Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.N. 46.) 23. Dec. 1705. Seltsamer Naturgeschichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Von dem starken Fönwind/ der vergangnen October und Nov. unsere Land mit grossem erfolgenden Schaden durchwehet. JN dem Monat Augusto hatten wir eine ungemein anhaltende Hitz men/
N. 46.) 23. Dec. 1705. Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Von dem ſtarken Foͤnwind/ der vergangnen October und Nov. unſere Land mit groſſem erfolgenden Schaden durchwehet. JN dem Monat Auguſto hatten wir eine ungemein anhaltende Hitz men/
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N. 46.)
23. Dec. 1705.
Seltſamer Naturgeſchichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.
Von dem ſtarken Foͤnwind/ der vergangnen October und Nov.
unſere Land mit groſſem erfolgenden Schaden durchwehet.
JN dem Monat Auguſto hatten wir eine ungemein anhaltende Hitz
und troͤkne. Auf denen hohen Alpen ſchmolze der Schnee und die
Eisberge ſtaͤrker/ als in vilen anderen Jahren/ und kan ich bezeugen/
daß in meiner dißjaͤhrigen Reiſe uͤber die hoͤchſten Spitzen der Helvetiſchen
Gebirgen daſelbſt geſpuͤrt habe eine ſolche Waͤrme/ dergleichen mir um diſe
Jahrzeit auch auf nidrigeren Gebirgen nie vorkommen. Jn zeit von 4.
Wochen hatten wir kaum zwey tag Regenwetter. Diſere Witterung mach-
te hoffnung zu reicher einſamlung koſtlicher Herbſtfruͤchten. Es hat aber der
Außtrag gezeiget/ daß diſe zeit zwar in anſehung der waͤrme denen Fruͤchten
vortheilhaftig/ aber wegen mitlauffender troͤkne ſehr nachtheilig geweſen/
weilen der Nahrungsſafr durch beſtaͤndige außdaͤmpfung auß der Erden/
und den Pflanzen ſelbs ihnen entzogen worden/ daß ſie nach geſtaltſame der
Jahrzeit nicht genug nachwachſen koͤnnen. Hierauf bis mitten Septembris
war die Witterung kalt und naß. Die Feuchte zwar ſchiene die von allzu-
groſſer troͤkne in dem wachstum verhinderte Fruͤchte widerum nachzubrin-
gen; die Kaͤlte aber zoge die Zaͤſeren der Gewaͤchſen alſo zuſamen/ daß man
gleichſam ohne hoffnung war/ trinkbaren Wein zumachen/ und die Baum-
fruͤchte auch in ihrer groͤſſe eingezogen worden. Zu ende des Sept. aber und
zu anfang des Octobris kamen widerum lieblich warme/ mit warmem win-
de/ und Regen/ unter miſchte Taͤge/ welche endlich die Trauben zu bald foͤlli-
ger reiffung bequem machten. Es iſt zwaren auf denen hohen Gebirgen/
und auch zwiſchenligenden Thaͤleren unter der Regierung obgemeldter kalt
und feuchter Witterung der Schnee zeitlich/ und in groſſer menge/ eingefal-
len/ daß man/ ehe mans vermeinte/ ab den Alpen fahren muͤßte/ und ein den
4. Oct. in Puͤndten gefallener ſchwerer/ auch hoher Schnee die Fruchtbaͤu-
men/
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