Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.hölzernen breiten Tätschler F. folglich in denen Formen an einem luftigen Caseus est nequam, quia digerit omnia sequam. Nicht besseres Lob verdienet der weisse Ziger/ absonderlich/ wann der zu hoͤlzernen breiten Taͤtſchler F. folglich in denen Formen an einem luftigen Caſeus eſt nequam, quia digerit omnia ſequam. Nicht beſſeres Lob verdienet der weiſſe Ziger/ abſonderlich/ wann der zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0098" n="91"/> hoͤlzernen breiten <hi rendition="#fr">Taͤtſchler</hi> <hi rendition="#aq">F.</hi> folglich in denen Formen an einem luftigen<lb/> Ohrt gelaſſen/ bis zu einem gewiſſen Grad ihrer Troͤknung. Nach diſem<lb/> werden die Schabziger auß ihren Küblen heraußgenommen/ und nach ein-<lb/> ander auf Laͤden (wie bey <hi rendition="#aq">H.</hi> zu ſehen) an einem mittelmaͤſſig feuchten und<lb/> troknen Ohrt aufbehalten/ da ins beſonder zugewahren/ daß bey kalter win-<lb/> dichter Witterung die Ziger-Gehalter wol verwahret werden/ damit der<lb/> Schabziger keine Spaͤlte bekomme. Nun/ nachdem der gruͤne Schabziger<lb/> gemenget/ gerieben/ geſtaltet/ und getroͤknet worden/ ſtellen wir ihne auf den<lb/> Tiſch/ ſehen aber alſobald/ daß die anweſenden Gaͤſte diſen Gaſt mit unglei-<lb/> chen Augen anſehen/ die einten ihre Naſen ruͤmpfen/ und nicht nur nicht dar-<lb/> von eſſen wollen/ ſondern auch nicht einmahl den Geruch leiden koͤnnen/ da<lb/> hingegen andere ſich darob/ als uͤber eine niedliche Tracht erfreuen/ und er-<lb/> laben. Schon zu Geſſneri Zeiten waren vil/ die mit diſem <hi rendition="#fr">Glarnerziger</hi> ihr<lb/> Geſpoͤtt getrieben/ und ihne veraͤchtlicher Weiſe gehalten vor das Element der<lb/><hi rendition="#fr">Erden/</hi> wie den <hi rendition="#fr">Züricher Wein</hi> vor das <hi rendition="#fr">Waſſer/ die Pündtner<lb/> Sprach</hi> vor den <hi rendition="#fr">Luft/</hi> und der <hi rendition="#fr">Freyburgeren Münz</hi> vor das <hi rendition="#fr">Feuer.</hi><lb/> Jch hoffe aber darzutuhn/ daß diſer Ziger eine von den nutzbareſten befindun-<lb/> gen unſers Landes ſeye/ und folgbar nicht ohne Urſach in unſeren eigenen/ und<lb/> froͤmden Landen ſo vil gebraucht/ ſo hoch angeſehen/ und auch auf vornem̃en/<lb/> Fuͤrſtlichen/ und Koͤniglichen Tafelen aufgetragen werde. Es hat die Milch<lb/> dreyerley Theile/ oder Weſen/ in ſich; erſtlich den Nidel/ oder Raum/ ſo oben<lb/> auf ſchwimmet/ auß leichten/ oͤhlichten Theilen beſtehet/ und die Materi ab-<lb/> gibt zum Butter; Zweytens ein ſaurlechtes Waſſer/ die Schotten/ welche<lb/> man anwendet zum Trank/ oder/ ſo ſie in Uberfluß verhanden/ fuͤrwirffet den<lb/> Schweinen; Drittens eine dickere/ ſchwerere Materi/ auß welcher gemachet<lb/> wird theils der Kaͤſe/ theils der weiſſe Ziger; Jener iſt wegen ſeiner feſtig-<lb/> keit/ und undaͤulichkeit nicht ſo gar wol angeſchrieben bey denen/ welchen die<lb/> Geſundheit menſchlicher Leiberen anvertrauet wird/ weilen er in dem Magen<lb/> uͤbrig laſſet einen zaͤchen/ undaͤulichen/ nach und nach in eine Saͤure ſich ver-<lb/> wandlenden Schleim/ welcher erſtlich den Magen und die Gedaͤrme inn-<lb/> wendig uͤberzeuhet/ die daͤuung/ und ſcheidung verderbet/ und folglich auch/<lb/> ſo er in das Geblut durch die Milchgefaͤſſe hingefuͤhret wird/ den ganzen Leib<lb/> uͤberſchwemmet/ ſich in den kleinſten Blutroͤhrlein ſteket/ und zu allerhand<lb/> Krankheiten/ ſo von Verſtopfungen herꝛuͤhren koͤnnen/ Thuͤr und Thor<lb/> oͤffnet/ daher auch vor etlich 100. Jahren die <hi rendition="#aq">Salerni</hi>taniſche Schul dem Kaͤſe<lb/> einen Schoͤlmen Titel angehenket in diſen bekanten Reimen:</p><lb/> <p> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#c">Caſeus eſt nequam, quia digerit omnia ſequam.