Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.sonderlicher Begird/ die Lustvolle Fruchtbarkeit der Ennetbirgischen Jtali- völker
ſonderlicher Begird/ die Luſtvolle Fruchtbarkeit der Ennetbirgiſchen Jtali- voͤlker
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0049" n="(39)[39]"/> ſonderlicher Begird/ die Luſtvolle Fruchtbarkeit der Ennetbirgiſchen Jtali-<lb/> ſchen Landen zu genieſſen/ auß <hi rendition="#aq">Gallia Celtica,</hi> und namentlich auß dem <hi rendition="#aq">Pago<lb/> Tigurino,</hi> oder Zürichgoͤu/ deme ſie domahls einverleibet waren/ ſich unter-<lb/> nommen/ die hoͤchſten Alp-Spitzen zu uͤberſteigen/ und in einem nachdenk-<lb/> lichen Kriegszug Jtalien einzunemmen. Hiervon ſchreibet <hi rendition="#aq">Plinius Lib. XII.<lb/> cap.</hi> 1. alſo/ daß den erſten Anlas zu diſem Zug gemachet habe <hi rendition="#aq">Elico,</hi> ein<lb/><hi rendition="#aq">Helvet</hi>ier/ welcher wegen ſeines Schmidhandwerks etwas Zeits zu Rom<lb/> ſich aufgehalten/ etwas von duͤrꝛen Feigen/ Trauben/ Oehl und Wein mit<lb/> herauß gebracht habe. <hi rendition="#aq">Produnt Alpibus coercitas, & tum inexuperabili<lb/> Munimento Gallias hanc primùm habuiſſe cauſam ſuperfundendi ſe Italiæ,<lb/> quod Elico ex Helvetiis Civie earum (Pintianus</hi> ſchreibet/ <hi rendition="#aq">Civis Rom.) fa-<lb/> brilem ob artem Romæ commoratus, Ficum ſiccam & Uvam, oleiq́ue<lb/> ac vini præmiſſa (Dalechampius</hi> liſet <hi rendition="#aq">Primitias,</hi> welche <hi rendition="#aq">Feſtus</hi> ſonſt <hi rendition="#aq">Sacri-<lb/> mas</hi> heiſſet wir legen es auß/ vor einen Suſer/ oder neuen Wein/) <hi rendition="#aq">remeans<lb/> ſecum tuliſſet Livius Lib. V. cap.</hi> 33. gibt hiervon folgenden Bericht/ daß<lb/> nebſt der Suͤſſigkeit der Fruͤchten den Arlas zu dem <hi rendition="#aq">Helveti</hi>ſchen Vorha-<lb/> ben gegeben habe <hi rendition="#aq">Aruns,</hi> gebuͤrtig von Clus in des Groß-Herzogs von<lb/> Florenz Gebiet/ deme <hi rendition="#aq">Lucumo,</hi> ein edler und gewaltiger Juͤngling ſein Ehe-<lb/> weib beſchlaffen/ weilen er aber an ihme ſich nicht raͤchen konte/ habe er die<lb/> Gallier mit heraußgebrachtem Wein angeloket/ und in ſo weit uͤberꝛedt/<lb/> daß ſie unter ſeiner Anfuͤhrung in Jtalien eingetrungen/ und obbemeldte<lb/> Statt Clus eingenommen. <hi rendition="#aq">Gallicam Gentem traditur famâ, dulcedine<lb/> Frugum, maximeq́ue vini nova tum voluptate captam, Alpes tranſiſſe,<lb/> agrosq́ue ab Etruſcis ante cultos poſſediſſe: & invexiſſe in Galliam vinum<lb/> illiciendæ Gentis causâ Aruntem Cluſinum, ita corruptæ uxoris ab Lucu-<lb/> mone, cui Tutoris fuerat ipſe, præpotente Juvene, & à quo expeti pœnæ,<lb/> niſi externa vis quæſita eſſet, nequirent, hunc tranſeuntibus Alpes Ducem,<lb/> auctoremq́ue Cluſium oppugnandi fuiſſe.</hi> Hieruͤber dan auch geleſen wer-<lb/> den der fleiſſige Geſchichtſchreiber <hi rendition="#aq">Polybius Lib. <hi rendition="#g">II.</hi></hi> Diſe in Jtalien gelokte<lb/> Gallier ſeyn/ wie es trefflich erweiſet/ <hi rendition="#aq">Tſchudius Helvet. Antiq. MSC.</hi><lb/> keine andere Voͤlker geweſen/ als unfere Urner/ oder Tauriſcer/ dann die<lb/><hi rendition="#aq">Hedui, Bituriges, Tectoſages, Ligures, Salluvii, Carnutes, Aulerici,</hi> oder<lb/> andere Galliſche Voͤlker/ nicht Urſach hatten/ um des Weins/ der Feigen/<lb/> und anderer dergleichen Fruͤchten willen Burgund/ Saphoy/ Provence/ und<lb/> Languedoc zu verlaſſen/ und in Jtalien zu zeuhen/ weilen ſie ſelbs der edleſten<lb/> Raͤb- und Baum-Fruͤchten einen groſſen Uberffuß haben/ und hingegen ei-<lb/> nen voͤlligen Mangel die Tauriſcer. Von welchen Voͤlkeren auch diß zu-<lb/> bemerken/ daß nach der Erklaͤrung <hi rendition="#aq">Cluverii German. Antiq. Vindelic.<lb/> cap. 2. pag.</hi> 728. mit der <hi rendition="#aq">Tauriſcorum</hi> Nammen beleget worden alle Berg-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">voͤlker</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [(39)[39]/0049]
ſonderlicher Begird/ die Luſtvolle Fruchtbarkeit der Ennetbirgiſchen Jtali-
ſchen Landen zu genieſſen/ auß Gallia Celtica, und namentlich auß dem Pago
Tigurino, oder Zürichgoͤu/ deme ſie domahls einverleibet waren/ ſich unter-
nommen/ die hoͤchſten Alp-Spitzen zu uͤberſteigen/ und in einem nachdenk-
lichen Kriegszug Jtalien einzunemmen. Hiervon ſchreibet Plinius Lib. XII.
