe¬ sondere zu Mustern von Verfassungen zu ma¬ chen, erfoderte es nichts, als was man, ohne ei¬ nen Widerspruch zu begehen, gar nicht umhin kann zu wollen; und da ich wie gesagt die Kluft zwischen Wissen und Handeln überhaupt nicht zugebe, so kann ich sie unter jener Bedingung, auch in Ansehung der Academieen nicht zulassen.
Die Bildung zum vernunftmäßigen Den¬ ken, worunter ich freylich keine bloß oberfläch¬ liche Angewöhnung, sondern eine in das We¬ sen des Menschen selbst übergehende Bildung, die allein auch die ächtwissenschaftliche ist, ver¬ stehe, ist auch die einzige zum vernunftmäßigen
nur das Gegentheil nicht beguͤnſtigt iſt; das Vermoͤgen zu Ideen verſchafft ſich von ſelbſt die oberſte und entſchiedenſte Wirkung.
Dieß iſt die einzige Politik, die in Anſe¬ hung aller Anſtalten fuͤr Wiſſenſchaft ſtatt hat, um ſie bluͤhend zu machen, um ihnen ſo viel moͤglich Wuͤrde nach innen und Anſehen nach außen zu geben. Um die Academieen insbe¬ ſondere zu Muſtern von Verfaſſungen zu ma¬ chen, erfoderte es nichts, als was man, ohne ei¬ nen Widerſpruch zu begehen, gar nicht umhin kann zu wollen; und da ich wie geſagt die Kluft zwiſchen Wiſſen und Handeln uͤberhaupt nicht zugebe, ſo kann ich ſie unter jener Bedingung, auch in Anſehung der Academieen nicht zulaſſen.
Die Bildung zum vernunftmaͤßigen Den¬ ken, worunter ich freylich keine bloß oberflaͤch¬ liche Angewoͤhnung, ſondern eine in das We¬ ſen des Menſchen ſelbſt uͤbergehende Bildung, die allein auch die aͤchtwiſſenſchaftliche iſt, ver¬ ſtehe, iſt auch die einzige zum vernunftmaͤßigen
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nur das Gegentheil nicht beguͤnſtigt iſt; das
Vermoͤgen zu Ideen verſchafft ſich von ſelbſt die
oberſte und entſchiedenſte Wirkung.
Dieß iſt die einzige Politik, die in Anſe¬
hung aller Anſtalten fuͤr Wiſſenſchaft ſtatt hat,
um ſie bluͤhend zu machen, um ihnen ſo viel
moͤglich Wuͤrde nach innen und Anſehen nach
außen zu geben. Um die Academieen insbe¬
ſondere zu Muſtern von Verfaſſungen zu ma¬
chen, erfoderte es nichts, als was man, ohne ei¬
nen Widerſpruch zu begehen, gar nicht umhin
kann zu wollen; und da ich wie geſagt die Kluft
zwiſchen Wiſſen und Handeln uͤberhaupt nicht
zugebe, ſo kann ich ſie unter jener Bedingung,
auch in Anſehung der Academieen nicht zulaſſen.
Die Bildung zum vernunftmaͤßigen Den¬
ken, worunter ich freylich keine bloß oberflaͤch¬
liche Angewoͤhnung, ſondern eine in das We¬
ſen des Menſchen ſelbſt uͤbergehende Bildung,
die allein auch die aͤchtwiſſenſchaftliche iſt, ver¬
ſtehe, iſt auch die einzige zum vernunftmaͤßigen
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/65>, abgerufen am 24.11.2024.
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