Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.von der Fähigkeit unserer Gemühteren zu allerhand Künsten/ und Wissen- auß
von der Faͤhigkeit unſerer Gemuͤhteren zu allerhand Künſten/ und Wiſſen- auß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0211" n="198"/> von der Faͤhigkeit unſerer Gemuͤhteren zu allerhand Künſten/ und Wiſſen-<lb/> ſchaften/ welche ich herleite von obbeſchriebener Beſchaffenheit unſers Lands/<lb/> und auch ſelbs von der ſtarken groͤſſe der <hi rendition="#aq">Helveti</hi>ſchen Leiber/ zu wider dem<lb/> gemeinen Sprüchwort/ <hi rendition="#fr">was ſich wol Leibet/ das Beſeelet ſich übel/</hi><lb/> ſo auch dem/ was <hi rendition="#aq">Bodinus</hi> ſchreibet <hi rendition="#aq">de Rep.</hi> daß in groſſen Leiberen ſeyen kleine<lb/> Gemuͤhtsgaben/ und hergegen in kleinen Leiberen ein groſſer Geiſt/ <hi rendition="#aq">cùm<lb/> corpus & intellectus contrario modo afficiantur, quò major eſt hujus, eò<lb/> minor eſt illius, & contrà,</hi> und deme/ was ſtehet in <hi rendition="#aq">Theſaur. Polit. Apot. 30.<lb/> pag. 11. Ingeniis Helvetiorum nihil craffius, nihil pinguius, nihil incultius,<lb/> præſertim olim.</hi> Es iſt denen jenigen/ welchen die Hiſtori des Schweizerlands<lb/> bekant/ nicht ohnbewußt/ wie klug eingerichtet ſeyen unſere Regierungen/ wie<lb/> wir uns durch unſere Staats <hi rendition="#aq">Maximen,</hi> naͤchſt Gottes ſonderbarer Hilff/<lb/> herauß gewiklet auß den verworꝛenſten/ und gefahrlichſten Geſchaͤften/ alſo<lb/> daß wir nur ſint den Zeiten der Reformation/ wenig kleine und kurze Krie-<lb/> ge/ die wir unter uns ſelbs gefuͤhret/ außgenommen/ in gutem Friden ſitzen/<lb/> da in deſſen die Kriegsflamm um unſer Vatterland her zu verſchiedenen<lb/> mahlen heftig gewuͤtet/ und bald ganz Europam uͤberſchlagen hat; wie<lb/> fehrners nicht nur die/ welche an dem Steurꝛuder der Regierung ſitzen/<lb/> wiſſen von Staats-Geſchaͤften zu reden/ ſondern auch gemeine Leuthe; wie<lb/> ſo wol ganze <hi rendition="#aq">Republiquen,</hi> als dero <hi rendition="#aq">Privat</hi> angehoͤrige wiſſen ihr <hi rendition="#aq">intereſſe</hi><lb/> und Vortheil in acht zu nemmen; wie unter uns ſich finden allerhand zu<lb/> unterhaltung der Menſchlichen Geſellſchaft dienliche Kuͤnſte/ Handwerke/<lb/> Gewerbe/ Wiſſenſchaften/ und in denen allen liſtige/ geſchikte/ und erfahrne<lb/> Leuthe/ welche in Kriegen/ und an Hoͤfen/ hier und da/ zu groſſen Befoͤrderun-<lb/> gen gelangen. Von Gelehrten Maͤnneren/ welche ſonderlich ſint den Zeiten<lb/> der Glaubensverbeſſerung unter beyden Religionen/ ſonderlich aber unter<lb/> uns Reformierten/ gelebt/ und geſchrieben/ koͤnte ein groſſer Rodel außge-<lb/> ſetzet werden/ welchen aber hier weder Ohrt/ noch Zeit zu laſſet. Von beſon-<lb/> derer Faͤhigkeit der Veltleineren kan geleſen werden <hi rendition="#aq">Guler. Rhæt. pag. 165.<lb/> b.</hi> 166. Wahr iſt/ daß vor der <hi rendition="#aq">Reformation</hi> die Gelehrte einen kleinen Raum<lb/> in der Eidgnoßſchaft eingenommen; woruͤber aber ſich nicht zu verwunde-<lb/> ren. Zu den Zeiten der Roͤmeren hat unſere <hi rendition="#aq">Nation</hi> mehr die Waffen ge-<lb/> fuͤhrt als die Feder/ und alſo auch in denen mittleren Jahrhunderten hat ſie<lb/> ſo vil Krieg/ ſonderlich zu behaubtung ihrer koſtbaren Freyheit/ wider groſſe<lb/> Außlaͤndiſche Fuͤrſten/ und eigene Tyranniſche Landherꝛen gefuͤhrt/ daß ſie<lb/> nicht Zeit gehabt hat/ an anders zu gedenken. Und gleichwol/ ob gleich vor<lb/> 200. und mehr Jahren alles in allen Ohrten der Welt in dicker Finſternuß/<lb/> ſo wol in der Gottes gelehrtheit/ als anderen Wiſſenſchaften/ gelebt/ hatte<lb/> man um An. 840. in der Schweiz zu St. Gallen eine beruͤhmte Schul/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">auß</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0211]
