Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.Die klugen Chineser saltzen die Endten-Eyer zum Speiß- oder Artzneyge- Nuper in hanc Urbem, pedibus qui venerant albis. So auch gebrauchte man die Kreide/ wann das Urtheil über einen Uebel- Die klugen Chineſer ſaltzen die Endten-Eyer zum Speiß- oder Artzneyge- Nuper in hanc Urbem, pedibus qui venerant albis. So auch gebrauchte man die Kreide/ wann das Urtheil uͤber einen Uebel- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0185" n="172"/> Die klugen Chineſer ſaltzen die Endten-Eyer zum Speiß- oder Artzneyge-<lb/> brauch ein mit Salz/ ſo mit Kreide vermiſchet iſt/ ganz zugedekt/ alſo daß<lb/> die Eyer auch durch die Schale ſelbs das Salz an ſich zeuhen. <hi rendition="#fr">Abentheuer<lb/> Natürl. und Kunſtl. Sachen</hi> <hi rendition="#aq">in China</hi> <hi rendition="#fr">und</hi> <hi rendition="#aq">Europa. p.</hi> 668. Die<lb/> alten Roͤmer hielten gar vil auf der weiſſen Farb/ und wuͤßten ihre Lein-<lb/> Kleider vortrefflich weiß zu machen mit Kreide/ welche ſie deßwegen brauch-<lb/> ten auf die Weiſe/ wie heut zu Tag in das reine oder mit blauer Farbe unter-<lb/> miſchte Amelmehl eingeſtoſſen oder getunket wird das weiſſe Zeug. Wann<lb/> vornemme Perſonen um Ehrenſtellen angehalten/ ſo zogen ſie auf mit be-<lb/> kreideten/ oder von weiſſer Kreide glanzenden Kleideren/ wurden daher ge-<lb/> nennet <hi rendition="#aq">Candidati,</hi> wie hiervon ſchreibet <hi rendition="#aq">Macrobius Lib. I. Saturnal. cap.</hi> 16.<lb/> Es iſt aber hernach von denen <hi rendition="#aq">Tribunis</hi> durch ein Geſatz diſer Kreiden Hof-<lb/> fahrt verbotten worden/ <hi rendition="#aq">ne cui album, (i. e. Cretam) in veſtimentum ad-<lb/> dere petitionis cauſa liceret. Liv. Lib. IV. cap.</hi> 25. Auch die gemeinen Leuh-<lb/> te/ ſo nicht Kleider hatten abzuwechßlen/ pflegten ihre Schmutzroͤcke<lb/> zu uͤberſtreichen mit Kreide/ um dardurch deſto mehr zu ſcheinen. Jn denen<lb/><hi rendition="#aq">Circenſi</hi>ſchen Schauſpielen gabe man denen/ ſo ſich wol gehalten/ zum Zei-<lb/> chen erhaltener Freyheit ein weiſſes bekreidetes Thuch/ von dem <hi rendition="#aq">Martialis<lb/> Lib. XII. Epigr.</hi> 29. Die Egyptier doͤrfften bey Lebensſtraff keine Opfer<lb/> ſchlachten/ als die mit weiſſer Kreide bezeichnet waren/ nach der Zeugniß<lb/><hi rendition="#aq">Herodoti.</hi> Bey denen alten Roͤmeren wurden die Schuhe der zuverkauffen-<lb/> den Sclaven bezeichnet mit Kreide/ wohin zu verſtehen <hi rendition="#aq">Juvenalis verſ. 3.<lb/> Satyr.</hi> 1.</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#aq">Nuper in hanc Urbem, pedibus qui venerant albis.</hi> </quote> </cit><lb/> <p>So auch gebrauchte man die Kreide/ wann das Urtheil uͤber einen Uebel-<lb/> taͤhter gnaͤdig/ und zu erhaltung des Lebens/ außgefallen. Unter denen<lb/> Handwerkeren bedienen ſich der Kreide die Bleiker/ dem Leinenthuch eine<lb/> weiſſe Farb zu geben; Die Kuͤrßner/ ihr Beltzwerk zu reinigen/ und zube-<lb/> wahren: Die Goldſchmiede zum <hi rendition="#aq">polie</hi>ren; Die Mahler zu ihren Farben.<lb/> Bey <hi rendition="#aq">Vitruvio Lib. VIII. Archit. cap.