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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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und Früchten/ zu einem weichen/ wollüstigen Leben/ eher als zu Künsten und
Wissenschaften/ welche sonst auch nach denen Maximen der herrschenden
Religion gehemmet werden. Gehen wir hinüber auß Jtalien in Frank-
reich/
so treffen wir an eine mehrere Freymühtigkeit/ und ungezwungene
so angenehme Lebensart/ daß die übrigen Europeischen Völker daran ver-
äffet so wol die Kleider/ als Sprach/ und Maniere de vivre, nachahmen.
Jhre Geister sein subtil/ geschwind/ und zu allem tüchtig/ wie insonderheit
auß dem ganzen Ablauff des Lebens Ludovici XIV. jezt regierenden Kö-
nigs zu ersehen/ welchem mit Recht diß Lob gebüret/ daß er in der Taht gezei-
get/ wie hoch die Fähigkeit seiner Undertahnen in Künsten und Wissenschaf-
ten/ so wol zu Kriegs-als Fridenszeiten könne steigen. Es manglet aber disen
subtilen/ leichten Geisteren die Soliditet, oder Festigkeit/ daher die Franzosen
das jenige/ was sie in der Eil/ und bey erster Ansicht/ erschnäppen können/
wegnemmen/ aber die Gedult nicht haben/ ob einer Materi lang zu sitzen.
Jactamur per omnes Scientias, neque immergimur, sagt Gramondus, ein
Landsmann. Jch schreibe diß/ und anders/ von diser und anderen Nationen
in gemein/ und dinge hiermit unter denen Jtaliäneren/ und Franzosen/ die
jenigen vortrefflichen Männer auß/ welche sich in die Materien/ so sie vor
ihnen gehabt/ mit unermüdetem Fleiß vertieffet haben. Reisen wir weiter
über die Pyreneischen Gebirge in Spanien/ so finden wir eine müssige Nation
von hoher Einbildung. Deren Geister sein nimmer so subtil/ aber fixer, oder
unbeweglicher/ daher sie tieffsinnig/ und in ihren Unterfangungen langsam/
aber wolbedacht einher gehen. Reconditae illis mentes, & ad lenta consilia
idoneae. Barclaj. Icon. An. cap.
7. Man kan wie von ihren Leiberen/ also
auch von denen Gemuhteren der Spanieren sagen/ daß sie eine Mittelgat-
tung seyen zwischen den Europeeren/ und Africaneren. Also dunken mich die
Engelländer sein eine Mittelart zwischen den Spanieren/ und Nordi-
schen Völkeren/ mit jenen theilen sie die Tieffsinnigkeit/ mit disen aber die
Großmühtigkeit; jene zeigen sie vilfältig in allen Künsten/ und Wissen-
schaften/ welche bey ihnen mehr als an einigen anderen Ohrten im Flor/
seyn: Dise geben sie zu erkennen in ihrem täglichen Umgang/ und denen
Kriegen/ so sie zu Wasser und Land führen. Anglis ut plurimum gravis
animus, & in se velut ad consilium seductus: seipsos & suae gentis mo-
res, ingenia, animos, eximie mirantur. Barclaj. l. c. cap.
4. Die
Schottländer ins besonder kommen in gar vilen Stucken überein mit
der Schweizerischen Nation, wie zu sehen auß Sibbaldi Prodr. Hist. Natur.
Scot. Part. I. Lib. I. cap. 16. &c.

und Fruͤchten/ zu einem weichen/ wolluͤſtigen Leben/ eher als zu Kuͤnſten und
Wiſſenſchaften/ welche ſonſt auch nach denen Maximen der herꝛſchenden
Religion gehemmet werden. Gehen wir hinuͤber auß Jtalien in Frank-
reich/
ſo treffen wir an eine mehrere Freymuͤhtigkeit/ und ungezwungene
ſo angenehme Lebensart/ daß die uͤbrigen Europeiſchen Voͤlker daran ver-
aͤffet ſo wol die Kleider/ als Sprach/ und Maniere de vivre, nachahmen.
Jhre Geiſter ſein ſubtil/ geſchwind/ und zu allem tuͤchtig/ wie inſonderheit
auß dem ganzen Ablauff des Lebens Ludovici XIV. jezt regierenden Koͤ-
nigs zu erſehen/ welchem mit Recht diß Lob gebüret/ daß er in der Taht gezei-
get/ wie hoch die Faͤhigkeit ſeiner Undertahnen in Künſten und Wiſſenſchaf-
ten/ ſo wol zu Kriegs-als Fridenszeiten koͤnne ſteigen. Es manglet aber diſen
ſubtilen/ leichten Geiſteren die Soliditet, oder Feſtigkeit/ daher die Franzoſen
das jenige/ was ſie in der Eil/ und bey erſter Anſicht/ erſchnaͤppen koͤnnen/
wegnemmen/ aber die Gedult nicht haben/ ob einer Materi lang zu ſitzen.
Jactamur per omnes Scientias, neque immergimur, ſagt Gramondus, ein
Landsmann. Jch ſchreibe diß/ und anders/ von diſer und anderen Nationen
in gemein/ und dinge hiermit unter denen Jtaliaͤneren/ und Franzoſen/ die
jenigen vortrefflichen Maͤnner auß/ welche ſich in die Materien/ ſo ſie vor
ihnen gehabt/ mit unermuͤdetem Fleiß vertieffet haben. Reiſen wir weiter
uͤber die Pyreneiſchen Gebirge in Spanien/ ſo finden wir eine muͤſſige Nation
von hoher Einbildung. Deren Geiſter ſein nimmer ſo ſubtil/ aber fixer, oder
unbeweglicher/ daher ſie tieffſinnig/ und in ihren Unterfangungen langſam/
aber wolbedacht einher gehen. Reconditæ illis mentes, & ad lenta conſilia
idoneæ. Barclaj. Icon. An. cap.
