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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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des Natur-Meers stehen/ und nicht einmahl sich auf dasselbe hinauß dörffen
wagen. Ein wissensbegieriges Gemüht aber/ welches sich in die tieffe der
Geheimnuß-follen Natur einzusenken bemühet/ ist mit disem allem noch nicht
zu friden. Ein solcher Wassertaucher sihet vor sich allerhand verwirrte Kno-
ten/ die noch nicht aufgelößt seyn/ nach selbs eigener Bekantniß der Französi-
schen Gesellschaft/ welche gleichwol mehr in diser Materi gearbeitet/ als übrige
Gelehrte von Europa. Was denen Artzney Doctoribus begegnet/ welche
auf der Kanzel/ und in ihren Schriften alle Krankheiten zu heilen wissen/ aber
die vorkommende Schwerigkeiten in heilung der Patienten erst erfahren bey
dem Beth/ daß kan auch begegnen denen Herren/ welche sich bemühet/ obge-
sezte Tafel außzurechnen. Die Rechnung ist gut/ es fragt sichs aber/ ob sie
der Natur überall entspreche? Ob die graduation der Luftdünnung in der
Taht also seye/ wie sie vorgerechnet wird in Ruthen/ Schuhen/ Zollen/ und
Linien? Ob eine so richtige Ordnung nicht unterbrochen werde durch bestän-
dige Bergkälte/ welche die Rarefection, oder dünnung der hohen Luft merklich
einzeuhet/ und selbs das Queksilber auf einen höheren Grad treibet/ als sonst
die Tafel außtruket? Ob nicht eine neue Außrechnung nöhtig swere/ welche
in betrachtung setzet nicht nur die Höhe/ und schwere/ sondern auch die Kälte
der Luft? Jch habe bereits über dise Materi eint- und andere Proben gema-
chet/ werde aber weiters trachten dise Materi in mehrerem zu erklähren/ also/
daß man nach und nach in mehrere und mögliche Gewißheit komme; wiewol
wenig Hoffnung sich eräuget zu fölliger Auflösung aller vorkommender
Schwerigkeiten/ unter welche auch müssen gezellet werden die tägliche und
stündliche veränderungen der Luft selbs/ die auf- und absteigenden Wolken/
die Verschiedenheit der weite und enge der Glaßröhren/ welche man braucht/
so auch des Queksilbers/ etc.

Dißmahl noch wil gleich als zu einem Nach-Tisch/ dem geehrten Leser
darstellen eine Gegenhaltung der grösten Helvetischen Gebirgen mit ande-
ren in frömden Landen abgemessenen Bergen. Das unsere Helvetische Ge-
birge die höchsten seyen von ganz Europa/ bedarff keines mehreren Beweiß-
thums. Es ist hierüber genug geschrieben worden Tom. I. p. 18. und Tom. III.
pag.
51. wohin mich beruffe.

Jch bemerke nur hier einiche in unseren Landen aller Ohrten/ sonderlich
aber bey der Situation unserer Bergen/ außgetrukte beutliche Fußstapfen/
oder klare Anzeige der allweisen Allmacht des Grossen Schöpfers: Es hat
Gott gefallen wollen/ die höchsten Alpgebirg in Europam zu setzen/ als reiche/
niemahls zu erschöpfende Wassergehalter/ worüber nachzulesen Tom. I. p. 37.
19. und Tom. III. pag.. Nach seiner unendlichen weisen Vorsehung hat
er solchen Schatz wollen setzen an das komlichste Ohrt/ in mitten zwischen der

Mittag-

des Natur-Meers ſtehen/ und nicht einmahl ſich auf daſſelbe hinauß doͤrffen
wagen. Ein wiſſensbegieriges Gemuͤht aber/ welches ſich in die tieffe der
Geheimnuß-follen Natur einzuſenken bemuͤhet/ iſt mit diſem allem noch nicht
zu friden. Ein ſolcher Waſſertaucher ſihet vor ſich allerhand verwirꝛte Kno-
ten/ die noch nicht aufgeloͤßt ſeyn/ nach ſelbs eigener Bekantniß der Franzoͤſi-
ſchen Geſellſchaft/ welche gleichwol mehr in diſer Materi gearbeitet/ als uͤbrige
Gelehrte von Europa. Was denen Artzney Doctoribus begegnet/ welche
auf der Kanzel/ und in ihren Schriften alle Krankheiten zu heilen wiſſen/ aber
die vorkommende Schwerigkeiten in heilung der Patienten erſt erfahren bey
dem Beth/ daß kan auch begegnen denen Herꝛen/ welche ſich bemuͤhet/ obge-
ſezte Tafel außzurechnen. Die Rechnung iſt gut/ es fragt ſichs aber/ ob ſie
der Natur uͤberall entſpreche? Ob die graduation der Luftdünnung in der
Taht alſo ſeye/ wie ſie vorgerechnet wird in Ruthen/ Schuhen/ Zollen/ und
Linien? Ob eine ſo richtige Ordnung nicht unterbrochen werde durch beſtaͤn-
dige Bergkaͤlte/ welche die Rarefection, oder dünnung der hohen Luft merklich
einzeuhet/ und ſelbs das Quekſilber auf einen hoͤheren Grad treibet/ als ſonſt
die Tafel außtruket? Ob nicht eine neue Außrechnung noͤhtig ſwere/ welche
in betrachtung ſetzet nicht nur die Hoͤhe/ und ſchwere/ ſondern auch die Kaͤlte
der Luft? Jch habe bereits uͤber diſe Materi eint- und andere Proben gema-
chet/ werde aber weiters trachten diſe Materi in mehrerem zu erklaͤhren/ alſo/
daß man nach und nach in mehrere und moͤgliche Gewißheit komme; wiewol
wenig Hoffnung ſich eraͤuget zu foͤlliger Aufloͤſung aller vorkommender
Schwerigkeiten/ unter welche auch muͤſſen gezellet werden die taͤgliche und
ſtuͤndliche veraͤnderungen der Luft ſelbs/ die auf- und abſteigenden Wolken/
die Verſchiedenheit der weite und enge der Glaßroͤhren/ welche man braucht/
ſo auch des Quekſilbers/ ꝛc.

