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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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völker/ welche zwischen Teutschland/ und Jtalien/ item zwischen Frankreich/
und Pannonien/ längst dem Donaufluß gewohnet haben/ und zwaren disere
Benennung selbs zum Grund habe die Berge/ von ihnen Tauren, Alben und
Alpen genennet/ welche Wörter annoch in Bergichten Gegenden bekant
sein von der Schweiz durch das Tyrol/ Kärnten/ Steyrmark/ und Schwa-
benland. Daß aber der vornemste Sitz der Taurisceren hieher/ in vor uns
habende Urnerische Lande/ müsse geleget werden/ ist auß folgendem zu er sehen.
Plinius Lib. III. cap. 20. berichtet auß Catone, daß die Lepontier, und Sa-
lasser,
auch von den Taurisceren abstammen. Lepontios & Salassos Tauri-
cae Gentis Cato arbitratur. Plinio
stimmet bey Polybius, Lib. II. allwo er
mit außtruklichen Worten meldet/ daß die Tauriscer wohnen bey dem Ur-
sprung des Rhodans. Es ist auch wahrscheinlich/ daß die Lepontische/ und
Salassische/ oder Wallisser-Tauriscer/ weilen sie ein weit besser Land/ als der
Urneren ist/ innhaben/ von disen ihre Abkunft haben/ und über die Furca ge-
zogen seyen. Ja selbs von unseren Urner-Tauriscis leitet unser Tschudius
l. c.
her die Kärnter/ Steyrmärker/ und andere alte Tauriscer. Es ist be-
denklich/ daß die Steyr- oder Stiermärker in ihrem Wapen auch einen
Stieren-Kopf führen/ wie die Urner; deren Nammen ganz deutlich her-
stammet a Tauro, von dem Uri/ von welcher Art wilder Stieren Caesat
meldet Comment. de Bell. Gall. VI. daß sie in Hercinia Sylva, im Hartz-
wald sich finden. Vermuhtlich haben sie sich auch ehemahls in unseren
Alpgebirgen aufgehalten/ auß welchen sie nach und nach vertrieben worden.
Es ist auch kein Zweifel/ daß die Uri/ wie sie Caesar nennet/ ein alt Teutsches
Wort seyen/ weilen noch Heut zu Tag solche wilde Stieren Uhrochsen ge-
nennet werden. Und ist bey Stumpf. Chron. Lib. VI. cap. 26. zu ersehen/
daß auch wir Schweizer die Ochsen Uren nennen. Dise alte Kriegerische
Tauriscer- oder Urner-Nation pfleget annoch in ihren Kriegs-Zügen/ nach
der alten Römeren Weise/ welche ihre cornicines, Hörnerblaser/ hatten/
ein grosses Horn einem Führer zu übergeben/ welchen sie den Stier von
Uri
nennen. Auß disem allem erhellet sich klärlich/ daß Glareanus mit bestem
Recht die Urner ansehe vor überbleibselen der alten Taurisceren/
und Tschudius den Haubtfleken des Lands Altorff wol nenne Uraniam
Tauriscorum, Tigurinorum Vicum maximum,
woruber auch zu lesen Guil-
limann. Rer. Helvet. Lib. III. cap.
1.

Nun ist Zeit von disem Haupt-Flecken der Taurisceren zu verreisen/
und dero Lande weiters bis auf die oberste Höhe des Gotthards zu besu-
chen; die Pferde stehen schon gesattlet/ welche als nutzliche Erdenläste des
oft engen/ und sonderlich zu Winterszeit gefährlichen Bergwegs gewohnet/
gemeinlich allhier von den Reisenden um gewissen Preißbedinget werden. etc.