cap. 1. alſo/ daß den erſten Anlas zu diſem Zug gemachet habe Elico, ein
Helvetier/ welcher wegen ſeines Schmidhandwerks etwas Zeits zu Rom
ſich aufgehalten/ etwas von duͤrꝛen Feigen/ Trauben/ Oehl und Wein mit
herauß gebracht habe. Produnt Alpibus coercitas, & tum inexuperabili
Munimento Gallias hanc primùm habuiſſe cauſam ſuperfundendi ſe Italiæ,
quod Elico ex Helvetiis Civie earum (Pintianus ſchreibet/ Civis Rom.) fa-
brilem ob artem Romæ commoratus, Ficum ſiccam & Uvam, oleiq́ue
ac vini præmiſſa (Dalechampius liſet Primitias, welche Feſtus ſonſt Sacri-
mas heiſſet wir legen es auß/ vor einen Suſer/ oder neuen Wein/) remeans
ſecum tuliſſet Livius Lib. V. cap. 33. gibt hiervon folgenden Bericht/ daß
nebſt der Suͤſſigkeit der Fruͤchten den Arlas zu dem Helvetiſchen Vorha-
ben gegeben habe Aruns, gebuͤrtig von Clus in des Groß-Herzogs von
Florenz Gebiet/ deme Lucumo, ein edler und gewaltiger Juͤngling ſein Ehe-
weib beſchlaffen/ weilen er aber an ihme ſich nicht raͤchen konte/ habe er die
Gallier mit heraußgebrachtem Wein angeloket/ und in ſo weit uͤberꝛedt/
daß ſie unter ſeiner Anfuͤhrung in Jtalien eingetrungen/ und obbemeldte
Statt Clus eingenommen. Gallicam Gentem traditur famâ, dulcedine
Frugum, maximeq́ue vini nova tum voluptate captam, Alpes tranſiſſe,
agrosq́ue ab Etruſcis ante cultos poſſediſſe: & invexiſſe in Galliam vinum
illiciendæ Gentis causâ Aruntem Cluſinum, ita corruptæ uxoris ab Lucu-
mone, cui Tutoris fuerat ipſe, præpotente Juvene, & à quo expeti pœnæ,
niſi externa vis quæſita eſſet, nequirent, hunc tranſeuntibus Alpes Ducem,
auctoremq́ue Cluſium oppugnandi fuiſſe. Hieruͤber dan auch geleſen wer-
den der fleiſſige Geſchichtſchreiber Polybius Lib. II. Diſe in Jtalien gelokte
Gallier ſeyn/ wie es trefflich erweiſet/ Tſchudius Helvet. Antiq. MSC.
keine andere Voͤlker geweſen/ als unfere Urner/ oder Tauriſcer/ dann die
Hedui, Bituriges, Tectoſages, Ligures, Salluvii, Carnutes, Aulerici, oder
andere Galliſche Voͤlker/ nicht Urſach hatten/ um des Weins/ der Feigen/
und anderer dergleichen Fruͤchten willen Burgund/ Saphoy/ Provence/ und
Languedoc zu verlaſſen/ und in Jtalien zu zeuhen/ weilen ſie ſelbs der edleſten
Raͤb- und Baum-Fruͤchten einen groſſen Uberffuß haben/ und hingegen ei-
nen voͤlligen Mangel die Tauriſcer. Von welchen Voͤlkeren auch diß zu-
bemerken/ daß nach der Erklaͤrung Cluverii German. Antiq. Vindelic.
cap. 2. pag. 728. mit der Tauriſcorum Nammen beleget worden alle Berg-
voͤlker
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |