mit Verneinung alles Seyns darstellen müs¬ sen; aber aus dem Grunde, daß sie reine Thätigkeit ist, wird sie nach dem angegebenen Princip auch wieder die Identität von sich und dem Entgegengesetzten, von Möglichkeit also und Wirklichkeit seyn. Eine solche Identität ist die reine Zeit. Kein Seyn als solches ist in der Zeit, sondern nur die Veränderungen des Seyns, welche als Thätigkeitsäußerungen und als Negationen des Seyns erscheinen. In der empirischen Zeit geht die Möglichkeit, als Ursache, der Wirklichkeit voran, in der rei¬ nen Zeit ist die erste auch die andere. Als Identität des Allgemeinen und Besondern ist die Zeit so wenig ein abstracter Begriff als ein concretes Ding, und es gilt von ihr in dieser Beziehung alles, was von dem Raume gilt.
Diese Beweise sind hinreichend, einzuse¬ hen, sowohl daß in der reinen Anschauung des Raums und der Zeit eine wahrhaft objective Anschauung der Identität von Möglichkeit und Wirklichkeit als solcher gegeben ist, als auch: daß beyde bloß relative Absolute sind, da weder
mit Verneinung alles Seyns darſtellen muͤſ¬ ſen; aber aus dem Grunde, daß ſie reine Thaͤtigkeit iſt, wird ſie nach dem angegebenen Princip auch wieder die Identitaͤt von ſich und dem Entgegengeſetzten, von Moͤglichkeit alſo und Wirklichkeit ſeyn. Eine ſolche Identitaͤt iſt die reine Zeit. Kein Seyn als ſolches iſt in der Zeit, ſondern nur die Veraͤnderungen des Seyns, welche als Thaͤtigkeitsaͤußerungen und als Negationen des Seyns erſcheinen. In der empiriſchen Zeit geht die Moͤglichkeit, als Urſache, der Wirklichkeit voran, in der rei¬ nen Zeit iſt die erſte auch die andere. Als Identitaͤt des Allgemeinen und Beſondern iſt die Zeit ſo wenig ein abſtracter Begriff als ein concretes Ding, und es gilt von ihr in dieſer Beziehung alles, was von dem Raume gilt.
Dieſe Beweiſe ſind hinreichend, einzuſe¬ hen, ſowohl daß in der reinen Anſchauung des Raums und der Zeit eine wahrhaft objective Anſchauung der Identitaͤt von Moͤglichkeit und Wirklichkeit als ſolcher gegeben iſt, als auch: daß beyde bloß relative Abſolute ſind, da weder
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mit Verneinung alles Seyns darſtellen muͤſ¬
ſen; aber aus dem Grunde, daß ſie reine
Thaͤtigkeit iſt, wird ſie nach dem angegebenen
Princip auch wieder die Identitaͤt von ſich und
dem Entgegengeſetzten, von Moͤglichkeit alſo
und Wirklichkeit ſeyn. Eine ſolche Identitaͤt
iſt die reine Zeit. Kein Seyn als ſolches
iſt in der Zeit, ſondern nur die Veraͤnderungen
des Seyns, welche als Thaͤtigkeitsaͤußerungen
und als Negationen des Seyns erſcheinen.
In der empiriſchen Zeit geht die Moͤglichkeit,
als Urſache, der Wirklichkeit voran, in der rei¬
nen Zeit iſt die erſte auch die andere. Als
Identitaͤt des Allgemeinen und Beſondern iſt
die Zeit ſo wenig ein abſtracter Begriff als ein
concretes Ding, und es gilt von ihr in dieſer
Beziehung alles, was von dem Raume gilt.
Dieſe Beweiſe ſind hinreichend, einzuſe¬
hen, ſowohl daß in der reinen Anſchauung des
Raums und der Zeit eine wahrhaft objective
Anſchauung der Identitaͤt von Moͤglichkeit und
Wirklichkeit als ſolcher gegeben iſt, als auch:
daß beyde bloß relative Abſolute ſind, da weder
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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/99>, abgerufen am 24.11.2024.
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