Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.men die Jäger hierüber anlas ihre aus der Erfahrung Gelehrte verschiedene men die Jaͤger hieruͤber anlas ihre aus der Erfahrung Gelehrte verſchiedene <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0201" n="(164)[164]"/> men die Jaͤger hieruͤber anlas ihre aus der Erfahrung Gelehrte verſchiedene<lb/> Gedanken walten zulaſſen. Einiche wollen/ daß diß nicht geweſen ſeye eine<lb/> beſondere Krankheit/ welche die Thiere aufgerieben/ ſondern ſie haben<lb/> das ungluͤk gehabt in Lauwinen eingewiklet zuwerden/ da ſie dann nach<lb/> abgang des Schnees ſeyen durch eine entſtandene faͤulung an der haut ſo kraͤ-<lb/> zig/ und von den Wuͤrmen durchfreſſen worden/ wie man ſie angetroffen.<lb/> Andere geben die ſchuld denen zamen Geiſſen/ ſo auf dem Berge geweidet/<lb/> und ſagen/ daß diſe hier und da unter den Felſen/ oder in andern Lageren/<lb/> haben gewiſſe Theilchen von ihrer Raud auf der Erden/ und im Graß abge-<lb/> legt/ und hinterlaſſen/ welche dann die Gemſe/ ſo dorthin zuweyden kommen/<lb/> angeſtecket/ wie dann bekant/ daß ſich diſere ſchaͤbige/ beiſſige Krankheit gar<lb/> leicht mittheilet/ unter uns Menſchen durch das Geliger/ oder anruͤhrung<lb/> der Haͤnden/ ꝛc. Endlich gibt es ſolche/ die diſe Raud-geſchicht anſehen/ als<lb/> eine Seuche/ ſo unter den Gemßthieren ſich diß Jahr auß beſonderen natuͤr-<lb/> lichen Urſachen eingefunden. Sie ſagen/ daß die ſchuld zuzumeſſen ſeye der<lb/> ungleichen Jahr zeit/ da wir zu anfang des Fruͤhlings gehabt eine leidenlich<lb/> warme Witterung/ worauf erfolget eine neue und harbe Kaͤlte. Bey jener ha-<lb/> ben die Gemſe ihrem gebrauch nach ihr ſchwarz zottlichtes/ lang haarichtes<lb/> Winterkleid abgeleget/ nachdem aber ihnen diſe Winterhaare außgefallen/<lb/> und eine harbe Kaͤlte erfolget/ habe hierdurch die kahle/ bloſſe Haut vil muͤſſen<lb/> außſtehen/ die außdaͤmpfung durch die Schweißloͤchlein ſeye verhinderet/ und<lb/> die Haut ſelbs alſo in ihren Zaͤſern eingeſchrumpfen worden/ daß ſie hin und<lb/> wider ſpaͤlte geworfen/ in welche ein von den Hautdruͤſen abgeſoͤndertes zeches<lb/> Fließwaſſer ſich außgelaͤhret/ an kalter Luft verdickeret/ und in auſſaͤtzige<lb/> Raudichte buͤckelein aufgeworffen habe: Worauf dann der Kreißlauff des<lb/> Gebluͤts gehemmet/ alle Saͤfte nicht nur in unordenliche Bewegungen/ ſon-<lb/> dern auch ſaltzichte <hi rendition="#aq">diſpoſition</hi> gebracht worden/ ſo daß auß jezerzehlten ur-<lb/> ſachen wol haben koͤñen Fieber und andere ſchwere/ auch toͤdliche Krankheiten<lb/> entſtehen. Es bekraͤftigen diſes urtheil auch die Murmelthiere/ oder Munken/<lb/><hi rendition="#c">deren vil auch diß jahr ſollen an gleicher Krankheit tod<lb/> gefunden worden ſeyn.</hi></p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [(164)[164]/0201]
men die Jaͤger hieruͤber anlas ihre aus der Erfahrung Gelehrte verſchiedene
Gedanken walten zulaſſen. Einiche wollen/ daß diß nicht geweſen ſeye eine
beſondere Krankheit/ welche die Thiere aufgerieben/ ſondern ſie haben
das ungluͤk gehabt in Lauwinen eingewiklet zuwerden/ da ſie dann nach
abgang des Schnees ſeyen durch eine entſtandene faͤulung an der haut ſo kraͤ-
zig/ und von den Wuͤrmen durchfreſſen worden/ wie man ſie angetroffen.
Andere geben die ſchuld denen zamen Geiſſen/ ſo auf dem Berge geweidet/
und ſagen/ daß diſe hier und da unter den Felſen/ oder in andern Lageren/
haben gewiſſe Theilchen von ihrer Raud auf der Erden/ und im Graß abge-
legt/ und hinterlaſſen/ welche dann die Gemſe/ ſo dorthin zuweyden kommen/
angeſtecket/ wie dann bekant/ daß ſich diſere ſchaͤbige/ beiſſige Krankheit gar
leicht mittheilet/ unter uns Menſchen durch das Geliger/ oder anruͤhrung
der Haͤnden/ ꝛc. Endlich gibt es ſolche/ die diſe Raud-geſchicht anſehen/ als
eine Seuche/ ſo unter den Gemßthieren ſich diß Jahr auß beſonderen natuͤr-
lichen Urſachen eingefunden. Sie ſagen/ daß die ſchuld zuzumeſſen ſeye der
ungleichen Jahr zeit/ da wir zu anfang des Fruͤhlings gehabt eine leidenlich
warme Witterung/ worauf erfolget eine neue und harbe Kaͤlte. Bey jener ha-
ben die Gemſe ihrem gebrauch nach ihr ſchwarz zottlichtes/ lang haarichtes
Winterkleid abgeleget/ nachdem aber ihnen diſe Winterhaare außgefallen/
und eine harbe Kaͤlte erfolget/ habe hierdurch die kahle/ bloſſe Haut vil muͤſſen
außſtehen/ die außdaͤmpfung durch die Schweißloͤchlein ſeye verhinderet/ und
die Haut ſelbs alſo in ihren Zaͤſern eingeſchrumpfen worden/ daß ſie hin und
wider ſpaͤlte geworfen/ in welche ein von den Hautdruͤſen abgeſoͤndertes zeches
Fließwaſſer ſich außgelaͤhret/ an kalter Luft verdickeret/ und in auſſaͤtzige
Raudichte buͤckelein aufgeworffen habe: Worauf dann der Kreißlauff des
Gebluͤts gehemmet/ alle Saͤfte nicht nur in unordenliche Bewegungen/ ſon-
dern auch ſaltzichte diſpoſition gebracht worden/ ſo daß auß jezerzehlten ur-
ſachen wol haben koͤñen Fieber und andere ſchwere/ auch toͤdliche Krankheiten
entſtehen. Es bekraͤftigen diſes urtheil auch die Murmelthiere/ oder Munken/
deren vil auch diß jahr ſollen an gleicher Krankheit tod
gefunden worden ſeyn.
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