von der Faͤhigkeit unſerer Gemuͤhteren zu allerhand Künſten/ und Wiſſen-
ſchaften/ welche ich herleite von obbeſchriebener Beſchaffenheit unſers Lands/
und auch ſelbs von der ſtarken groͤſſe der Helvetiſchen Leiber/ zu wider dem
gemeinen Sprüchwort/ was ſich wol Leibet/ das Beſeelet ſich übel/
ſo auch dem/ was Bodinus ſchreibet de Rep. daß in groſſen Leiberen ſeyen kleine
Gemuͤhtsgaben/ und hergegen in kleinen Leiberen ein groſſer Geiſt/ cùm
corpus & intellectus contrario modo afficiantur, quò major eſt hujus, eò
minor eſt illius, & contrà, und deme/ was ſtehet in Theſaur. Polit. Apot. 30.
pag. 11. Ingeniis Helvetiorum nihil craffius, nihil pinguius, nihil incultius,
præſertim olim. Es iſt denen jenigen/ welchen die Hiſtori des Schweizerlands
bekant/ nicht ohnbewußt/ wie klug eingerichtet ſeyen unſere Regierungen/ wie
wir uns durch unſere Staats Maximen, naͤchſt Gottes ſonderbarer Hilff/
herauß gewiklet auß den verworꝛenſten/ und gefahrlichſten Geſchaͤften/ alſo
daß wir nur ſint den Zeiten der Reformation/ wenig kleine und kurze Krie-
ge/ die wir unter uns ſelbs gefuͤhret/ außgenommen/ in gutem Friden ſitzen/
da in deſſen die Kriegsflamm um unſer Vatterland her zu verſchiedenen
mahlen heftig gewuͤtet/ und bald ganz Europam uͤberſchlagen hat; wie
fehrners nicht nur die/ welche an dem Steurꝛuder der Regierung ſitzen/
wiſſen von Staats-Geſchaͤften zu reden/ ſondern auch gemeine Leuthe; wie
ſo wol ganze Republiquen, als dero Privat angehoͤrige wiſſen ihr intereſſe
und Vortheil in acht zu nemmen; wie unter uns ſich finden allerhand zu
unterhaltung der Menſchlichen Geſellſchaft dienliche Kuͤnſte/ Handwerke/
Gewerbe/ Wiſſenſchaften/ und in denen allen liſtige/ geſchikte/ und erfahrne
Leuthe/ welche in Kriegen/ und an Hoͤfen/ hier und da/ zu groſſen Befoͤrderun-
gen gelangen. Von Gelehrten Maͤnneren/ welche ſonderlich ſint den Zeiten
der Glaubensverbeſſerung unter beyden Religionen/ ſonderlich aber unter
uns Reformierten/ gelebt/ und geſchrieben/ koͤnte ein groſſer Rodel außge-
ſetzet werden/ welchen aber hier weder Ohrt/ noch Zeit zu laſſet. Von beſon-
derer Faͤhigkeit der Veltleineren kan geleſen werden Guler. Rhæt. pag. 165.
b. 166. Wahr iſt/ daß vor der Reformation die Gelehrte einen kleinen Raum
in der Eidgnoßſchaft eingenommen; woruͤber aber ſich nicht zu verwunde-
ren. Zu den Zeiten der Roͤmeren hat unſere Nation mehr die Waffen ge-
fuͤhrt als die Feder/ und alſo auch in denen mittleren Jahrhunderten hat ſie
ſo vil Krieg/ ſonderlich zu behaubtung ihrer koſtbaren Freyheit/ wider groſſe
Außlaͤndiſche Fuͤrſten/ und eigene Tyranniſche Landherꝛen gefuͤhrt/ daß ſie
nicht Zeit gehabt hat/ an anders zu gedenken. Und gleichwol/ ob gleich vor
200. und mehr Jahren alles in allen Ohrten der Welt in dicker Finſternuß/
ſo wol in der Gottes gelehrtheit/ als anderen Wiſſenſchaften/ gelebt/ hatte
man um An. 840. in der Schweiz zu St. Gallen eine beruͤhmte Schul/
auß
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