Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_152.001 c) Ein Zusammenarbeiten bewußter Art, indem ein psc_152.002 d) Jndem eine Veränderung im Einzelnen eindringt, andere psc_152.008 e) Jndem einer überhaupt das ganze Werk durcharbeitend psc_152.013 Zu d) und e) gehören die unwillkürlichen Entstellungen psc_152.018 psc_152.001 c) Ein Zusammenarbeiten bewußter Art, indem ein psc_152.002 d) Jndem eine Veränderung im Einzelnen eindringt, andere psc_152.008 e) Jndem einer überhaupt das ganze Werk durcharbeitend psc_152.013 Zu d) und e) gehören die unwillkürlichen Entstellungen psc_152.018 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0168" n="152"/> <lb n="psc_152.001"/> <p> <hi rendition="#aq">c</hi>) Ein Zusammenarbeiten bewußter Art, indem ein <lb n="psc_152.002"/> Dichter Einschaltungen in ein vorhandenes Werk macht: <lb n="psc_152.003"/> Jnterpolationen. Solche Fälle finden sich sicher überliefert, <lb n="psc_152.004"/> wenn ein Dichter noch erhaltene Gedichte überarbeitet hat, <lb n="psc_152.005"/> z. B. Shakespeare; die Veränderungen, die im Einzelnen angebracht <lb n="psc_152.006"/> werden, gehören hier hinzu.</p> <lb n="psc_152.007"/> <p> <hi rendition="#aq">d</hi>) Jndem eine Veränderung im Einzelnen eindringt, andere <lb n="psc_152.008"/> Partien aber nicht antastet (partielle Überarbeitung). <lb n="psc_152.009"/> Dies ist ein äußerst fruchtbares Gebiet, besonders für die <lb n="psc_152.010"/> Volkspoesie; hierher gehören auch die unwillkürlichen Entstellungen <lb n="psc_152.011"/> der Überlieferung.</p> <lb n="psc_152.012"/> <p> <hi rendition="#aq">e</hi>) Jndem einer überhaupt das ganze Werk durcharbeitend <lb n="psc_152.013"/> umformt (totale Überarbeitung). So wenn man im <lb n="psc_152.014"/> 15. Jahrhundert ältere Gedichte aus Versen in Prosa umgearbeitet <lb n="psc_152.015"/> hat. Auch gewisse Übersetzungen, die Goethe „travestirende“ <lb n="psc_152.016"/> nennt, gehören hierher, z. B. die höfischen Epen.</p> <lb n="psc_152.017"/> <p> Zu <hi rendition="#aq">d</hi>) und <hi rendition="#aq">e</hi>) gehören die unwillkürlichen Entstellungen <lb n="psc_152.018"/> des improvisirenden Vortrags ebenso, wie das einheitliche <lb n="psc_152.019"/> Zusammenarbeiten von nach <hi rendition="#aq">b) c</hi>) entstandenen Werken. Ein <lb n="psc_152.020"/> Werk, das nach <hi rendition="#aq">c</hi>) entstanden ist und dann einheitlich überarbeitet <lb n="psc_152.021"/> wurde, ist z. B. nach Lachmann die Nibelungenhandschrift <lb n="psc_152.022"/> <hi rendition="#aq">C</hi>: eine einheitliche Umarbeitung eines interpolirten <lb n="psc_152.023"/> Werks. Am wichtigsten aber sind jene unwillkürlichen Entstellungen <lb n="psc_152.024"/> des Vortrags: fassen wir die Volkslieder des <lb n="psc_152.025"/> 16. Jahrhunderts ins Auge, so finden wir an sehr vielen <lb n="psc_152.026"/> Stellen ältere Gedichte, die noch im 14. Jahrhundert entstanden <lb n="psc_152.027"/> sein mögen; die meisten verrathen verschiedene Hände. <lb n="psc_152.028"/> Dann ist der ursprüngliche Zusammenhang durch den Gesang </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0168]
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c) Ein Zusammenarbeiten bewußter Art, indem ein psc_152.002
Dichter Einschaltungen in ein vorhandenes Werk macht: psc_152.003
Jnterpolationen. Solche Fälle finden sich sicher überliefert, psc_152.004
wenn ein Dichter noch erhaltene Gedichte überarbeitet hat, psc_152.005
z. B. Shakespeare; die Veränderungen, die im Einzelnen angebracht psc_152.006
werden, gehören hier hinzu.
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d) Jndem eine Veränderung im Einzelnen eindringt, andere psc_152.008
Partien aber nicht antastet (partielle Überarbeitung). psc_152.009
Dies ist ein äußerst fruchtbares Gebiet, besonders für die psc_152.010
Volkspoesie; hierher gehören auch die unwillkürlichen Entstellungen psc_152.011
der Überlieferung.
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e) Jndem einer überhaupt das ganze Werk durcharbeitend psc_152.013
umformt (totale Überarbeitung). So wenn man im psc_152.014
15. Jahrhundert ältere Gedichte aus Versen in Prosa umgearbeitet psc_152.015
hat. Auch gewisse Übersetzungen, die Goethe „travestirende“ psc_152.016
nennt, gehören hierher, z. B. die höfischen Epen.
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Zu d) und e) gehören die unwillkürlichen Entstellungen psc_152.018
des improvisirenden Vortrags ebenso, wie das einheitliche psc_152.019
Zusammenarbeiten von nach b) c) entstandenen Werken. Ein psc_152.020
Werk, das nach c) entstanden ist und dann einheitlich überarbeitet psc_152.021
wurde, ist z. B. nach Lachmann die Nibelungenhandschrift psc_152.022
C: eine einheitliche Umarbeitung eines interpolirten psc_152.023
Werks. Am wichtigsten aber sind jene unwillkürlichen Entstellungen psc_152.024
des Vortrags: fassen wir die Volkslieder des psc_152.025
16. Jahrhunderts ins Auge, so finden wir an sehr vielen psc_152.026
Stellen ältere Gedichte, die noch im 14. Jahrhundert entstanden psc_152.027
sein mögen; die meisten verrathen verschiedene Hände. psc_152.028
Dann ist der ursprüngliche Zusammenhang durch den Gesang
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