Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_167.001 Aber nicht bloß Reichthum und Mannigfaltigkeit sind psc_167.004 Nach beiden Seiten hin ist folgende Betrachtung psc_167.009 Die Production der Phantasie ist Reproduction, sagten psc_167.011 Hier tritt also das Verhältniß zwischen Außenwelt und psc_167.018 Und wie sich die Eindrücke der Sinne in der Seele psc_167.022 Soll ich mir einen zornigen Mann vorstellen, so muß psc_167.027 psc_167.001 Aber nicht bloß Reichthum und Mannigfaltigkeit sind psc_167.004 Nach beiden Seiten hin ist folgende Betrachtung psc_167.009 Die Production der Phantasie ist Reproduction, sagten psc_167.011 Hier tritt also das Verhältniß zwischen Außenwelt und psc_167.018 Und wie sich die Eindrücke der Sinne in der Seele psc_167.022 Soll ich mir einen zornigen Mann vorstellen, so muß psc_167.027 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0183" n="167"/><lb n="psc_167.001"/> man citirt, was nicht vorhanden ist, aber vorhanden sein <lb n="psc_167.002"/> könnte.</p> <lb n="psc_167.003"/> <p> Aber nicht bloß Reichthum und Mannigfaltigkeit sind <lb n="psc_167.004"/> charakteristisch für die große, lebhafte Phantasie, sondern <lb n="psc_167.005"/> auch die Deutlichkeit der einzelnen Vorstellungen und die <lb n="psc_167.006"/> rasche Bestimmtheit, in der sich das Bild verdeutlicht, sowie <lb n="psc_167.007"/> man darauf verweilt.</p> <lb n="psc_167.008"/> <p> Nach beiden Seiten hin ist folgende Betrachtung <lb n="psc_167.009"/> wichtig:</p> <lb n="psc_167.010"/> <p> Die Production der Phantasie ist Reproduction, sagten <lb n="psc_167.011"/> wir schon. Das Material sind die empfangenen Vorstellungen, <lb n="psc_167.012"/> welche direct oder indirect der Niederschlag der Natur, d. h. <lb n="psc_167.013"/> hier der Außenwelt, in den menschlichen Geist, in die Phantasie <lb n="psc_167.014"/> sind — und neben diesen empfangenen Vorstellungen <lb n="psc_167.015"/> die Fäden, die zwischen ihnen hin und her laufen und die <lb n="psc_167.016"/> Combinationen vermitteln.</p> <lb n="psc_167.017"/> <p> Hier tritt also das Verhältniß zwischen Außenwelt und <lb n="psc_167.018"/> individueller Seele als bestimmend ein. Aber die Außenwelt <lb n="psc_167.019"/> hat ihren Zugang zum unendlichen Geiste durch die <lb n="psc_167.020"/> <hi rendition="#g">Sinne.</hi></p> <lb n="psc_167.021"/> <p> Und wie sich die Eindrücke der Sinne in der Seele <lb n="psc_167.022"/> treffen, so können sie sich auch unter einander verketten und <lb n="psc_167.023"/> einander gegenseitig reproduciren und zusammenhelfen, wo <lb n="psc_167.024"/> es gilt, einen Eindruck, an dem sie alle Theil haben, zu <lb n="psc_167.025"/> reproduciren.</p> <lb n="psc_167.026"/> <p> Soll ich mir einen zornigen Mann vorstellen, so muß <lb n="psc_167.027"/> mir das innere Auge ihn bis ins Einzelne in Umriß, Gestalt, <lb n="psc_167.028"/> Farbe zeigen, und das innere Ohr muß mir seine </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [167/0183]
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man citirt, was nicht vorhanden ist, aber vorhanden sein psc_167.002
könnte.
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Aber nicht bloß Reichthum und Mannigfaltigkeit sind psc_167.004
charakteristisch für die große, lebhafte Phantasie, sondern psc_167.005
auch die Deutlichkeit der einzelnen Vorstellungen und die psc_167.006
rasche Bestimmtheit, in der sich das Bild verdeutlicht, sowie psc_167.007
man darauf verweilt.
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Nach beiden Seiten hin ist folgende Betrachtung psc_167.009
wichtig:
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Die Production der Phantasie ist Reproduction, sagten psc_167.011
wir schon. Das Material sind die empfangenen Vorstellungen, psc_167.012
welche direct oder indirect der Niederschlag der Natur, d. h. psc_167.013
hier der Außenwelt, in den menschlichen Geist, in die Phantasie psc_167.014
sind — und neben diesen empfangenen Vorstellungen psc_167.015
die Fäden, die zwischen ihnen hin und her laufen und die psc_167.016
Combinationen vermitteln.
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Hier tritt also das Verhältniß zwischen Außenwelt und psc_167.018
individueller Seele als bestimmend ein. Aber die Außenwelt psc_167.019
hat ihren Zugang zum unendlichen Geiste durch die psc_167.020
Sinne.
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Und wie sich die Eindrücke der Sinne in der Seele psc_167.022
treffen, so können sie sich auch unter einander verketten und psc_167.023
einander gegenseitig reproduciren und zusammenhelfen, wo psc_167.024
es gilt, einen Eindruck, an dem sie alle Theil haben, zu psc_167.025
reproduciren.
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Soll ich mir einen zornigen Mann vorstellen, so muß psc_167.027
mir das innere Auge ihn bis ins Einzelne in Umriß, Gestalt, psc_167.028
Farbe zeigen, und das innere Ohr muß mir seine
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