Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.
"Mein Feld-Herr saumte nicht dem Elend beyzuspringen, "Er ließ von seinem Volck die ganze Stadt umringen. 485"Wir trugen Mord und Tod, und Schwert und Feuer bey, "Daß die Gefangenschaft dem Feind zum Abgrund sey. "Mit solchen Rüstungen bestürmten wir die Wälle, "Daß, was die Noth nicht konnt, der Waffen Zwang zerfälle. "So schwebte diese Stadt in einer Schreckens-Nacht, 490"So bebt' und seufzte sie für unsers Feuers Macht. "Jnwendig mehrte sich ein Flamm- und Schwefel-Regen, "Von aussen drohten wir mit tausend Donner-Schlägen. "Jnzwischen aber flog ein schneller Bott daher, "Daß in der Nachbarschaft ein neues Feuer wär; 495"Die Feinde rucken an; sie stehn schon an den Grenzen; "Wie konnten wir nun hier und dort den Sieg bekränzen? "Die Stadt blieb eingeschränckt; die Haupt-Macht zog'ich fort "An den schon wanckenden vom Feind ergriffnen Ort. "Das Heer stund oft in Frost, in Nebel, Winden, Regen; 500"Doch ließ' ich es von dort sich keinen Schritt bewegen. "Die Feinde flatterten so tobend hin und her, "Als wann zum Einbruch nichts als dieses hilfflich wär. "Wir
„Mein Feld-Herꝛ ſaumte nicht dem Elend beyzuſpringen, „Er ließ von ſeinem Volck die ganze Stadt umringen. 485„Wir trugen Mord und Tod, und Schwert und Feuer bey, „Daß die Gefangenſchaft dem Feind zum Abgrund ſey. „Mit ſolchen Ruͤſtungen beſtuͤrmten wir die Waͤlle, „Daß, was die Noth nicht konnt, der Waffen Zwang zerfaͤlle. „So ſchwebte dieſe Stadt in einer Schreckens-Nacht, 490„So bebt’ und ſeufzte ſie fuͤr unſers Feuers Macht. „Jnwendig mehrte ſich ein Flamm- und Schwefel-Regen, „Von auſſen drohten wir mit tauſend Donner-Schlaͤgen. „Jnzwiſchen aber flog ein ſchneller Bott daher, „Daß in der Nachbarſchaft ein neues Feuer waͤr; 495„Die Feinde rucken an; ſie ſtehn ſchon an den Grenzen; „Wie konnten wir nun hier und dort den Sieg bekraͤnzen? „Die Stadt blieb eingeſchraͤnckt; die Haupt-Macht zog’ich fort „An den ſchon wanckenden vom Feind ergriffnen Ort. „Das Heer ſtund oft in Froſt, in Nebel, Winden, Regen; 500„Doch ließ’ ich es von dort ſich keinen Schritt bewegen. „Die Feinde flatterten ſo tobend hin und her, „Als wann zum Einbruch nichts als dieſes hilfflich waͤr. „Wir
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Thereſiade
„Jn welchem er den Raub, auf den er gieng, empfangen,
„Dies war zu ſeinem Lohn, zu ſeinem Sieg verhangen.
„Wer, was er nicht verlohr, auch niemahls ſein war, ſucht,
„Der findet oftmahls ſo, daß er den Fund verflucht.
„Mein Feld-Herꝛ ſaumte nicht dem Elend beyzuſpringen,
„Er ließ von ſeinem Volck die ganze Stadt umringen.
„Wir trugen Mord und Tod, und Schwert und Feuer bey,
„Daß die Gefangenſchaft dem Feind zum Abgrund ſey.
„Mit ſolchen Ruͤſtungen beſtuͤrmten wir die Waͤlle,
„Daß, was die Noth nicht konnt, der Waffen Zwang zerfaͤlle.
„So ſchwebte dieſe Stadt in einer Schreckens-Nacht,
„So bebt’ und ſeufzte ſie fuͤr unſers Feuers Macht.
„Jnwendig mehrte ſich ein Flamm- und Schwefel-Regen,
„Von auſſen drohten wir mit tauſend Donner-Schlaͤgen.
„Jnzwiſchen aber flog ein ſchneller Bott daher,
„Daß in der Nachbarſchaft ein neues Feuer waͤr;
„Die Feinde rucken an; ſie ſtehn ſchon an den Grenzen;
„Wie konnten wir nun hier und dort den Sieg bekraͤnzen?
„Die Stadt blieb eingeſchraͤnckt; die Haupt-Macht zog’ich fort
„An den ſchon wanckenden vom Feind ergriffnen Ort.
„Das Heer ſtund oft in Froſt, in Nebel, Winden, Regen;
„Doch ließ’ ich es von dort ſich keinen Schritt bewegen.
„Die Feinde flatterten ſo tobend hin und her,
„Als wann zum Einbruch nichts als dieſes hilfflich waͤr.
„Wir
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