Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.eröffnende Eigenschaft/ weilen durch auflöß- und wegnemmung der sauren/ Die
eroͤffnende Eigenſchaft/ weilen durch aufloͤß- und wegnemmung der ſauren/ Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0184" n="171"/> eroͤffnende Eigenſchaft/ weilen durch aufloͤß- und wegnemmung der ſauren/<lb/> allerhand verſtopfungen verurſachenden Theilen dem Gebluͤt eine freyere<lb/> Bewegung durch alle Aederlein des Leibs wider gegeben wird. Auß diſer<lb/> grundlichen/ doch kurzen Beſchreibung ſol ein verſtaͤndiger Artzet ohnſchwer<lb/> wiſſen/ die Kreide allein oder mit anderen dienlichen Artzneyen ver miſcht<lb/> zu gebrauchen in allerhand hitzigen/ giftigen/ und kalten Fieberen/ in dem<lb/> Seitenſtich/ in allerhand Ruhren/ oder Bauchflüſſen/ in dem Rohtlauff/<lb/> oder Ueberꝛoͤhte/ bey gebrandten Gliederen/ ſtillung allerhand Schmerzen/<lb/> Bauchgrimmen/ in Wurmkrankheiten/ Magen oder Herztruken/ Harn-<lb/> ſtrenge/ Milzverſtopfung/ und daher ruͤhrenden <hi rendition="#aq">Melancholie,</hi> Scharbock/<lb/> Herzklopfen/ Blutſpeyen/ und allerhand anderen Blutflüſſen/ weiſſen Fluß/<lb/> Kroͤpf- und anderen dergleichen von ſaurem Schleim herꝛuͤhrenden Ge-<lb/> ſchwulſten/ Wunden/ und alten flieſſenden Schaͤden/ allerhand Raud/ und<lb/> dergleichen Eytergeſchwaͤren/ Sommer-Leber- und anderen dergleichen<lb/> Haubtflecken/ auch mehrerẽ Zuſtaͤnden/ welche unnoͤhtig achte der laͤnge nach<lb/> zu erzellen/ vil weniger vorzuſchreiben die Weiſe/ wie die weiſſe Kreide auß-<lb/> zuwehlen/ zubereiten/ und nach Beſchaffenheit vorkommender Krank-<lb/> heiten mit anderen Artzneyen zu miſchen/ weilen in der Artzneykunſt das<lb/> vornemſte bey vorfallenden Faͤhlen muß beytragen eine geſunde/ mit<lb/> offenen Augen der Naturwiſſenſchaft einhergehende Vernunft/ ab-<lb/> ſonderlich/ wann die begleitet iſt mit guter Erfahrung/ welche letſte/ ſo ſie<lb/> allein regiert/ einen Leiſt brauchet zu allen Schuhen/ ein Maͤß zu allen Klei-<lb/> deren/ ein Muſter zu allen Huͤten/ vor alle Koͤpfe/ ſie moͤgen ſein jung/ oder<lb/> alt/ breit/ oder ſpitzig. Schreite alſo fort anzuzeigen die jenige Nutzbar-<lb/> keiten/ welche von der Kreide zu hoffen haben auch geſunde/ in allerhand<lb/> Staͤnden menſchlicher Geſellſchaft. Oben bereits habe angedeutet die ver-<lb/> ſuͤſſung ſauren Weins/ oder Biers/ welche vorgenommen werden kan in den<lb/> Faſſen/ oder im Glaß. Kluge Haußmuͤtter wiſſen ihre Eyfraͤſſigen Huͤner<lb/> von diſer ſchaͤdlichen Gewohnheit abzuhalten durch unterlegung einicher<lb/> von weiſſer Kreide gemachten Kuͤgelein. Vor zeiten haben die Baursleuh-<lb/> te ihre ſandichte Aeker geduͤnget mit Kreide/ wie zuſehen auß <hi rendition="#aq">Columella<lb/> Lib. II. de Re Ruſtica. cap.</hi> 16. vermuhtlich/ weilen das Regenwaſſer/ oder<lb/> andere waͤſſerige Nahrung der Pflanzen in Sandichter Erde leicht durch-<lb/> flieſſet/ ohne ſich aufzuhalten/ in ſolcher Kreiden tünge aber ſich verſteket/ und<lb/> bleibet/ gleich als in einem Schwamm. Jn denen Landen da man an ſtatt<lb/> Holzes die Steinkohlen brennet/ kan man durch untermiſchung der Kreide<lb/> zuwegen bringen/ daß ſie laͤnger waͤhren/ nach der Zeugniß <hi rendition="#aq">Bacon. de Ve-<lb/> rulam. Sylv. Sylvar.</hi> §. 775. Erfahrne Viehhirten miſchen unter die<lb/> Traͤnke Kreide und Salpeter/ wann ihr Vieh an Milch abnim̃et. <hi rendition="#aq">Id.</hi> §. 778.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [171/0184]
