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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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Natur-Geschichten
Des
Schweizerlands.
Zweyter Theil.


Fortsetzung
Von der grossen Sonnen-Finsternuß.

DJe vier füssige Horn- und andere Thiere wissen gleichfahls ihre
Zeit/
das ist/ ihrer Leiberen Gestalt richtet sich auch nach der Ge-
wohnheit bey einbrechender dünkle eintweders in dem Stall zu seyn/
oder nacher Hauß zu kehren. Wahr ists/ daß vil von ihnen auch Nachts
sehen/ hier aber ist zugewahren/ daß auf den hellen Schein einsmahls einge-
brochen eine finstere/ und in solchem Fall denen Thieren begegnet/ was uns
Menschen/ oder ihre Augen solcher Gestalt geblendet worden/ daß sie die vor-
kommende Dinge nicht wol/ wie sonst in gleichem Grad der Dünkle sehen
können/ daher dann die Pferde zum stillstehen bewogen worden.

Der Fischen halb gibt es mehrere Schwerigkeiten. Dise fliegen in dem
Wasser/ gleich wie die Vögel schwimmen in der Luft/ wiewol jene in einem
dickeren/ dise aber in einem dünneren Element. Und ist zuwissen/ daß die Fi-
sche mit dem Wasser in einem Gleichgewicht stehen vornemlich durch Mit-
tel ihrer von Luft außgedehnten/ in dem Leib ligenden/ Blase. Zeuhet sich
dise um etwas zusamen/ so fahren sie in die tieffe/ dehnet sie sich aber widerum
auß/ so schwimmen sie übersich. Zu sothanen Bewegungen nun traget vil
bey die Beschaffenheit der äusseren Luft in Ansehung der Wärme/ Kälte/
und Trukkraft/ welche an denen Fischen sich zeiget/ gleich als an lebendigen
Barometris, oder Wettergläseren/ deren sich auch die Fischer zu bedienen wis-
sen zu ihrer prognosticierung. Was nun unser vorhabende Geschicht be-
trift/ kan man derenthalben in folgende Gedanken gerahten/ daß die in wäh-
render verdunklung vermehrte elastische Treib- und Trukkraft der Luft mit
solchen Kräften hineingetrungen in die Luftbläslein/ und selbige also außge-

dehnet/
N. 26.)



Natur-Geſchichten
Des
Schweizerlands.
Zweyter Theil.


Fortſetzung
Von der groſſen Sonnen-Finſternuß.

DJe vier fuͤſſige Horn- und andere Thiere wiſſen gleichfahls ihre
Zeit/
das iſt/ ihrer Leiberen Geſtalt richtet ſich auch nach der Ge-
wohnheit bey einbrechender duͤnkle eintweders in dem Stall zu ſeyn/
oder nacher Hauß zu kehren. Wahr iſts/ daß vil von ihnen auch Nachts
ſehen/ hier aber iſt zugewahren/ daß auf den hellen Schein einsmahls einge-
brochen eine finſtere/ und in ſolchem Fall denen Thieren begegnet/ was uns
Menſchen/ oder ihre Augen ſolcher Geſtalt geblendet worden/ daß ſie die vor-
kommende Dinge nicht wol/ wie ſonſt in gleichem Grad der Duͤnkle ſehen
koͤnnen/ daher dann die Pferde zum ſtillſtehen bewogen worden.

Der Fiſchen halb gibt es mehrere Schwerigkeiten. Diſe fliegen in dem
Waſſer/ gleich wie die Voͤgel ſchwimmen in der Luft/ wiewol jene in einem
dickeren/ diſe aber in einem dünneren Element. Und iſt zuwiſſen/ daß die Fi-
ſche mit dem Waſſer in einem Gleichgewicht ſtehen vornemlich durch Mit-
tel ihrer von Luft außgedehnten/ in dem Leib ligenden/ Blaſe. Zeuhet ſich
diſe um etwas zuſamen/ ſo fahren ſie in die tieffe/ dehnet ſie ſich aber widerum
auß/ ſo ſchwimmen ſie uͤberſich. Zu ſothanen Bewegungen nun traget vil
bey die Beſchaffenheit der aͤuſſeren Luft in Anſehung der Waͤrme/ Kaͤlte/
und Trukkraft/ welche an denen Fiſchen ſich zeiget/ gleich als an lebendigen
Barometris, oder Wetterglaͤſeren/ deren ſich auch die Fiſcher zu bedienen wiſ-
ſen zu ihrer prognoſticierung. Was nun unſer vorhabende Geſchicht be-
trift/ kan man derenthalben in folgende Gedanken gerahten/ daß die in waͤh-
render verdunklung vermehrte elaſtiſche Treib- und Trukkraft der Luft mit
ſolchen Kraͤften hineingetrungen in die Luftblaͤslein/ und ſelbige alſo außge-

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[101/0112] N. 26.) (Den 30. Jun. 1706. Natur-Geſchichten Des Schweizerlands. Zweyter Theil. Fortſetzung Von der groſſen Sonnen-Finſternuß. DJe vier fuͤſſige Horn- und andere Thiere wiſſen gleichfahls ihre Zeit/ das iſt/ ihrer Leiberen Geſtalt richtet ſich auch nach der Ge- wohnheit bey einbrechender duͤnkle eintweders in dem Stall zu ſeyn/ oder nacher Hauß zu kehren. Wahr iſts/ daß vil von ihnen auch Nachts ſehen/ hier aber iſt zugewahren/ daß auf den hellen Schein einsmahls einge- brochen eine finſtere/ und in ſolchem Fall denen Thieren begegnet/ was uns Menſchen/ oder ihre Augen ſolcher Geſtalt geblendet worden/ daß ſie die vor- kommende Dinge nicht wol/ wie ſonſt in gleichem Grad der Duͤnkle ſehen koͤnnen/ daher dann die Pferde zum ſtillſtehen bewogen worden. Der Fiſchen halb gibt es mehrere Schwerigkeiten. Diſe fliegen in dem Waſſer/ gleich wie die Voͤgel ſchwimmen in der Luft/ wiewol jene in einem dickeren/ diſe aber in einem dünneren Element. Und iſt zuwiſſen/ daß die Fi- ſche mit dem Waſſer in einem Gleichgewicht ſtehen vornemlich durch Mit- tel ihrer von Luft außgedehnten/ in dem Leib ligenden/ Blaſe. Zeuhet ſich diſe um etwas zuſamen/ ſo fahren ſie in die tieffe/ dehnet ſie ſich aber widerum auß/ ſo ſchwimmen ſie uͤberſich. Zu ſothanen Bewegungen nun traget vil bey die Beſchaffenheit der aͤuſſeren Luft in Anſehung der Waͤrme/ Kaͤlte/ und Trukkraft/ welche an denen Fiſchen ſich zeiget/ gleich als an lebendigen Barometris, oder Wetterglaͤſeren/ deren ſich auch die Fiſcher zu bedienen wiſ- ſen zu ihrer prognoſticierung. Was nun unſer vorhabende Geſchicht be- trift/ kan man derenthalben in folgende Gedanken gerahten/ daß die in waͤh- render verdunklung vermehrte elaſtiſche Treib- und Trukkraft der Luft mit ſolchen Kraͤften hineingetrungen in die Luftblaͤslein/ und ſelbige alſo außge- dehnet/

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/112>, abgerufen am 24.11.2024.