Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.tenden Regenwetters in dem Brachm. vil ligendes Heu/ welches sonst ge- A. 1686. hatte man fast den ganzen Winter durch keinen Schnee/ und Zu nutzmachung dessen/ was bisher von den seltsamen Jahrgän- gen unsers Schweizerlands erzehlet worden. DJe Welt ist nimmer so thoracht/ oder einfaltig/ wie sie gewesen unter der Gleichwie wir vorderst zudanken haben dem Fleiß/ und sorgfalt/ unse- Wil jemand eine eigentliche Nachricht haben von der Beschaffenheit und
tenden Regenwetters in dem Brachm. vil ligendes Heu/ welches ſonſt ge- A. 1686. hatte man faſt den ganzen Winter durch keinen Schnee/ und Zu nutzmachung deſſen/ was bisher von den ſeltſamen Jahrgaͤn- gen unſers Schweizerlands erzehlet worden. DJe Welt iſt nimmer ſo thoracht/ oder einfaltig/ wie ſie geweſen unter der Gleichwie wir vorderſt zudanken haben dem Fleiß/ und ſorgfalt/ unſe- Wil jemand eine eigentliche Nachricht haben von der Beſchaffenheit und
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tenden Regenwetters in dem Brachm. vil ligendes Heu/ welches ſonſt ge-
fehlet/ auf dem Feld verfaulet/ ſonder auch der Schnee/ ſo zum zweyten mal/
erſtlich den 27. Mey/ und nochmals den 16. Jul. zu bodengefallen/ vil Saat-
fruͤchte elendiglich verderbet. J. H. Tſchud. Chron. ad h. a.
A. 1686. hatte man faſt den ganzen Winter durch keinen Schnee/ und
folgends einen fruͤhzeitigen Fruͤhling/ ſo daß noch im Merzen alles gruͤn/
und bey deſſen Auß gang auch ein Stund hinder Glarus Laub und Bluſt
zuſehen. Zu end des Aprellens fande man daſelbſt zeitige Erdbeere/ nachdem
ſchon alle Baͤume foͤllig verbluͤhet. Den 10. Mey fienge man an das Heu
einzuſamlen/ und auf den 14. ware man nun faſt aller Orten zu Alp gefah-
ren. J. H. Tſchud. l. c.
Zu nutzmachung deſſen/ was bisher von den ſeltſamen Jahrgaͤn-
gen unſers Schweizerlands erzehlet worden.
DJe Welt iſt nimmer ſo thoracht/ oder einfaltig/ wie ſie geweſen unter der
Regierung der Schulweißheit/ daß ſie ſich abſpeiſen laſſe mit laͤren Hirn-
grillen/ welche der oder diſer Schulfuchs in ſeinem Gemuͤte eher nach ſeinem
willen/ als nach der Natur geſtaltet/ und in bloſſen worten beſtanden; Man
wil/ ſonderbar ſint den zeiten der Reformation/ (auſſert an denen Orten/ da
man den blinden Starꝛen der Unwiſſenheit mit fleiß laſſet in den Augen der
Menſchen bleiben) die Natur ſelbs auß der Natur/ und nicht auß dem Hirn
der Gelehrten/ lehrnen kennen/ und verſtehen/ und bedienet ſich derjenigen
weiſe/ oder manier/ welche nun bey anlas vorher gegangner Hiſtoriſcher Er-
zehlung von allerhand ungewohnlichen Jahrszeiten des Schweizerlands
in kurzem bemerken wil/ und anbey zeigen/ daß diſere/ mit nicht geringer muͤ-
he zuſamen geſuchte/ Jahr-Geſchichten nicht/ wie etwan manchen es bedun-
ken moͤchte/ unnoͤhtig/ oder undienlich/ ſondern ihren vilfaltigen Nuzen
bringen.
Gleichwie wir vorderſt zudanken haben dem Fleiß/ und ſorgfalt/ unſe-
rer alten/ und neuen Vatterlaͤndiſchen Geſchichtſchreiberen/ welche ſich haben
angelegen ſeyn laſſen/ auch die Merkwuͤrdigkeiten der Natur/ dañ und wañ in
ihren Chroniken zubemerken/ alſo wird verhoffentlich mancher hinkoͤnftig
ſo koſtlichen Exemplen folgen/ und die jenigen Sachen/ ſo in der Natur un-
ſers Vatterlands vorfallen/ fleiſſig der Nachwelt zu gutem aufzeichnen.
Wil jemand eine eigentliche Nachricht haben von der Beſchaffenheit
unſers Lands/ in anſehung anderer benachbarten/ oder entfehrnteren/ Lan-
den/ der muß ſich bedienen unſerer vorgenom̃enen Erzehlung/ und derjenigen
Sachen/ welche oben bereits bey anlas der Elementen des Schweizerlands/
und
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