</hi> 1. ſtehet eine artige Manier zu erfor-<lb/> ſchen/ ob in der Erden Waſſer ſeye. Man ſezte in hier und da außgegrabe-<lb/> ne Gruben einiche auß Kreide gemachte Geſchirꝛ/ und bedekte die Grube mit<lb/> Geſtraͤuch und Erde. Wann man dann nach verflieſſung etwas Zeit die<lb/> Gruben eroͤffnet/ und gefunden/ daß die Kreidene Gefaͤſſe feucht/ oder gar<lb/> verfallen/ ſo hielte man ſolche Ohrt vor bequem zu Sodbrünnen. Jch uͤber-<lb/> gehe mit ſtillſchweigen andere mehrere Nutzbarkeiten der Kreide/ weiſende den<lb/> Liebhaber zu anderen Scribenten/ namentlich auch zu <hi rendition="#aq">Chriſtoph. Helvig<lb/> Diſſ. de Creta. Gryphiſvyald.</hi> 1705. und komme nun weiters anzuzeigen die<lb/> jenige Ohrt des Schweizerlands/ wo ſich eine weiſſe Kreide findet. Namlich ꝛc.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [172/0185]
Die klugen Chineſer ſaltzen die Endten-Eyer zum Speiß- oder Artzneyge-
brauch ein mit Salz/ ſo mit Kreide vermiſchet iſt/ ganz zugedekt/ alſo daß
die Eyer auch durch die Schale ſelbs das Salz an ſich zeuhen. Abentheuer
Natürl. und Kunſtl. Sachen in China und Europa. p. 668. Die
alten Roͤmer hielten gar vil auf der weiſſen Farb/ und wuͤßten ihre Lein-
Kleider vortrefflich weiß zu machen mit Kreide/ welche ſie deßwegen brauch-
ten auf die Weiſe/ wie heut zu Tag in das reine oder mit blauer Farbe unter-
miſchte Amelmehl eingeſtoſſen oder getunket wird das weiſſe Zeug. Wann
vornemme Perſonen um Ehrenſtellen angehalten/ ſo zogen ſie auf mit be-
kreideten/ oder von weiſſer Kreide glanzenden Kleideren/ wurden daher ge-
nennet Candidati, wie hiervon ſchreibet Macrobius Lib. I. Saturnal. cap. 16.
Es iſt aber hernach von denen Tribunis durch ein Geſatz diſer Kreiden Hof-
fahrt verbotten worden/ ne cui album, (i. e. Cretam) in veſtimentum ad-
dere petitionis cauſa liceret. Liv. Lib. IV. cap. 25. Auch die gemeinen Leuh-
te/ ſo nicht Kleider hatten abzuwechßlen/ pflegten ihre Schmutzroͤcke
zu uͤberſtreichen mit Kreide/ um dardurch deſto mehr zu ſcheinen. Jn denen
Circenſiſchen Schauſpielen gabe man denen/ ſo ſich wol gehalten/ zum Zei-
chen erhaltener Freyheit ein weiſſes bekreidetes Thuch/ von dem Martialis
Lib. XII. Epigr. 29. Die Egyptier doͤrfften bey Lebensſtraff keine Opfer
ſchlachten/ als die mit weiſſer Kreide bezeichnet waren/ nach der Zeugniß
Herodoti. Bey denen alten Roͤmeren wurden die Schuhe der zuverkauffen-
den Sclaven bezeichnet mit Kreide/ wohin zu verſtehen Juvenalis verſ. 3.
Satyr. 1.
Nuper in hanc Urbem, pedibus qui venerant albis.
So auch gebrauchte man die Kreide/ wann das Urtheil uͤber einen Uebel-
taͤhter gnaͤdig/ und zu erhaltung des Lebens/ außgefallen. Unter denen
Handwerkeren bedienen ſich der Kreide die Bleiker/ dem Leinenthuch eine
weiſſe Farb zu geben; Die Kuͤrßner/ ihr Beltzwerk zu reinigen/ und zube-
wahren: Die Goldſchmiede zum polieren; Die Mahler zu ihren Farben.
Bey Vitruvio Lib. VIII. Archit. cap. 1. ſtehet eine artige Manier zu erfor-
ſchen/ ob in der Erden Waſſer ſeye. Man ſezte in hier und da außgegrabe-
ne Gruben einiche auß Kreide gemachte Geſchirꝛ/ und bedekte die Grube mit
Geſtraͤuch und Erde. Wann man dann nach verflieſſung etwas Zeit die
Gruben eroͤffnet/ und gefunden/ daß die Kreidene Gefaͤſſe feucht/ oder gar
verfallen/ ſo hielte man ſolche Ohrt vor bequem zu Sodbrünnen. Jch uͤber-
gehe mit ſtillſchweigen andere mehrere Nutzbarkeiten der Kreide/ weiſende den
Liebhaber zu anderen Scribenten/ namentlich auch zu Chriſtoph. Helvig
Diſſ. de Creta. Gryphiſvyald. 1705. und komme nun weiters anzuzeigen die
jenige Ohrt des Schweizerlands/ wo ſich eine weiſſe Kreide findet. Namlich ꝛc.
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