Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_166.001 Die Lebhaftigkeit der Phantasie besteht zunächst in der psc_166.004 Der Phantasie stehen nun aber für die Umwandlung psc_166.013 Ein anderes Verfahren ist die Einführung von Negationen: psc_166.026 psc_166.001 Die Lebhaftigkeit der Phantasie besteht zunächst in der psc_166.004 Der Phantasie stehen nun aber für die Umwandlung psc_166.013 Ein anderes Verfahren ist die Einführung von Negationen: psc_166.026 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0182" n="166"/><lb n="psc_166.001"/> sind, deren jeder wieder Tausende von aneinander hängenden <lb n="psc_166.002"/> Vorstellungen aufregt.</p> <lb n="psc_166.003"/> <p> Die Lebhaftigkeit der Phantasie besteht zunächst in der <lb n="psc_166.004"/> Leichtigkeit vielfacher Jdeenassociation. Dem phantasievollen <lb n="psc_166.005"/> Menschen fallen bei jedem starken Eindruck und bei jeder <lb n="psc_166.006"/> Concentration auf eine einzelne Vorstellung unzählige andere <lb n="psc_166.007"/> Vorstellungen ein, die damit zusammenhängen. Ein Samen <lb n="psc_166.008"/> fällt: und es entsprießt sofort ein ganzes Blumenbeet, aus <lb n="psc_166.009"/> dem er die Wahl hat, zu pflücken was ihm beliebt. Das <lb n="psc_166.010"/> Blumenbeet liefert die Phantasie; bei der Auswahl des <lb n="psc_166.011"/> Pflückens muß der Verstand helfen.</p> <lb n="psc_166.012"/> <p> Der Phantasie stehen nun aber für die Umwandlung <lb n="psc_166.013"/> der in der Erinnerung bewahrten Thatsachen verschiedene <lb n="psc_166.014"/> Methoden zu Gebote. Jmmer sind es Combinationen verschiedener <lb n="psc_166.015"/> Vorstellungen. Eine große Rolle spielen dabei die <lb n="psc_166.016"/> Größenvorstellungen. Vieles, worin man eine besondere <lb n="psc_166.017"/> Fruchtbarkeit der Phantasie zu erblicken pflegt, beruht nur <lb n="psc_166.018"/> auf Steigerung: große Zahlen, große Zeiträume, große <lb n="psc_166.019"/> Raumdimensionen, die man zu einer gegebenen Vorstellung <lb n="psc_166.020"/> hinzubringt, so daß die kleinen Verhältnisse multiplicirt <lb n="psc_166.021"/> werden. So z. B. Schillers Beschreibung der Charybdis <lb n="psc_166.022"/> im „Taucher“ nach dem Muster — eines Mühlbachs, dessen <lb n="psc_166.023"/> Sprudeln er einfach ins Große projicirt und mit homerischer <lb n="psc_166.024"/> Überlieferung combinirt.</p> <lb n="psc_166.025"/> <p> Ein anderes Verfahren ist die Einführung von Negationen: <lb n="psc_166.026"/> z. B. das Unendliche, das Wüste, Meer, Ebene, <lb n="psc_166.027"/> moralische Leerheit, dumpfes Brüten, kurz was sich über <lb n="psc_166.028"/> weite Ausdehnung erstreckt, wird dargestellt durch Negationen; </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0182]
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sind, deren jeder wieder Tausende von aneinander hängenden psc_166.002
Vorstellungen aufregt.
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Die Lebhaftigkeit der Phantasie besteht zunächst in der psc_166.004
Leichtigkeit vielfacher Jdeenassociation. Dem phantasievollen psc_166.005
Menschen fallen bei jedem starken Eindruck und bei jeder psc_166.006
Concentration auf eine einzelne Vorstellung unzählige andere psc_166.007
Vorstellungen ein, die damit zusammenhängen. Ein Samen psc_166.008
fällt: und es entsprießt sofort ein ganzes Blumenbeet, aus psc_166.009
dem er die Wahl hat, zu pflücken was ihm beliebt. Das psc_166.010
Blumenbeet liefert die Phantasie; bei der Auswahl des psc_166.011
Pflückens muß der Verstand helfen.
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Der Phantasie stehen nun aber für die Umwandlung psc_166.013
der in der Erinnerung bewahrten Thatsachen verschiedene psc_166.014
Methoden zu Gebote. Jmmer sind es Combinationen verschiedener psc_166.015
Vorstellungen. Eine große Rolle spielen dabei die psc_166.016
Größenvorstellungen. Vieles, worin man eine besondere psc_166.017
Fruchtbarkeit der Phantasie zu erblicken pflegt, beruht nur psc_166.018
auf Steigerung: große Zahlen, große Zeiträume, große psc_166.019
Raumdimensionen, die man zu einer gegebenen Vorstellung psc_166.020
hinzubringt, so daß die kleinen Verhältnisse multiplicirt psc_166.021
werden. So z. B. Schillers Beschreibung der Charybdis psc_166.022
im „Taucher“ nach dem Muster — eines Mühlbachs, dessen psc_166.023
Sprudeln er einfach ins Große projicirt und mit homerischer psc_166.024
Überlieferung combinirt.
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Ein anderes Verfahren ist die Einführung von Negationen: psc_166.026
z. B. das Unendliche, das Wüste, Meer, Ebene, psc_166.027
moralische Leerheit, dumpfes Brüten, kurz was sich über psc_166.028
weite Ausdehnung erstreckt, wird dargestellt durch Negationen;
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(2015-09-30T09:54:39Z)
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