Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.N. 42.) 25. Nov. 1705. Seltsamer Naturgeschichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Von denen Gemsballen. ES haben dise in Gemsmägen befindliche Kuglen so grossen Ruhm von
N. 42.) 25. Nov. 1705. Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Von denen Gemsballen. ES haben diſe in Gemsmaͤgen befindliche Kuglen ſo groſſen Ruhm von
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N. 42.)
25. Nov. 1705.
Seltſamer Naturgeſchichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.
Von denen Gemsballen.
ES haben diſe in Gemsmaͤgen befindliche Kuglen ſo groſſen Ruhm
in der Welt erlanget/ daß man ſie auß dem Schweizerland in alle an-
dere Europeiſche Laͤnder verſchicket/ und ihnen zu gefallen ein ganzes
Buch geſchrieben Georg Hieronymus Velſchius Med D. zu Augſpurg/
welcher ſie auch mit einem neuen Nam̃en Ægagropili tauffet/ der ſo vil heiſſet
als Α_γαγρ_πιλος, da ΑἴγαΥρος bey Oppiano heiſſet ein wilde Geiß/
oder Gemſe/ πίλος aber eine runde auß Kraͤuteren gemachte Balle/ oder
Kugel. Sonſten nennet man diſere Gemskugel auch Bezoar Ger-
manicum, wegen der Kraͤften/ mit welchen ſie dem wahren Bezoar-Stein
ſol zukommen. An geſtalt ſind diſe Kuglen rund/ oder ablangrund/ an
farb ſchwarz/ oder grau/ an groͤſſe einer Haſel-Baumnuß/ Huͤner- oder/
wiewol ſelten/ Ganßey gleich/ iñwendig beſtehen ſie auß lauter Wurzenzaͤ-
ſern von kraͤftig gewuͤrzten Alpkraͤuteren zuſamen geflochten/ wordurch ſie
ſich unterſcheiden von denen ſo genanten Haarballen/ welche man findet
in denen Kalber-Ochſen- und Pferde Maͤgen/ und auß ſolcher Thieren Haa-
ren in einer Kugelgeſtalt zuſamen gewikeit ſind/ außwendig haben ſo wol diſe
als jene mehrmalen eine ſchwarze/ oder braune/ mehr oder weniger harte Rin-
den. Jch habe auch auß Puͤndten vor wenig Jahren erhalten die bloſſen in
einem Gems-Magen gefundenen/ und noch nicht in eine Kugel zuſamen ge-
rollten Wurzenzaͤſern; von denen aber noch nicht vergewiſſeren kan/ ob ſie
ſeyen von denen ſo genanten Gemß- oder Mutterwurtzen/ oder anderen der-
gleichen Kraͤuteren. Dann bekant/ daß diſe Thiere weyden auf den hoͤchſten
Alp-ſpitzen/ da die edleſten Pflanzen ſind/ und des Som̃ers zwar das Kraut
ſelbs abetzen/ in Winterquartieren aber die Wurzen auß mangel der nahrung
auß der Erden hervor zuſcharꝛen genoͤthiget ſind/ da ſie dann/ wie ich dar-
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