voͤlker/ welche zwiſchen Teutſchland/ und Jtalien/ item zwiſchen Frankreich/
und Pannonien/ laͤngſt dem Donaufluß gewohnet haben/ und zwaren diſere
Benennung ſelbs zum Grund habe die Berge/ von ihnen Tauren, Alben und
Alpen genennet/ welche Woͤrter annoch in Bergichten Gegenden bekant
ſein von der Schweiz durch das Tyrol/ Kaͤrnten/ Steyrmark/ und Schwa-
benland. Daß aber der vornemſte Sitz der Tauriſceren hieher/ in vor uns
habende Urneriſche Lande/ muͤſſe geleget werden/ iſt auß folgendem zu er ſehen.
Plinius Lib. III. cap. 20. berichtet auß Catone, daß die Lepontier, und Sa-
laſſer,
auch von den Tauriſceren abſtammen. Lepontios & Salaſſos Tauri-
cæ Gentis Cato arbitratur. Plinio
ſtimmet bey Polybius, Lib. II. allwo er
mit außtruklichen Worten meldet/ daß die Tauriſcer wohnen bey dem Ur-
ſprung des Rhodans. Es iſt auch wahrſcheinlich/ daß die Lepontiſche/ und
Salaſſiſche/ oder Walliſſer-Tauriſcer/ weilen ſie ein weit beſſer Land/ als der
Urneren iſt/ innhaben/ von diſen ihre Abkunft haben/ und uͤber die Furca ge-
zogen ſeyen. Ja ſelbs von unſeren Urner-Tauriſcis leitet unſer Tſchudius
l. c.
her die Kaͤrnter/ Steyrmaͤrker/ und andere alte Tauriſcer. Es iſt be-
denklich/ daß die Steyr- oder Stiermaͤrker in ihrem Wapen auch einen
Stieren-Kopf fuͤhren/ wie die Urner; deren Nammen ganz deutlich her-
ſtammet à Tauro, von dem Uri/ von welcher Art wilder Stieren Cæſat
meldet Comment. de Bell. Gall. VI. daß ſie in Hercinia Sylva, im Hartz-
wald ſich finden. Vermuhtlich haben ſie ſich auch ehemahls in unſeren
Alpgebirgen aufgehalten/ auß welchen ſie nach und nach vertrieben worden.
Es iſt auch kein Zweifel/ daß die Uri/ wie ſie Cæſar nennet/ ein alt Teutſches
Wort ſeyen/ weilen noch Heut zu Tag ſolche wilde Stieren Uhrochſen ge-
nennet werden. Und iſt bey Stumpf. Chron. Lib. VI. cap. 26. zu erſehen/
daß auch wir Schweizer die Ochſen Uren nennen. Diſe alte Kriegeriſche
Tauriſcer- oder Urner-Nation pfleget annoch in ihren Kriegs-Zügen/ nach
der alten Roͤmeren Weiſe/ welche ihre cornicines, Hoͤrnerblaſer/ hatten/
ein groſſes Horn einem Fuͤhrer zu uͤbergeben/ welchen ſie den Stier von
Uri
nennen. Auß diſem allem erhellet ſich klaͤrlich/ daß Glareanus mit beſtem
Recht die Urner anſehe vor uͤberbleibſelen der alten Tauriſceren/
und Tſchudius den Haubtfleken des Lands Altorff wol nenne Uraniam
Tauriſcorum, Tigurinorum Vicum maximum,
woruber auch zu leſen Guil-
limann. Rer. Helvet. Lib. III. cap.
1.

Nun iſt Zeit von diſem Haupt-Flecken der Tauriſceren zu verꝛeiſen/
und dero Lande weiters bis auf die oberſte Hoͤhe des Gotthards zu beſu-
chen; die Pferde ſtehen ſchon geſattlet/ welche als nutzliche Erdenlaͤſte des
oft engen/ und ſonderlich zu Winterszeit gefaͤhrlichen Bergwegs gewohnet/
gemeinlich allhier von den Reiſenden um gewiſſen Preißbedinget werden. ꝛc.

