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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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jenem/ der gesehen worden zu Basel A. 1557. den 23. Jun. so auch von 8. uh-
ren bis 11. gewähret hat/ nach der Zeugnuß Aldrovand. Hist. Monstr.
pag.
744. Fraget man nach der natürlichen ursach/ so werden die Car-
tesianer nach anleitung ihres subtilen Lehrmeisters Meteor. c. 9. sich
vorbilden/ viel in den Wolken hangende kleine runde/ abgeebnete/ oder
auch Sternförmige Eißtheilchen/ welche in obbedeuteter kalten Nacht die
Luft angefüllet/ und kraft ihrer gestalt die eingefallenen Mondes-stralen in
gleichen winklen ringsweis gebrochen haben. Es wil aber dise Cartesiani-
sche vernünftelung der heutigen delitaten Welt nicht ein/ als welche die zeu-
gung obbenenter sternförmigen Eisstüklein haltet vor allzu einbildisch/ und
von der Natur entfehrnt/ gleich sie auch die thauichte Wolken/ darinn der
Regenbogen abgebildet wird/ nicht ansihet vor wirkliche Tröpflein/ sondern
vilmehr/ und mit kräftigen (in denen so genanten Memoires de Trevoux
1701. p.
235. 273. eingeführten) gründen darthut/ daß es seyen kleine runde/
hole/ leichte Wasserbläslein/ in welchen die Liechtsstralen gleichfals können
ihre spilungen haben/ wie durch die tröpflein. Gewiß ist diß/ daß bey erschei-
nung gegenwertiger Geschicht die Luft angefüllet gewesen mit vilen wässerich-
ten Dünsten/ welche sich innert wenig tagen hetten können in tröpflein/ oder
Schneefloken samlen/ und also das kalte helle wetter verwandlen in Regen
oder Schnee/ wie dann wirklich dise Enderung erfolget den 8. und 9. diß lau-
fenden Monats/ in welchen tagen auch das Queksilber in denen so genanten
Wettergläseren merklich/ bey außlährung des Lufts gefallen; und hierauß
zuzeuhen/ die muthmaßliche Wahrheit/ daß auf dergleichen Mondes-Ringe
gemeinlich folgen Wind- und Regnichte Witterungen/ welches auch bekräf-
tigen die Seefahrer/ nach der Zeugnuß Dampier Voyag. T. l. p. 495. Um
so vil eher köute man die gefolgte Wetter-Enderung vorsagen die folgende
Nacht den 6. Febr. in welcher auch noch etwas von dem vornächtigen Monds-
Ring in vorschein kommen. Ob disere folge besser begründet als jene Joh.
Halleri,
welcher in seiner Chronic. Msc. ad Ann. 1533. merket/ daß auf sol-
chen domals gesehenen Mond-Ring- oder Regenbogen kommen
seyen schwermütige Zeiten/ überlasse dem ver-
nünftigen Leser.

jenem/ der geſehen worden zu Baſel A. 1557. den 23. Jun. ſo auch von 8. uh-
ren bis 11. gewaͤhret hat/ nach der Zeugnuß Aldrovand. Hiſt. Monſtr.
pag.
744. Fraget man nach der natuͤrlichen urſach/ ſo werden die Car-
teſianer nach anleitung ihres ſubtilen Lehrmeiſters Meteor. c. 9. ſich
vorbilden/ viel in den Wolken hangende kleine runde/ abgeebnete/ oder
auch Sternfoͤrmige Eißtheilchen/ welche in obbedeuteter kalten Nacht die
Luft angefuͤllet/ und kraft ihrer geſtalt die eingefallenen Mondes-ſtralen in
gleichen winklen ringsweis gebrochen haben. Es wil aber diſe Carteſiani-
ſche vernuͤnftelung der heutigen delitaten Welt nicht ein/ als welche die zeu-
gung obbenenter ſternfoͤrmigen Eisſtuͤklein haltet vor allzu einbildiſch/ und
von der Natur entfehrnt/ gleich ſie auch die thauichte Wolken/ darinn der
Regenbogen abgebildet wird/ nicht anſihet vor wirkliche Troͤpflein/ ſondern
vilmehr/ und mit kraͤftigen (in denen ſo genanten Memoires de Trevoux
1701. p.
235. 273. eingefuͤhrten) gruͤnden darthut/ daß es ſeyen kleine runde/
hole/ leichte Waſſerblaͤslein/ in welchen die Liechtsſtralen gleichfals koͤnnen
ihre ſpilungen haben/ wie durch die troͤpflein. Gewiß iſt diß/ daß bey erſchei-
nung gegenwertiger Geſchicht die Luft angefuͤllet geweſen mit vilen waͤſſerich-
ten Duͤnſten/ welche ſich iñert wenig tagen hetten koͤnnen in troͤpflein/ oder
Schneefloken ſamlen/ und alſo das kalte helle wetter verwandlen in Regen
oder Schnee/ wie dann wirklich diſe Enderung erfolget den 8. und 9. diß lau-
fenden Monats/ in welchen tagen auch das Quekſilber in denen ſo genanten
Wetterglaͤſeren merklich/ bey außlaͤhrung des Lufts gefallen; und hierauß
zuzeuhen/ die muthmaßliche Wahrheit/ daß auf dergleichen Mondes-Ringe
gemeinlich folgen Wind- und Regnichte Witterungen/ welches auch bekraͤf-
tigen die Seefahrer/ nach der Zeugnuß Dampier Voyag. T. l. p. 495. Um
ſo vil eher koͤute man die gefolgte Wetter-Enderung vorſagen die folgende
Nacht den 6. Febr. in welcher auch noch etwas von dem vornaͤchtigen Monds-
Ring in vorſchein kommen. Ob diſere folge beſſer begruͤndet als jene Joh.
Halleri,
welcher in ſeiner Chronic. Mſc. ad Añ. 1533. merket/ daß auf ſol-
chen domals geſehenen Mond-Ring- oder Regenbogen kommen
ſeyen ſchwermuͤtige Zeiten/ uͤberlaſſe dem ver-
nuͤnftigen Leſer.

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[4/0015] jenem/ der geſehen worden zu Baſel A. 1557. den 23. Jun. ſo auch von 8. uh- ren bis 11. gewaͤhret hat/ nach der Zeugnuß Aldrovand. Hiſt. Monſtr. pag. 744. Fraget man nach der natuͤrlichen urſach/ ſo werden die Car- teſianer nach anleitung ihres ſubtilen Lehrmeiſters Meteor. c. 9. ſich vorbilden/ viel in den Wolken hangende kleine runde/ abgeebnete/ oder auch Sternfoͤrmige Eißtheilchen/ welche in obbedeuteter kalten Nacht die Luft angefuͤllet/ und kraft ihrer geſtalt die eingefallenen Mondes-ſtralen in gleichen winklen ringsweis gebrochen haben. Es wil aber diſe Carteſiani- ſche vernuͤnftelung der heutigen delitaten Welt nicht ein/ als welche die zeu- gung obbenenter ſternfoͤrmigen Eisſtuͤklein haltet vor allzu einbildiſch/ und von der Natur entfehrnt/ gleich ſie auch die thauichte Wolken/ darinn der Regenbogen abgebildet wird/ nicht anſihet vor wirkliche Troͤpflein/ ſondern vilmehr/ und mit kraͤftigen (in denen ſo genanten Memoires de Trevoux 1701. p. 235. 273. eingefuͤhrten) gruͤnden darthut/ daß es ſeyen kleine runde/ hole/ leichte Waſſerblaͤslein/ in welchen die Liechtsſtralen gleichfals koͤnnen ihre ſpilungen haben/ wie durch die troͤpflein. Gewiß iſt diß/ daß bey erſchei- nung gegenwertiger Geſchicht die Luft angefuͤllet geweſen mit vilen waͤſſerich- ten Duͤnſten/ welche ſich iñert wenig tagen hetten koͤnnen in troͤpflein/ oder Schneefloken ſamlen/ und alſo das kalte helle wetter verwandlen in Regen oder Schnee/ wie dann wirklich diſe Enderung erfolget den 8. und 9. diß lau- fenden Monats/ in welchen tagen auch das Quekſilber in denen ſo genanten Wetterglaͤſeren merklich/ bey außlaͤhrung des Lufts gefallen; und hierauß zuzeuhen/ die muthmaßliche Wahrheit/ daß auf dergleichen Mondes-Ringe gemeinlich folgen Wind- und Regnichte Witterungen/ welches auch bekraͤf- tigen die Seefahrer/ nach der Zeugnuß Dampier Voyag. T. l. p. 495. Um ſo vil eher koͤute man die gefolgte Wetter-Enderung vorſagen die folgende Nacht den 6. Febr. in welcher auch noch etwas von dem vornaͤchtigen Monds- Ring in vorſchein kommen. Ob diſere folge beſſer begruͤndet als jene Joh. Halleri, welcher in ſeiner Chronic. Mſc. ad Añ. 1533. merket/ daß auf ſol- chen domals geſehenen Mond-Ring- oder Regenbogen kommen ſeyen ſchwermuͤtige Zeiten/ uͤberlaſſe dem ver- nuͤnftigen Leſer.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/15>, abgerufen am 29.04.2024.