seinem Entgegengesetzten ist; denn das Reale wird diesem zufolge als Identität von Möglich¬ keit und Wirklichkeit nur erscheinen können, in wie fern es in sich selbst absolutes Seyn, alles Entgegengesetzte daher von ihm negirt ist.
Ein solches reines Seyn mit Vernei¬ nung aller Thätigkeit ist nun ohne Zweifel der Raum; aber eben derselbe ist auch weder ein Abstractum, denn sonst müßten mehrere Räume seyn, da der Raum in allen Räumen nur Ei¬ ner ist, noch ein Concretum, denn sonst müßte ein abstracter Begriff von ihm seyn, dem er als Besonderes nur unvollkommen angemessen wäre; er ist aber ganz, was er ist, das Seyn erschöpft in ihm den Begriff und er ist ebendeswegen und nur, weil er absolut real ist, auch wieder absolut ideal.
Zu Bestimmung der gleichen Identität, so fern sie im Idealen erscheint, können wir uns unmittelbar des Gegensatzes mit dem Raum bedienen; denn da dieser als reines Seyn mit Negation aller Thätigkeit erscheint, so wird jene dagegen sich als reine Thätigkeit
ſeinem Entgegengeſetzten iſt; denn das Reale wird dieſem zufolge als Identitaͤt von Moͤglich¬ keit und Wirklichkeit nur erſcheinen koͤnnen, in wie fern es in ſich ſelbſt abſolutes Seyn, alles Entgegengeſetzte daher von ihm negirt iſt.
Ein ſolches reines Seyn mit Vernei¬ nung aller Thaͤtigkeit iſt nun ohne Zweifel der Raum; aber eben derſelbe iſt auch weder ein Abſtractum, denn ſonſt muͤßten mehrere Raͤume ſeyn, da der Raum in allen Raͤumen nur Ei¬ ner iſt, noch ein Concretum, denn ſonſt muͤßte ein abſtracter Begriff von ihm ſeyn, dem er als Beſonderes nur unvollkommen angemeſſen waͤre; er iſt aber ganz, was er iſt, das Seyn erſchoͤpft in ihm den Begriff und er iſt ebendeswegen und nur, weil er abſolut real iſt, auch wieder abſolut ideal.
Zu Beſtimmung der gleichen Identitaͤt, ſo fern ſie im Idealen erſcheint, koͤnnen wir uns unmittelbar des Gegenſatzes mit dem Raum bedienen; denn da dieſer als reines Seyn mit Negation aller Thaͤtigkeit erſcheint, ſo wird jene dagegen ſich als reine Thaͤtigkeit
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0098"n="89"/>ſeinem Entgegengeſetzten iſt; denn das Reale<lb/>
wird dieſem zufolge als Identitaͤt von Moͤglich¬<lb/>
keit und Wirklichkeit nur erſcheinen koͤnnen, in<lb/>
wie fern es in ſich ſelbſt abſolutes Seyn, alles<lb/>
Entgegengeſetzte daher von ihm negirt iſt.</p><lb/><p>Ein ſolches reines <hirendition="#g">Seyn</hi> mit Vernei¬<lb/>
nung aller Thaͤtigkeit iſt nun ohne Zweifel der<lb/><hirendition="#g">Raum</hi>; aber eben derſelbe iſt auch weder ein<lb/>
Abſtractum, denn ſonſt muͤßten mehrere Raͤume<lb/>ſeyn, da der Raum in allen Raͤumen nur Ei¬<lb/>
ner iſt, noch ein Concretum, denn ſonſt muͤßte<lb/>
ein abſtracter Begriff von ihm ſeyn, dem er als<lb/>
Beſonderes nur unvollkommen angemeſſen waͤre;<lb/>
er iſt aber ganz, was er iſt, das Seyn erſchoͤpft<lb/>
in ihm den Begriff und er iſt ebendeswegen<lb/>
und nur, weil er abſolut real iſt, auch wieder<lb/>
abſolut ideal.</p><lb/><p>Zu Beſtimmung der gleichen Identitaͤt,<lb/>ſo fern ſie im Idealen erſcheint, koͤnnen wir<lb/>
uns unmittelbar des Gegenſatzes mit dem<lb/>
Raum bedienen; denn da dieſer als reines<lb/>
Seyn mit Negation aller Thaͤtigkeit erſcheint,<lb/>ſo wird jene dagegen ſich als reine Thaͤtigkeit<lb/></p></div></body></text></TEI>
[89/0098]
ſeinem Entgegengeſetzten iſt; denn das Reale
wird dieſem zufolge als Identitaͤt von Moͤglich¬
keit und Wirklichkeit nur erſcheinen koͤnnen, in
wie fern es in ſich ſelbſt abſolutes Seyn, alles
Entgegengeſetzte daher von ihm negirt iſt.
Ein ſolches reines Seyn mit Vernei¬
nung aller Thaͤtigkeit iſt nun ohne Zweifel der
Raum; aber eben derſelbe iſt auch weder ein
Abſtractum, denn ſonſt muͤßten mehrere Raͤume
ſeyn, da der Raum in allen Raͤumen nur Ei¬
ner iſt, noch ein Concretum, denn ſonſt muͤßte
ein abſtracter Begriff von ihm ſeyn, dem er als
Beſonderes nur unvollkommen angemeſſen waͤre;
er iſt aber ganz, was er iſt, das Seyn erſchoͤpft
in ihm den Begriff und er iſt ebendeswegen
und nur, weil er abſolut real iſt, auch wieder
abſolut ideal.
Zu Beſtimmung der gleichen Identitaͤt,
ſo fern ſie im Idealen erſcheint, koͤnnen wir
uns unmittelbar des Gegenſatzes mit dem
Raum bedienen; denn da dieſer als reines
Seyn mit Negation aller Thaͤtigkeit erſcheint,
ſo wird jene dagegen ſich als reine Thaͤtigkeit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/98>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.