7. Man kan wie von ihren Leiberen/ alſo
auch von denen Gemúhteren der Spanieren ſagen/ daß ſie eine Mittelgat-
tung ſeyen zwiſchen den Europeeren/ und Africaneren. Alſo dunken mich die
Engellaͤnder ſein eine Mittelart zwiſchen den Spanieren/ und Nordi-
ſchen Voͤlkeren/ mit jenen theilen ſie die Tieffſinnigkeit/ mit diſen aber die
Großmuͤhtigkeit; jene zeigen ſie vilfaͤltig in allen Künſten/ und Wiſſen-
ſchaften/ welche bey ihnen mehr als an einigen anderen Ohrten im Flor/
ſeyn: Diſe geben ſie zu erkennen in ihrem taͤglichen Umgang/ und denen
Kriegen/ ſo ſie zu Waſſer und Land fuͤhren. Anglis ut plurimum gravis
animus, & in ſe velut ad conſilium ſeductus: ſeipſos & ſuæ gentis mo-
res, ingenia, animos, eximiè mirantur. Barclaj. l. c. cap.
4. Die
Schottlaͤnder ins beſonder kommen in gar vilen Stucken uͤberein mit
der Schweizeriſchen Nation, wie zu ſehen auß Sibbaldi Prodr. Hiſt. Natur.
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[192/0205] und Fruͤchten/ zu einem weichen/ wolluͤſtigen Leben/ eher als zu Kuͤnſten und Wiſſenſchaften/ welche ſonſt auch nach denen Maximen der herꝛſchenden Religion gehemmet werden. Gehen wir hinuͤber auß Jtalien in Frank- reich/ ſo treffen wir an eine mehrere Freymuͤhtigkeit/ und ungezwungene ſo angenehme Lebensart/ daß die uͤbrigen Europeiſchen Voͤlker daran ver- aͤffet ſo wol die Kleider/ als Sprach/ und Maniere de vivre, nachahmen. Jhre Geiſter ſein ſubtil/ geſchwind/ und zu allem tuͤchtig/ wie inſonderheit auß dem ganzen Ablauff des Lebens Ludovici XIV. jezt regierenden Koͤ- nigs zu erſehen/ welchem mit Recht diß Lob gebüret/ daß er in der Taht gezei- get/ wie hoch die Faͤhigkeit ſeiner Undertahnen in Künſten und Wiſſenſchaf- ten/ ſo wol zu Kriegs-als Fridenszeiten koͤnne ſteigen. Es manglet aber diſen ſubtilen/ leichten Geiſteren die Soliditet, oder Feſtigkeit/ daher die Franzoſen das jenige/ was ſie in der Eil/ und bey erſter Anſicht/ erſchnaͤppen koͤnnen/ wegnemmen/ aber die Gedult nicht haben/ ob einer Materi lang zu ſitzen. Jactamur per omnes Scientias, neque immergimur, ſagt Gramondus, ein Landsmann. Jch ſchreibe diß/ und anders/ von diſer und anderen Nationen in gemein/ und dinge hiermit unter denen Jtaliaͤneren/ und Franzoſen/ die jenigen vortrefflichen Maͤnner auß/ welche ſich in die Materien/ ſo ſie vor ihnen gehabt/ mit unermuͤdetem Fleiß vertieffet haben. Reiſen wir weiter uͤber die Pyreneiſchen Gebirge in Spanien/ ſo finden wir eine muͤſſige Nation von hoher Einbildung. Deren Geiſter ſein nimmer ſo ſubtil/ aber fixer, oder unbeweglicher/ daher ſie tieffſinnig/ und in ihren Unterfangungen langſam/ aber wolbedacht einher gehen. Reconditæ illis mentes, & ad lenta conſilia idoneæ. Barclaj. Icon. An. cap. 7. Man kan wie von ihren Leiberen/ alſo auch von denen Gemúhteren der Spanieren ſagen/ daß ſie eine Mittelgat- tung ſeyen zwiſchen den Europeeren/ und Africaneren. Alſo dunken mich die Engellaͤnder ſein eine Mittelart zwiſchen den Spanieren/ und Nordi- ſchen Voͤlkeren/ mit jenen theilen ſie die Tieffſinnigkeit/ mit diſen aber die Großmuͤhtigkeit; jene zeigen ſie vilfaͤltig in allen Künſten/ und Wiſſen- ſchaften/ welche bey ihnen mehr als an einigen anderen Ohrten im Flor/ ſeyn: Diſe geben ſie zu erkennen in ihrem taͤglichen Umgang/ und denen Kriegen/ ſo ſie zu Waſſer und Land fuͤhren. Anglis ut plurimum gravis animus, & in ſe velut ad conſilium ſeductus: ſeipſos & ſuæ gentis mo- res, ingenia, animos, eximiè mirantur. Barclaj. l. c. cap. 4. Die Schottlaͤnder ins beſonder kommen in gar vilen Stucken uͤberein mit der Schweizeriſchen Nation, wie zu ſehen auß Sibbaldi Prodr. Hiſt. Natur. Scot. Part. I. Lib. I. cap. 16. &c.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/205>, abgerufen am 21.11.2024.