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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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irgendwo gegraben wird: Aussert denen Keiserlichen Landen ist in der Welt
so wenig Quecksilber/ daß man es nicht einmahl kan in einiche Rechnung se-
tzen. So ist es auch bewandt mit dem Quecksilber unsers Schweizerlands.

Nach der Zeugnuß unsers S. Wagneri Hist. Nat. Helv. p. 352. ist in
dem Canton Bern vormahls Quecksilber gefunden worden bey Thun/
einem Stättlein an dem Thuner See.

Leonh. Thurneisser Alchym. Magn. L. VI. c. 5. meldet/ daß er im
Canton Solothurn in einer mit Weiden besezten Wiesen bey Bipp
ein gar schönes Quecksilber angetroffen.

Jn dem Thal Vallengin, der Graffschaft welsch Neuenburg/ sol
bey dem Dorff Lode das Quecksilber auß der Erden hervor fliessen in
warmen Sommer-Tagen. Wagn. MSC.

Von dem Spieß-Glaß.

Dise Bastart Art von Metallen gibt vilerhand Nutzen dem Menschli-
chen Geschlecht. Die Zinngiesser machen darvon einen Zusatz/ um ihren Ge-
schirren einen Silberdon zugeben; Andere Künstler bedienen sich desselben
zu formierung der Spieglen/ andere zu giessung der Gloken/ Buchtruker-
Schrift/ andere zu bereinigung der übrigen Metallen. Nirgend aber zeiget
diß Halbmetall seine Einflüsse in der Menschen Gesellschaft mehr/ als in der
Artzney Kunst: Darauß werden vil hundertley heilsame/ unschuldige/ und
auch gefahrliche Artzneyen gemachet/ welche mit kluger Vorsichtigkeit ge-
braucht/ große Dienste leisten in widerbringung der Gesundheit/ aber auch
durch die Hände frecher Stümpleren manches Schiff solcher Patienten
dem Charonti anfüllen/ welche/ Menschlicher weise zu reden/ länger hätten
können bey Leben bleiben. So das billich ein jeder sich selbs liebender kranke
den obersten Befehlhaber über Leben und Tod zu bitten hat/ daß er ihn nicht
lasse fallen in die blutigen Hände dergleichen Spießglaß-Stümpel Aerzten.
Es hat disere Gefahr der Antimonialischen Artzneyen den berühmten Guido-
nem Patinum,
Parisischen Doctoren, veranlaset/ allen Gebrauch derselben
zu verbannen/ und zu verdammen/ wie auß seinen lustigen Briefen zu ersehen.
Jn betrachtung dessen hat das Spießglaß vor allen Mineralien, und Vege-
tabilien,
auß seltsame Fata außgestanden: die Chymisten ängstigen es Tag
und Nacht mit Feuer/ um/ wann es möglich/ endlich solche Artzneyen außzu-
finden/ welche die schwersten Krankheiten augenblicklich wegwischen
können. Jn Frankreich hat sich das Parlament zu Paris auch in diß Spiel
geleget/ und An. 1566. erkennet/ daß man die Antimonialia auß allen Apo-
theken verbanne/ und als schädliche Gift keinem Menschen eingebe. etc.

irgendwo gegraben wird: Auſſert denen Keiſerlichen Landen iſt in der Welt
ſo wenig Queckſilber/ daß man es nicht einmahl kan in einiche Rechnung ſe-
tzen. So iſt es auch bewandt mit dem Queckſilber unſers Schweizerlands.

Nach der Zeugnuß unſers S. Wagneri Hiſt. Nat. Helv. p. 352. iſt in
dem Canton Bern vormahls Queckſilber gefunden worden bey Thun/
einem Staͤttlein an dem Thuner See.

Leonh. Thurneiſſer Alchym. Magn. L. VI. c. 5. meldet/ daß er im
Canton Solothurn in einer mit Weiden beſezten Wieſen bey Bipp
ein gar ſchoͤnes Queckſilber angetroffen.

Jn dem Thal Vallengin, der Graffſchaft welſch Neuenburg/ ſol
bey dem Dorff Lode das Queckſilber auß der Erden hervor flieſſen in
warmen Sommer-Tagen. Wagn. MSC.

Von dem Spieß-Glaß.

Diſe Baſtart Art von Metallen gibt vilerhand Nutzen dem Menſchli-
chen Geſchlecht. Die Zinngieſſer machen darvon einen Zuſatz/ um ihren Ge-
ſchirꝛen einen Silberdon zugeben; Andere Kuͤnſtler bedienen ſich deſſelben
zu formierung der Spieglen/ andere zu gieſſung der Gloken/ Buchtruker-
Schrift/ andere zu bereinigung der uͤbrigen Metallen. Nirgend aber zeiget
diß Halbmetall ſeine Einfluͤſſe in der Menſchen Geſellſchaft mehr/ als in der
Artzney Kunſt: Darauß werden vil hundertley heilſame/ unſchuldige/ und
auch gefahrliche Artzneyen gemachet/ welche mit kluger Vorſichtigkeit ge-
braucht/ große Dienſte leiſten in widerbringung der Geſundheit/ aber auch
durch die Haͤnde frecher Stuͤmpleren manches Schiff ſolcher Patienten
dem Charonti anfuͤllen/ welche/ Menſchlicher weiſe zu reden/ laͤnger haͤtten
koͤnnen bey Leben bleiben. So das billich ein jeder ſich ſelbs liebender kranke
den oberſten Befehlhaber uͤber Leben und Tod zu bitten hat/ daß er ihn nicht
laſſe fallen in die blutigen Haͤnde dergleichen Spießglaß-Stuͤmpel Aerzten.
Es hat diſere Gefahr der Antimonialiſchen Artzneyen den beruͤhmten Guido-
nem Patinum,
Pariſiſchen Doctoren, veranlaſet/ allen Gebrauch derſelben
zu verbannen/ und zu verdammen/ wie auß ſeinen luſtigen Briefen zu erſehen.
Jn betrachtung deſſen hat das Spießglaß vor allen Mineralien, und Vege-
tabilien,
auß ſeltſame Fata außgeſtanden: die Chymiſten aͤngſtigen es Tag
und Nacht mit Feuer/ um/ wann es moͤglich/ endlich ſolche Artzneyen außzu-
finden/ welche die ſchwerſten Krankheiten augenblicklich wegwiſchen
koͤnnen. Jn Frankreich hat ſich das Parlament zu Paris auch in diß Spiel
geleget/ und An. 1566. erkennet/ daß man die Antimonialia auß allen Apo-
theken verbanne/ und als ſchaͤdliche Gift keinem Menſchen eingebe. ꝛc.

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[36/0043] irgendwo gegraben wird: Auſſert denen Keiſerlichen Landen iſt in der Welt ſo wenig Queckſilber/ daß man es nicht einmahl kan in einiche Rechnung ſe- tzen. So iſt es auch bewandt mit dem Queckſilber unſers Schweizerlands. Nach der Zeugnuß unſers S. Wagneri Hiſt. Nat. Helv. p. 352. iſt in dem Canton Bern vormahls Queckſilber gefunden worden bey Thun/ einem Staͤttlein an dem Thuner See. Leonh. Thurneiſſer Alchym. Magn. L. VI. c. 5. meldet/ daß er im Canton Solothurn in einer mit Weiden beſezten Wieſen bey Bipp ein gar ſchoͤnes Queckſilber angetroffen. Jn dem Thal Vallengin, der Graffſchaft welſch Neuenburg/ ſol bey dem Dorff Lode das Queckſilber auß der Erden hervor flieſſen in warmen Sommer-Tagen. Wagn. MSC. Von dem Spieß-Glaß. Diſe Baſtart Art von Metallen gibt vilerhand Nutzen dem Menſchli- chen Geſchlecht. Die Zinngieſſer machen darvon einen Zuſatz/ um ihren Ge- ſchirꝛen einen Silberdon zugeben; Andere Kuͤnſtler bedienen ſich deſſelben zu formierung der Spieglen/ andere zu gieſſung der Gloken/ Buchtruker- Schrift/ andere zu bereinigung der uͤbrigen Metallen. Nirgend aber zeiget diß Halbmetall ſeine Einfluͤſſe in der Menſchen Geſellſchaft mehr/ als in der Artzney Kunſt: Darauß werden vil hundertley heilſame/ unſchuldige/ und auch gefahrliche Artzneyen gemachet/ welche mit kluger Vorſichtigkeit ge- braucht/ große Dienſte leiſten in widerbringung der Geſundheit/ aber auch durch die Haͤnde frecher Stuͤmpleren manches Schiff ſolcher Patienten dem Charonti anfuͤllen/ welche/ Menſchlicher weiſe zu reden/ laͤnger haͤtten koͤnnen bey Leben bleiben. So das billich ein jeder ſich ſelbs liebender kranke den oberſten Befehlhaber uͤber Leben und Tod zu bitten hat/ daß er ihn nicht laſſe fallen in die blutigen Haͤnde dergleichen Spießglaß-Stuͤmpel Aerzten. Es hat diſere Gefahr der Antimonialiſchen Artzneyen den beruͤhmten Guido- nem Patinum, Pariſiſchen Doctoren, veranlaſet/ allen Gebrauch derſelben zu verbannen/ und zu verdammen/ wie auß ſeinen luſtigen Briefen zu erſehen. Jn betrachtung deſſen hat das Spießglaß vor allen Mineralien, und Vege- tabilien, auß ſeltſame Fata außgeſtanden: die Chymiſten aͤngſtigen es Tag und Nacht mit Feuer/ um/ wann es moͤglich/ endlich ſolche Artzneyen außzu- finden/ welche die ſchwerſten Krankheiten augenblicklich wegwiſchen koͤnnen. Jn Frankreich hat ſich das Parlament zu Paris auch in diß Spiel geleget/ und An. 1566. erkennet/ daß man die Antimonialia auß allen Apo- theken verbanne/ und als ſchaͤdliche Gift keinem Menſchen eingebe. ꝛc.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/43>, abgerufen am 21.11.2024.