eroͤffnende Eigenſchaft/ weilen durch aufloͤß- und wegnemmung der ſauren/
allerhand verſtopfungen verurſachenden Theilen dem Gebluͤt eine freyere
Bewegung durch alle Aederlein des Leibs wider gegeben wird. Auß diſer
grundlichen/ doch kurzen Beſchreibung ſol ein verſtaͤndiger Artzet ohnſchwer
wiſſen/ die Kreide allein oder mit anderen dienlichen Artzneyen ver miſcht
zu gebrauchen in allerhand hitzigen/ giftigen/ und kalten Fieberen/ in dem
Seitenſtich/ in allerhand Ruhren/ oder Bauchflüſſen/ in dem Rohtlauff/
oder Ueberꝛoͤhte/ bey gebrandten Gliederen/ ſtillung allerhand Schmerzen/
Bauchgrimmen/ in Wurmkrankheiten/ Magen oder Herztruken/ Harn-
ſtrenge/ Milzverſtopfung/ und daher ruͤhrenden Melancholie, Scharbock/
Herzklopfen/ Blutſpeyen/ und allerhand anderen Blutflüſſen/ weiſſen Fluß/
Kroͤpf- und anderen dergleichen von ſaurem Schleim herꝛuͤhrenden Ge-
ſchwulſten/ Wunden/ und alten flieſſenden Schaͤden/ allerhand Raud/ und
dergleichen Eytergeſchwaͤren/ Sommer-Leber- und anderen dergleichen
Haubtflecken/ auch mehrerẽ Zuſtaͤnden/ welche unnoͤhtig achte der laͤnge nach
zu erzellen/ vil weniger vorzuſchreiben die Weiſe/ wie die weiſſe Kreide auß-
zuwehlen/ zubereiten/ und nach Beſchaffenheit vorkommender Krank-
heiten mit anderen Artzneyen zu miſchen/ weilen in der Artzneykunſt das
vornemſte bey vorfallenden Faͤhlen muß beytragen eine geſunde/ mit
offenen Augen der Naturwiſſenſchaft einhergehende Vernunft/ ab-
ſonderlich/ wann die begleitet iſt mit guter Erfahrung/ welche letſte/ ſo ſie
allein regiert/ einen Leiſt brauchet zu allen Schuhen/ ein Maͤß zu allen Klei-
deren/ ein Muſter zu allen Huͤten/ vor alle Koͤpfe/ ſie moͤgen ſein jung/ oder
alt/ breit/ oder ſpitzig. Schreite alſo fort anzuzeigen die jenige Nutzbar-
keiten/ welche von der Kreide zu hoffen haben auch geſunde/ in allerhand
Staͤnden menſchlicher Geſellſchaft. Oben bereits habe angedeutet die ver-
ſuͤſſung ſauren Weins/ oder Biers/ welche vorgenommen werden kan in den
Faſſen/ oder im Glaß. Kluge Haußmuͤtter wiſſen ihre Eyfraͤſſigen Huͤner
von diſer ſchaͤdlichen Gewohnheit abzuhalten durch unterlegung einicher
von weiſſer Kreide gemachten Kuͤgelein. Vor zeiten haben die Baursleuh-
te ihre ſandichte Aeker geduͤnget mit Kreide/ wie zuſehen auß Columella
Lib. II. de Re Ruſtica. cap. 16. vermuhtlich/ weilen das Regenwaſſer/ oder
andere waͤſſerige Nahrung der Pflanzen in Sandichter Erde leicht durch-
flieſſet/ ohne ſich aufzuhalten/ in ſolcher Kreiden tünge aber ſich verſteket/ und
bleibet/ gleich als in einem Schwamm. Jn denen Landen da man an ſtatt
Holzes die Steinkohlen brennet/ kan man durch untermiſchung der Kreide
zuwegen bringen/ daß ſie laͤnger waͤhren/ nach der Zeugniß Bacon. de Ve-
rulam. Sylv. Sylvar. §. 775. Erfahrne Viehhirten miſchen unter die
Traͤnke Kreide und Salpeter/ wann ihr Vieh an Milch abnim̃et. Id. §. 778.
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