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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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N. 2.)



Schweizerische
Berg-Reisen.


Fortsetzung vom Nider Vrner Bad.

AN disem rothen Berg ist zu Winters Zeit ein gewiß Ohrt/ da kein
Schnee bleibet/ sondern bald zerschmilzet/ vermuhtlich von einer un-
terirrdischen Wärme/ welche auch den Nider Urner Brunn selbs als-
dann also erwärmt/ daß er über die Art anderer Brünnen des Lands von
vilen nicht kan getrunken werden/ bis er um etwas erkaltet/ und daher man
in Gedanken stehet/ es möchte eine wirklich warme Quell in diser Gegne un-
ter der Erde verborgen seyn. Dises Bad ist vor alten Zeiten bekant gewe-
sen/ sonderbar aber in Aufnemmen gerahten bey Anlas der Pündtnerischen
Kriegen/ da man die Ober-Länder Pfeffers/ Fläscher- und Fidriß Bäder/
nicht könte besuchen; Nun aber/ da der Zugang zu jenen ungehinderet/ wird
dises unser Nider Urner Bad nicht vil von Frömden gebraucht/ sondern
dienet insonderheit zum Trost der Nachbarschaft. Von denen Mineralien
dises Bads hat Herr Doctor und Land-Amman Joß Pfendler geur-
theilet/ daß verhanden seye Kupfer/ Eisen/ Vitriol/ Alaun/ und ein theil
Golds; welchem Urtheil unterschrieben Hrn. Jacob Ziegler/ und Hans
Rudolff Gyger/
Doctores der Artzney von Zürich; und folglich geschlos-
sen/ daß dises Bad erwärme die kalten Glider/ heile das Podagra/ Huft-
Nieren- und Ländenwehe/ Gutschläge/ Krampf/ Lähme der Glideren/ Grim-
men: Den schwachen undäuigen Magen bringe er widerum zum Appetit.
Es helffe dem alten Husten/ und Keichen/ oder Asthma. Es wehre dem Auß-
satz/ benemme die Raud/ und Kretze/ samt anderen Mänglen der Haut. Es
seye gut den Gäl-Wasser- und Schweinsüchtigen. Es heile alle innwendige
Geschwär der Lungen/ Leberen/ Blatter/ und dergleichen. Es stille das
Blutspeyen den überflüssigen Schweiß/ das Blut Erbrechen/ das unmässi-
ge Nasenbluten/ Guldin Aderen/ überflüssige Monatzeit/ und andere Flüß.
Bringe widerum zurecht die alten Schäden/ alt übelgeheilete Wunden/
Krampf-Aderen der Schinnbeinen; verhüte Fleischwachsen in den Wun-
den/ der Nasen/ und Affter; Stärke die Bärmuter denen Weiberen/ die
oft Muter-Flüsse/ und unzeitige Geburten gehabt haben; Bessere das

schwache
N. 2.)



Schweizeriſche
Berg-Reiſen.


Fortſetzung vom Nider Vrner Bad.

AN diſem rothen Berg iſt zu Winters Zeit ein gewiß Ohrt/ da kein
Schnee bleibet/ ſondern bald zerſchmilzet/ vermuhtlich von einer un-
terirꝛdiſchen Waͤrme/ welche auch den Nider Urner Brunn ſelbs als-
dann alſo erwaͤrmt/ daß er uͤber die Art anderer Brünnen des Lands von
vilen nicht kan getrunken werden/ bis er um etwas erkaltet/ und daher man
in Gedanken ſtehet/ es moͤchte eine wirklich warme Quell in diſer Gegne un-
ter der Erde verborgen ſeyn. Diſes Bad iſt vor alten Zeiten bekant gewe-
ſen/ ſonderbar aber in Aufnemmen gerahten bey Anlas der Puͤndtneriſchen
Kriegen/ da man die Ober-Laͤnder Pfeffers/ Flaͤſcher- und Fidriß Baͤder/
nicht koͤnte beſuchen; Nun aber/ da der Zugang zu jenen ungehinderet/ wird
diſes unſer Nider Urner Bad nicht vil von Froͤmden gebraucht/ ſondern
dienet inſonderheit zum Troſt der Nachbarſchaft. Von denen Mineralien
diſes Bads hat Herꝛ Doctor und Land-Amman Joß Pfendler geur-
theilet/ daß verhanden ſeye Kupfer/ Eiſen/ Vitriol/ Alaun/ und ein theil
Golds; welchem Urtheil unterſchrieben Hrn. Jacob Ziegler/ und Hans
Rudolff Gyger/
Doctores der Artzney von Zuͤrich; und folglich geſchloſ-
ſen/ daß diſes Bad erwaͤrme die kalten Glider/ heile das Podagra/ Huft-
Nieren- und Laͤndenwehe/ Gutſchlaͤge/ Krampf/ Laͤhme der Glideren/ Grim-
men: Den ſchwachen undaͤuigen Magen bringe er widerum zum Appetit.
Es helffe dem alten Huſten/ und Keichen/ oder Aſthma. Es wehre dem Auß-
ſatz/ benemme die Raud/ und Kretze/ ſamt anderen Maͤnglen der Haut. Es
ſeye gut den Gaͤl-Waſſer- und Schweinſuͤchtigen. Es heile alle innwendige
Geſchwaͤr der Lungen/ Leberen/ Blatter/ und dergleichen. Es ſtille das
Blutſpeyen den uͤberfluͤſſigen Schweiß/ das Blut Erbrechen/ das unmaͤſſi-
ge Naſenbluten/ Guldin Aderen/ überflüſſige Monatzeit/ und andere Flüß.
Bringe widerum zurecht die alten Schaͤden/ alt übelgeheilete Wunden/
Krampf-Aderen der Schinnbeinen; verhuͤte Fleiſchwachſen in den Wun-
den/ der Naſen/ und Affter; Staͤrke die Baͤrmuter denen Weiberen/ die
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[(5)[5]/0012] N. 2.) (Den 12. Jan. 1707. Schweizeriſche Berg-Reiſen. Fortſetzung vom Nider Vrner Bad. AN diſem rothen Berg iſt zu Winters Zeit ein gewiß Ohrt/ da kein Schnee bleibet/ ſondern bald zerſchmilzet/ vermuhtlich von einer un- terirꝛdiſchen Waͤrme/ welche auch den Nider Urner Brunn ſelbs als- dann alſo erwaͤrmt/ daß er uͤber die Art anderer Brünnen des Lands von vilen nicht kan getrunken werden/ bis er um etwas erkaltet/ und daher man in Gedanken ſtehet/ es moͤchte eine wirklich warme Quell in diſer Gegne un- ter der Erde verborgen ſeyn. Diſes Bad iſt vor alten Zeiten bekant gewe- ſen/ ſonderbar aber in Aufnemmen gerahten bey Anlas der Puͤndtneriſchen Kriegen/ da man die Ober-Laͤnder Pfeffers/ Flaͤſcher- und Fidriß Baͤder/ nicht koͤnte beſuchen; Nun aber/ da der Zugang zu jenen ungehinderet/ wird diſes unſer Nider Urner Bad nicht vil von Froͤmden gebraucht/ ſondern dienet inſonderheit zum Troſt der Nachbarſchaft. Von denen Mineralien diſes Bads hat Herꝛ Doctor und Land-Amman Joß Pfendler geur- theilet/ daß verhanden ſeye Kupfer/ Eiſen/ Vitriol/ Alaun/ und ein theil Golds; welchem Urtheil unterſchrieben Hrn. Jacob Ziegler/ und Hans Rudolff Gyger/ Doctores der Artzney von Zuͤrich; und folglich geſchloſ- ſen/ daß diſes Bad erwaͤrme die kalten Glider/ heile das Podagra/ Huft- Nieren- und Laͤndenwehe/ Gutſchlaͤge/ Krampf/ Laͤhme der Glideren/ Grim- men: Den ſchwachen undaͤuigen Magen bringe er widerum zum Appetit. Es helffe dem alten Huſten/ und Keichen/ oder Aſthma. Es wehre dem Auß- ſatz/ benemme die Raud/ und Kretze/ ſamt anderen Maͤnglen der Haut. Es ſeye gut den Gaͤl-Waſſer- und Schweinſuͤchtigen. Es heile alle innwendige Geſchwaͤr der Lungen/ Leberen/ Blatter/ und dergleichen. Es ſtille das Blutſpeyen den uͤberfluͤſſigen Schweiß/ das Blut Erbrechen/ das unmaͤſſi- ge Naſenbluten/ Guldin Aderen/ überflüſſige Monatzeit/ und andere Flüß. Bringe widerum zurecht die alten Schaͤden/ alt übelgeheilete Wunden/ Krampf-Aderen der Schinnbeinen; verhuͤte Fleiſchwachſen in den Wun- den/ der Naſen/ und Affter; Staͤrke die Baͤrmuter denen Weiberen/ die oft Muter-Flüſſe/ und unzeitige Geburten gehabt haben; Beſſere das ſchwache

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. (5)[5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/12>, abgerufen am 21.11.2024.