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Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.

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epitheton ornans erscheint der Dichter; und es ist also psc_247.002
ganz falsch, wenn man sich hierfür auf Homer beruft. -- psc_247.003
Wirklich verschwinden muß der Dichter im Drama, wo er psc_247.004
ja auch gar nicht erscheinen kann; hier könnte ja höchstens psc_247.005
eine auftretende Person von einer kommenden Figur dergleichen psc_247.006
sagen. -- So ist es an sich auch durchaus erlaubt, psc_247.007
daß der epische Dichter selbst Reflexionen einmischt, und psc_247.008
didaktische Elemente einfügt; das ist eben nichts Anderes, als psc_247.009
wenn die Personen, die er auftreten läßt, didaktische Äußerungen psc_247.010
thun. Auch die subjective Auffassung (s. "Jnnere Form") psc_247.011
hat dadurch besonders viel Raum, daß eben die Einmischung psc_247.012
der Person des Dichters erlaubt ist; und darauf ruht ganz psc_247.013
Ursprung und Möglichkeit des humoristischen Romans bei psc_247.014
Sterne und Jean Paul.

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Aber gewiß ist dies ein Kennzeichen verschiedenen Stils psc_247.016
und deshalb darauf zu achten, wie weit und in welcher Form psc_247.017
der Dichter sich einmischt, wie stark er sich durch Epitheta, psc_247.018
durch Reflexionen u. s. w. geltend macht. Das ist wohl psc_247.019
wichtig für die Art der Erzählung; aber ein bestimmtes psc_247.020
Gesetz hierüber existirt nicht. Es giebt hier kein Soll, keine psc_247.021
allein seligmachende Form des Epos. --

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Es müssen noch andere Unterscheidungen erwähnt werden. psc_247.023
Wir scheiden:

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Kleine und große,

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Poetische und prosaische Erzählungen.

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Zu den kleinen poetischen Erzählungen gehören die psc_247.027
epischen Lieder des 9. und 10., die Volkslieder des 15. und

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epitheton ornans erscheint der Dichter; und es ist also psc_247.002
ganz falsch, wenn man sich hierfür auf Homer beruft. — psc_247.003
Wirklich verschwinden muß der Dichter im Drama, wo er psc_247.004
ja auch gar nicht erscheinen kann; hier könnte ja höchstens psc_247.005
eine auftretende Person von einer kommenden Figur dergleichen psc_247.006
sagen. — So ist es an sich auch durchaus erlaubt, psc_247.007
daß der epische Dichter selbst Reflexionen einmischt, und psc_247.008
didaktische Elemente einfügt; das ist eben nichts Anderes, als psc_247.009
wenn die Personen, die er auftreten läßt, didaktische Äußerungen psc_247.010
thun. Auch die subjective Auffassung (s. „Jnnere Form“) psc_247.011
hat dadurch besonders viel Raum, daß eben die Einmischung psc_247.012
der Person des Dichters erlaubt ist; und darauf ruht ganz psc_247.013
Ursprung und Möglichkeit des humoristischen Romans bei psc_247.014
Sterne und Jean Paul.

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  Aber gewiß ist dies ein Kennzeichen verschiedenen Stils psc_247.016
und deshalb darauf zu achten, wie weit und in welcher Form psc_247.017
der Dichter sich einmischt, wie stark er sich durch Epitheta, psc_247.018
durch Reflexionen u. s. w. geltend macht. Das ist wohl psc_247.019
wichtig für die Art der Erzählung; aber ein bestimmtes psc_247.020
Gesetz hierüber existirt nicht. Es giebt hier kein Soll, keine psc_247.021
allein seligmachende Form des Epos. —

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  Es müssen noch andere Unterscheidungen erwähnt werden. psc_247.023
Wir scheiden:

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Kleine und große,

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Poetische und prosaische Erzählungen.

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[247/0263] psc_247.001 epitheton ornans erscheint der Dichter; und es ist also psc_247.002 ganz falsch, wenn man sich hierfür auf Homer beruft. — psc_247.003 Wirklich verschwinden muß der Dichter im Drama, wo er psc_247.004 ja auch gar nicht erscheinen kann; hier könnte ja höchstens psc_247.005 eine auftretende Person von einer kommenden Figur dergleichen psc_247.006 sagen. — So ist es an sich auch durchaus erlaubt, psc_247.007 daß der epische Dichter selbst Reflexionen einmischt, und psc_247.008 didaktische Elemente einfügt; das ist eben nichts Anderes, als psc_247.009 wenn die Personen, die er auftreten läßt, didaktische Äußerungen psc_247.010 thun. Auch die subjective Auffassung (s. „Jnnere Form“) psc_247.011 hat dadurch besonders viel Raum, daß eben die Einmischung psc_247.012 der Person des Dichters erlaubt ist; und darauf ruht ganz psc_247.013 Ursprung und Möglichkeit des humoristischen Romans bei psc_247.014 Sterne und Jean Paul. psc_247.015   Aber gewiß ist dies ein Kennzeichen verschiedenen Stils psc_247.016 und deshalb darauf zu achten, wie weit und in welcher Form psc_247.017 der Dichter sich einmischt, wie stark er sich durch Epitheta, psc_247.018 durch Reflexionen u. s. w. geltend macht. Das ist wohl psc_247.019 wichtig für die Art der Erzählung; aber ein bestimmtes psc_247.020 Gesetz hierüber existirt nicht. Es giebt hier kein Soll, keine psc_247.021 allein seligmachende Form des Epos. — psc_247.022   Es müssen noch andere Unterscheidungen erwähnt werden. psc_247.023 Wir scheiden: psc_247.024 Kleine und große, psc_247.025 Poetische und prosaische Erzählungen. psc_247.026   Zu den kleinen poetischen Erzählungen gehören die psc_247.027 epischen Lieder des 9. und 10., die Volkslieder des 15. und

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Zitationshilfe: Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scherer_poetik_1888/263>, abgerufen am 22.11.2024.