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[(40)[40]/0050] voͤlker/ welche zwiſchen Teutſchland/ und Jtalien/ item zwiſchen Frankreich/ und Pannonien/ laͤngſt dem Donaufluß gewohnet haben/ und zwaren diſere Benennung ſelbs zum Grund habe die Berge/ von ihnen Tauren, Alben und Alpen genennet/ welche Woͤrter annoch in Bergichten Gegenden bekant ſein von der Schweiz durch das Tyrol/ Kaͤrnten/ Steyrmark/ und Schwa- benland. Daß aber der vornemſte Sitz der Tauriſceren hieher/ in vor uns habende Urneriſche Lande/ muͤſſe geleget werden/ iſt auß folgendem zu er ſehen. Plinius Lib. III. cap. 20. berichtet auß Catone, daß die Lepontier, und Sa- laſſer, auch von den Tauriſceren abſtammen. Lepontios & Salaſſos Tauri- cæ Gentis Cato arbitratur. Plinio ſtimmet bey Polybius, Lib. II. allwo er mit außtruklichen Worten meldet/ daß die Tauriſcer wohnen bey dem Ur- ſprung des Rhodans. Es iſt auch wahrſcheinlich/ daß die Lepontiſche/ und Salaſſiſche/ oder Walliſſer-Tauriſcer/ weilen ſie ein weit beſſer Land/ als der Urneren iſt/ innhaben/ von diſen ihre Abkunft haben/ und uͤber die Furca ge- zogen ſeyen. Ja ſelbs von unſeren Urner-Tauriſcis leitet unſer Tſchudius l. c. her die Kaͤrnter/ Steyrmaͤrker/ und andere alte Tauriſcer. Es iſt be- denklich/ daß die Steyr- oder Stiermaͤrker in ihrem Wapen auch einen Stieren-Kopf fuͤhren/ wie die Urner; deren Nammen ganz deutlich her- ſtammet à Tauro, von dem Uri/ von welcher Art wilder Stieren Cæſat meldet Comment. de Bell. Gall. VI. daß ſie in Hercinia Sylva, im Hartz- wald ſich finden. Vermuhtlich haben ſie ſich auch ehemahls in unſeren Alpgebirgen aufgehalten/ auß welchen ſie nach und nach vertrieben worden. Es iſt auch kein Zweifel/ daß die Uri/ wie ſie Cæſar nennet/ ein alt Teutſches Wort ſeyen/ weilen noch Heut zu Tag ſolche wilde Stieren Uhrochſen ge- nennet werden. Und iſt bey Stumpf. Chron. Lib. VI. cap. 26. zu erſehen/ daß auch wir Schweizer die Ochſen Uren nennen. Diſe alte Kriegeriſche Tauriſcer- oder Urner-Nation pfleget annoch in ihren Kriegs-Zügen/ nach der alten Roͤmeren Weiſe/ welche ihre cornicines, Hoͤrnerblaſer/ hatten/ ein groſſes Horn einem Fuͤhrer zu uͤbergeben/ welchen ſie den Stier von Uri nennen. Auß diſem allem erhellet ſich klaͤrlich/ daß Glareanus mit beſtem Recht die Urner anſehe vor uͤberbleibſelen der alten Tauriſceren/ und Tſchudius den Haubtfleken des Lands Altorff wol nenne Uraniam Tauriſcorum, Tigurinorum Vicum maximum, woruber auch zu leſen Guil- limann. Rer. Helvet. Lib. III. cap. 1. Nun iſt Zeit von diſem Haupt-Flecken der Tauriſceren zu verꝛeiſen/ und dero Lande weiters bis auf die oberſte Hoͤhe des Gotthards zu beſu- chen; die Pferde ſtehen ſchon geſattlet/ welche als nutzliche Erdenlaͤſte des oft engen/ und ſonderlich zu Winterszeit gefaͤhrlichen Bergwegs gewohnet/ gemeinlich allhier von den Reiſenden um gewiſſen Preißbedinget werden. ꝛc.

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. (40)[40]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/50>, abgerufen am 21.11.2024.