Dißmahl noch wil gleich als zu einem Nach-Tiſch/ dem geehrten Leſer
darſtellen eine Gegenhaltung der groͤſten Helvetiſchen Gebirgen mit ande-
ren in froͤmden Landen abgemeſſenen Bergen. Das unſere Helvetiſche Ge-
birge die hoͤchſten ſeyen von ganz Europa/ bedarff keines mehreren Beweiß-
thums. Es iſt hieruͤber genug geſchrieben worden Tom. I. p. 18. und Tom. III.
pag.
51. wohin mich beruffe.

Jch bemerke nur hier einiche in unſeren Landen aller Ohrten/ ſonderlich
aber bey der Situation unſerer Bergen/ außgetrukte beutliche Fußſtapfen/
oder klare Anzeige der allweiſen Allmacht des Groſſen Schoͤpfers: Es hat
Gott gefallen wollen/ die hoͤchſten Alpgebirg in Europam zu ſetzen/ als reiche/
niemahls zu erſchoͤpfende Waſſergehalter/ worüber nachzuleſen Tom. I. p. 37.
19. und Tom. III. pag.. Nach ſeiner unendlichen weiſen Vorſehung hat
er ſolchen Schatz wollen ſetzen an das komlichſte Ohrt/ in mitten zwiſchen der

Mittag-
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[171/0205] des Natur-Meers ſtehen/ und nicht einmahl ſich auf daſſelbe hinauß doͤrffen wagen. Ein wiſſensbegieriges Gemuͤht aber/ welches ſich in die tieffe der Geheimnuß-follen Natur einzuſenken bemuͤhet/ iſt mit diſem allem noch nicht zu friden. Ein ſolcher Waſſertaucher ſihet vor ſich allerhand verwirꝛte Kno- ten/ die noch nicht aufgeloͤßt ſeyn/ nach ſelbs eigener Bekantniß der Franzoͤſi- ſchen Geſellſchaft/ welche gleichwol mehr in diſer Materi gearbeitet/ als uͤbrige Gelehrte von Europa. Was denen Artzney Doctoribus begegnet/ welche auf der Kanzel/ und in ihren Schriften alle Krankheiten zu heilen wiſſen/ aber die vorkommende Schwerigkeiten in heilung der Patienten erſt erfahren bey dem Beth/ daß kan auch begegnen denen Herꝛen/ welche ſich bemuͤhet/ obge- ſezte Tafel außzurechnen. Die Rechnung iſt gut/ es fragt ſichs aber/ ob ſie der Natur uͤberall entſpreche? Ob die graduation der Luftdünnung in der Taht alſo ſeye/ wie ſie vorgerechnet wird in Ruthen/ Schuhen/ Zollen/ und Linien? Ob eine ſo richtige Ordnung nicht unterbrochen werde durch beſtaͤn- dige Bergkaͤlte/ welche die Rarefection, oder dünnung der hohen Luft merklich einzeuhet/ und ſelbs das Quekſilber auf einen hoͤheren Grad treibet/ als ſonſt die Tafel außtruket? Ob nicht eine neue Außrechnung noͤhtig ſwere/ welche in betrachtung ſetzet nicht nur die Hoͤhe/ und ſchwere/ ſondern auch die Kaͤlte der Luft? Jch habe bereits uͤber diſe Materi eint- und andere Proben gema- chet/ werde aber weiters trachten diſe Materi in mehrerem zu erklaͤhren/ alſo/ daß man nach und nach in mehrere und moͤgliche Gewißheit komme; wiewol wenig Hoffnung ſich eraͤuget zu foͤlliger Aufloͤſung aller vorkommender Schwerigkeiten/ unter welche auch muͤſſen gezellet werden die taͤgliche und ſtuͤndliche veraͤnderungen der Luft ſelbs/ die auf- und abſteigenden Wolken/ die Verſchiedenheit der weite und enge der Glaßroͤhren/ welche man braucht/ ſo auch des Quekſilbers/ ꝛc. Dißmahl noch wil gleich als zu einem Nach-Tiſch/ dem geehrten Leſer darſtellen eine Gegenhaltung der groͤſten Helvetiſchen Gebirgen mit ande- ren in froͤmden Landen abgemeſſenen Bergen. Das unſere Helvetiſche Ge- birge die hoͤchſten ſeyen von ganz Europa/ bedarff keines mehreren Beweiß- thums. Es iſt hieruͤber genug geſchrieben worden Tom. I. p. 18. und Tom. III. pag. 51. wohin mich beruffe. Jch bemerke nur hier einiche in unſeren Landen aller Ohrten/ ſonderlich aber bey der Situation unſerer Bergen/ außgetrukte beutliche Fußſtapfen/ oder klare Anzeige der allweiſen Allmacht des Groſſen Schoͤpfers: Es hat Gott gefallen wollen/ die hoͤchſten Alpgebirg in Europam zu ſetzen/ als reiche/ niemahls zu erſchoͤpfende Waſſergehalter/ worüber nachzuleſen Tom. I. p. 37. 19. und Tom. III. pag.. Nach ſeiner unendlichen weiſen Vorſehung hat er ſolchen Schatz wollen ſetzen an das komlichſte Ohrt/ in mitten zwiſchen der Mittag-

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/205>, abgerufen am 24.11.2024.