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Nicht beſſeres Lob verdienet der weiſſe Ziger/ abſonderlich/ wann der zu<lb/> winterlichem Gebrauch aufbehalten/ und in eine Saͤure gebracht wird.<lb/> Und glaube ich veſtiglich/ daß unſere Landesleuhte ſothane Zigerſpeiſen ohne<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0098]
hoͤlzernen breiten Taͤtſchler F. folglich in denen Formen an einem luftigen
Ohrt gelaſſen/ bis zu einem gewiſſen Grad ihrer Troͤknung. Nach diſem
werden die Schabziger auß ihren Küblen heraußgenommen/ und nach ein-
ander auf Laͤden (wie bey H. zu ſehen) an einem mittelmaͤſſig feuchten und
troknen Ohrt aufbehalten/ da ins beſonder zugewahren/ daß bey kalter win-
dichter Witterung die Ziger-Gehalter wol verwahret werden/ damit der
Schabziger keine Spaͤlte bekomme. Nun/ nachdem der gruͤne Schabziger
gemenget/ gerieben/ geſtaltet/ und getroͤknet worden/ ſtellen wir ihne auf den
Tiſch/ ſehen aber alſobald/ daß die anweſenden Gaͤſte diſen Gaſt mit unglei-
chen Augen anſehen/ die einten ihre Naſen ruͤmpfen/ und nicht nur nicht dar-
von eſſen wollen/ ſondern auch nicht einmahl den Geruch leiden koͤnnen/ da
hingegen andere ſich darob/ als uͤber eine niedliche Tracht erfreuen/ und er-
laben. Schon zu Geſſneri Zeiten waren vil/ die mit diſem Glarnerziger ihr
Geſpoͤtt getrieben/ und ihne veraͤchtlicher Weiſe gehalten vor das Element der
Erden/ wie den Züricher Wein vor das Waſſer/ die Pündtner
Sprach vor den Luft/ und der Freyburgeren Münz vor das Feuer.
Jch hoffe aber darzutuhn/ daß diſer Ziger eine von den nutzbareſten befindun-
gen unſers Landes ſeye/ und folgbar nicht ohne Urſach in unſeren eigenen/ und
froͤmden Landen ſo vil gebraucht/ ſo hoch angeſehen/ und auch auf vornem̃en/
Fuͤrſtlichen/ und Koͤniglichen Tafelen aufgetragen werde. Es hat die Milch
dreyerley Theile/ oder Weſen/ in ſich; erſtlich den Nidel/ oder Raum/ ſo oben
auf ſchwimmet/ auß leichten/ oͤhlichten Theilen beſtehet/ und die Materi ab-
gibt zum Butter; Zweytens ein ſaurlechtes Waſſer/ die Schotten/ welche
man anwendet zum Trank/ oder/ ſo ſie in Uberfluß verhanden/ fuͤrwirffet den
Schweinen; Drittens eine dickere/ ſchwerere Materi/ auß welcher gemachet
wird theils der Kaͤſe/ theils der weiſſe Ziger; Jener iſt wegen ſeiner feſtig-
keit/ und undaͤulichkeit nicht ſo gar wol angeſchrieben bey denen/ welchen die
Geſundheit menſchlicher Leiberen anvertrauet wird/ weilen er in dem Magen
uͤbrig laſſet einen zaͤchen/ undaͤulichen/ nach und nach in eine Saͤure ſich ver-
wandlenden Schleim/ welcher erſtlich den Magen und die Gedaͤrme inn-
wendig uͤberzeuhet/ die daͤuung/ und ſcheidung verderbet/ und folglich auch/
ſo er in das Geblut durch die Milchgefaͤſſe hingefuͤhret wird/ den ganzen Leib
uͤberſchwemmet/ ſich in den kleinſten Blutroͤhrlein ſteket/ und zu allerhand
Krankheiten/ ſo von Verſtopfungen herꝛuͤhren koͤnnen/ Thuͤr und Thor
oͤffnet/ daher auch vor etlich 100. Jahren die Salernitaniſche Schul dem Kaͤſe
einen Schoͤlmen Titel angehenket in diſen bekanten Reimen:
Caſeus eſt nequam, quia digerit omnia ſequam.
Nicht beſſeres Lob verdienet der weiſſe Ziger/ abſonderlich/ wann der zu
winterlichem Gebrauch aufbehalten/ und in eine Saͤure gebracht wird.
Und glaube ich veſtiglich/ daß unſere Landesleuhte ſothane Zigerſpeiſen ohne
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