Schenk, Gottfried Anton: Geschicht–Beschreibung der Stadt Wißbaden. Frankfurt (Main), 1758.verschiedene Muthmassungen solcher Gelehrten selber bestens zu prüfen, und diejenige, welche ihm, die wahrscheinlichste zu seyn düncket, zu erwählen. Zweytens finden sich bey den alten Römischen Schrift-Stellern, Plinio und Ammiano, einige Nachrichten daraus noch weiter ziemlich deutlich abzunehmen ist, daß Wißbaden, um die Zeit, als die Römer in Teutschland gekommen, schon ein angebaueter Bad Ort gewesen sey. Der erste schreibet in seiner Natur-Geschichte L. 31. c. 2. ohngefähr 70. Jahre nach Christi Geburt, also: "Sunt et Mattiaci in Germania fontes calidi, tran Rhenum, quorum haustus triduo fervet. Circa margines, vero pumicem faciunt aquae." Das ist: Es giebt auch bey den Mattiacken in Teutschland, jenseits des Rheins, heisse Brunnen, deren geschöpftes Wasser drey Tage lang warm bleibet. Um den Rand aber leget es einen Bims- oder Sandstein an. Daß durch diese heisse Brunnen der Mattiacken keine andere, als die Wißbadische warme Gesund-Brunnen, verstanden werden, solches wird klar erhellen, wenn wir darthun, daß diese Mattiacken in keiner andern Gegend, als um Wißbaden herum, gewohnet haben. Wir beweisen solches aus folgenden Gründen: Erstlich setzet der gedachte Plinius l. c. diese Mattiacken trans, und Tacitus G. c. 29. ultra Rhenum, das ist, jenseits des Rheins, auf Teutschlandes Grund und Boden. Denn den Römern verschiedene Muthmassungen solcher Gelehrten selber bestens zu prüfen, und diejenige, welche ihm, die wahrscheinlichste zu seyn düncket, zu erwählen. Zweytens finden sich bey den alten Römischen Schrift-Stellern, Plinio und Ammiano, einige Nachrichten daraus noch weiter ziemlich deutlich abzunehmen ist, daß Wißbaden, um die Zeit, als die Römer in Teutschland gekommen, schon ein angebaueter Bad Ort gewesen sey. Der erste schreibet in seiner Natur-Geschichte L. 31. c. 2. ohngefähr 70. Jahre nach Christi Geburt, also: „Sunt et Mattiaci in Germania fontes calidi, tran Rhenum, quorum haustus triduo fervet. Circa margines, vero pumicem faciunt aquae.“ Das ist: Es giebt auch bey den Mattiacken in Teutschland, jenseits des Rheins, heisse Brunnen, deren geschöpftes Wasser drey Tage lang warm bleibet. Um den Rand aber leget es einen Bims- oder Sandstein an. Daß durch diese heisse Brunnen der Mattiacken keine andere, als die Wißbadische warme Gesund-Brunnen, verstanden werden, solches wird klar erhellen, wenn wir darthun, daß diese Mattiacken in keiner andern Gegend, als um Wißbaden herum, gewohnet haben. Wir beweisen solches aus folgenden Gründen: Erstlich setzet der gedachte Plinius l. c. diese Mattiacken trans, und Tacitus G. c. 29. ultra Rhenum, das ist, jenseits des Rheins, auf Teutschlandes Grund und Boden. Denn den Römern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0054" n="18"/> verschiedene Muthmassungen solcher Gelehrten selber bestens zu prüfen, und diejenige, welche ihm, die wahrscheinlichste zu seyn düncket, zu erwählen. Zweytens finden sich bey den alten Römischen Schrift-Stellern, Plinio und Ammiano, einige Nachrichten daraus noch weiter ziemlich deutlich abzunehmen ist, daß Wißbaden, um die Zeit, als die Römer in Teutschland gekommen, schon ein angebaueter Bad Ort gewesen sey. Der erste schreibet in seiner Natur-Geschichte <hi rendition="#aq">L. 31. c. 2.</hi> ohngefähr 70. Jahre nach Christi Geburt, also: <hi rendition="#aq">„Sunt et Mattiaci in Germania fontes calidi, tran Rhenum, quorum haustus triduo fervet. Circa margines, vero pumicem faciunt aquae.“</hi> Das ist: Es giebt auch bey den Mattiacken in Teutschland, jenseits des Rheins, heisse Brunnen, deren geschöpftes Wasser drey Tage lang warm bleibet. Um den Rand aber leget es einen Bims- oder Sandstein an. Daß durch diese heisse Brunnen der Mattiacken keine andere, als die Wißbadische warme Gesund-Brunnen, verstanden werden, solches wird klar erhellen, wenn wir darthun, daß diese Mattiacken in keiner andern Gegend, als um Wißbaden herum, gewohnet haben. Wir beweisen solches aus folgenden Gründen: Erstlich setzet der gedachte Plinius <hi rendition="#aq">l. c.</hi> diese Mattiacken <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">trans,</hi></hi> und Tacitus <hi rendition="#aq">G. c. 29. <hi rendition="#i">ultra</hi> Rhenum,</hi> das ist, jenseits des Rheins, auf Teutschlandes Grund und Boden. Denn den Römern </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0054]
verschiedene Muthmassungen solcher Gelehrten selber bestens zu prüfen, und diejenige, welche ihm, die wahrscheinlichste zu seyn düncket, zu erwählen. Zweytens finden sich bey den alten Römischen Schrift-Stellern, Plinio und Ammiano, einige Nachrichten daraus noch weiter ziemlich deutlich abzunehmen ist, daß Wißbaden, um die Zeit, als die Römer in Teutschland gekommen, schon ein angebaueter Bad Ort gewesen sey. Der erste schreibet in seiner Natur-Geschichte L. 31. c. 2. ohngefähr 70. Jahre nach Christi Geburt, also: „Sunt et Mattiaci in Germania fontes calidi, tran Rhenum, quorum haustus triduo fervet. Circa margines, vero pumicem faciunt aquae.“ Das ist: Es giebt auch bey den Mattiacken in Teutschland, jenseits des Rheins, heisse Brunnen, deren geschöpftes Wasser drey Tage lang warm bleibet. Um den Rand aber leget es einen Bims- oder Sandstein an. Daß durch diese heisse Brunnen der Mattiacken keine andere, als die Wißbadische warme Gesund-Brunnen, verstanden werden, solches wird klar erhellen, wenn wir darthun, daß diese Mattiacken in keiner andern Gegend, als um Wißbaden herum, gewohnet haben. Wir beweisen solches aus folgenden Gründen: Erstlich setzet der gedachte Plinius l. c. diese Mattiacken trans, und Tacitus G. c. 29. ultra Rhenum, das ist, jenseits des Rheins, auf Teutschlandes Grund und Boden. Denn den Römern
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