Scherer, Wilhelm: Poetik. Hrsg. v. Richard M. Meyer. Berlin, 1888.psc_064.001 Es ist nun aber sehr leicht zu zeigen, daß diese historischen psc_064.002 Hiernach werden Sie einigermaßen vorbereitet sein, um psc_064.022 psc_064.001 Es ist nun aber sehr leicht zu zeigen, daß diese historischen psc_064.002 Hiernach werden Sie einigermaßen vorbereitet sein, um psc_064.022 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0080" n="64"/> <lb n="psc_064.001"/> <p> Es ist nun aber sehr leicht zu zeigen, daß diese historischen <lb n="psc_064.002"/> Gegensätze die Sache entfernt nicht erschöpfen, daß <lb n="psc_064.003"/> diese Unterschiede nur besonders sichtbar auf einer Scala <lb n="psc_064.004"/> liegen, die noch ganz andere Stufen hat. Aber wie hier die <lb n="psc_064.005"/> Aesthetik von der Geschichte lernte und von der historischen <lb n="psc_064.006"/> Betrachtungsweise (die zugleich die philologische ist) zur Unparteilichkeit <lb n="psc_064.007"/> gezwungen worden ist, so soll sie durchweg und <lb n="psc_064.008"/> consequent von der Geschichte lernen und unparteilich verfahren, <lb n="psc_064.009"/> allen Erscheinungen der Dichtkunst und allen Völkern <lb n="psc_064.010"/> der Erde gerecht werden und ihnen im System ihre Stelle <lb n="psc_064.011"/> vorbehalten — und nicht vorschnell von Gut und Schlecht <lb n="psc_064.012"/> reden, sondern höchstens von größern oder geringern, oder <lb n="psc_064.013"/> noch lieber von den <hi rendition="#g">verschiedenen</hi> Wirkungen, welche durch <lb n="psc_064.014"/> verschiedene Arten der Poesie hervorgebracht werden. Jn der <lb n="psc_064.015"/> Analyse der Wirkungen werden zum Theil allerdings Werthurtheile <lb n="psc_064.016"/> gegeben. Eine Poesie, von der gesagt werden kann, <lb n="psc_064.017"/> daß sie auf die edelsten Menschen aller Zeiten gewirkt hat, <lb n="psc_064.018"/> ist gewiß werthvoller als eine andere. Aber weiter braucht <lb n="psc_064.019"/> die Aesthetik nicht zu gehen; des Urtheils über Gut und <lb n="psc_064.020"/> Schlecht kann sie sich gänzlich enthalten.</p> <lb n="psc_064.021"/> <p> Hiernach werden Sie einigermaßen vorbereitet sein, um <lb n="psc_064.022"/> die Berechtigung des Programms einzusehen, das ich für <lb n="psc_064.023"/> eine künftige Poetik in der „Geschichte der deutschen Litteratur“ <lb n="psc_064.024"/> S. 770 aufstellte: „Kann selbst die Theorie der Poesie mehr <lb n="psc_064.025"/> erstreben, als eine vollständige Beschreibung der vorhandenen <lb n="psc_064.026"/> (und vielleicht versuchsweise der möglichen) Formen dichterischer <lb n="psc_064.027"/> Production? Eine vollständige Beschreibung, d. h. eine </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0080]
psc_064.001
Es ist nun aber sehr leicht zu zeigen, daß diese historischen psc_064.002
Gegensätze die Sache entfernt nicht erschöpfen, daß psc_064.003
diese Unterschiede nur besonders sichtbar auf einer Scala psc_064.004
liegen, die noch ganz andere Stufen hat. Aber wie hier die psc_064.005
Aesthetik von der Geschichte lernte und von der historischen psc_064.006
Betrachtungsweise (die zugleich die philologische ist) zur Unparteilichkeit psc_064.007
gezwungen worden ist, so soll sie durchweg und psc_064.008
consequent von der Geschichte lernen und unparteilich verfahren, psc_064.009
allen Erscheinungen der Dichtkunst und allen Völkern psc_064.010
der Erde gerecht werden und ihnen im System ihre Stelle psc_064.011
vorbehalten — und nicht vorschnell von Gut und Schlecht psc_064.012
reden, sondern höchstens von größern oder geringern, oder psc_064.013
noch lieber von den verschiedenen Wirkungen, welche durch psc_064.014
verschiedene Arten der Poesie hervorgebracht werden. Jn der psc_064.015
Analyse der Wirkungen werden zum Theil allerdings Werthurtheile psc_064.016
gegeben. Eine Poesie, von der gesagt werden kann, psc_064.017
daß sie auf die edelsten Menschen aller Zeiten gewirkt hat, psc_064.018
ist gewiß werthvoller als eine andere. Aber weiter braucht psc_064.019
die Aesthetik nicht zu gehen; des Urtheils über Gut und psc_064.020
Schlecht kann sie sich gänzlich enthalten.
psc_064.021
Hiernach werden Sie einigermaßen vorbereitet sein, um psc_064.022
die Berechtigung des Programms einzusehen, das ich für psc_064.023
eine künftige Poetik in der „Geschichte der deutschen Litteratur“ psc_064.024
S. 770 aufstellte: „Kann selbst die Theorie der Poesie mehr psc_064.025
erstreben, als eine vollständige Beschreibung der vorhandenen psc_064.026
(und vielleicht versuchsweise der möglichen) Formen dichterischer psc_064.027
Production? Eine vollständige Beschreibung, d. h. eine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |