Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.
"Ein schlaues Falcken-Aug ist nicht so sehr erboßt, "Es schärfft sich nicht so sehr, wann es auf Tauben stoßt, "Als dieser neue Feind nach jenen Mauren strebte, "Jn welchen sein Gespan mit seinen Völckern bebte. "Er knirschte mit dem Zahn, er stampft', ergrimmt', entbrannt', 510"Als hätt ihn ein Geschick still auf den Ort verbannt. "Je mehr er durch den Schnee, durch Berg und Wälder drunge, "Je mehr er sich in Noth und Hinderniß verschlunge. "Er scholte Luft und Erd, auch selbst des Himmels Macht, "Weil nichts ihm weder Hilff noch Rath zum Vorsaz bracht. 515"Er konnte keinen Weeg vorbey zu ziehen finden; "Kunst, Arbeit, Müh und List mußt ohne Frucht verschwinden. "Wohin er immer sah, fand er den Weeg verrannt, "Daß er für Zorn und Wuth das Schwert, die Fahnen wandt. "Wir ruckten plözlich nach, verfolgten seine Flügel, 520"Die sich durch Berg und Thal, durch Wälder, Klippen, Hügel "So sehr zerstreueten, daß er nicht wußte, wo "Der oder dieser Schwarm, wohin er selber floh. 519 "Wir 519 [Spaltenumbruch]
Der zum Entsaz der Stadt Prag angeruckte Feind mußte den 5. October 1742. unverrichteter Sachen/ [Spaltenumbruch] auch mit grossem Verlust bey Eger zuruck ziehen. R 2
„Ein ſchlaues Falcken-Aug iſt nicht ſo ſehr erboßt, „Es ſchaͤrfft ſich nicht ſo ſehr, wann es auf Tauben ſtoßt, „Als dieſer neue Feind nach jenen Mauren ſtrebte, „Jn welchen ſein Geſpan mit ſeinen Voͤlckern bebte. „Er knirſchte mit dem Zahn, er ſtampft’, ergrimmt’, entbrannt’, 510„Als haͤtt ihn ein Geſchick ſtill auf den Ort verbannt. „Je mehr er durch den Schnee, durch Berg und Waͤlder drunge, „Je mehr er ſich in Noth und Hinderniß verſchlunge. „Er ſcholte Luft und Erd, auch ſelbſt des Himmels Macht, „Weil nichts ihm weder Hilff noch Rath zum Vorſaz bracht. 515„Er konnte keinen Weeg vorbey zu ziehen finden; „Kunſt, Arbeit, Muͤh und Liſt mußt ohne Frucht verſchwinden. „Wohin er immer ſah, fand er den Weeg verrannt, „Daß er fuͤr Zorn und Wuth das Schwert, die Fahnen wandt. „Wir ruckten ploͤzlich nach, verfolgten ſeine Fluͤgel, 520„Die ſich durch Berg und Thal, durch Waͤlder, Klippen, Huͤgel „So ſehr zerſtreueten, daß er nicht wußte, wo „Der oder dieſer Schwarm, wohin er ſelber floh. 519 „Wir 519 [Spaltenumbruch]
Der zum Entſaz der Stadt Prag angeruckte Feind mußte den 5. October 1742. unverrichteter Sachen/ [Spaltenumbruch] auch mit groſſem Verluſt bey Eger zuruck ziehen. R 2
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Viertes Buch.
„Wir aber blieben ſtets in Weegen und in Spuren,
„Durch welche wir des Feinds Bewegungen erfuhren.
„Ein ſchlaues Falcken-Aug iſt nicht ſo ſehr erboßt,
„Es ſchaͤrfft ſich nicht ſo ſehr, wann es auf Tauben ſtoßt,
„Als dieſer neue Feind nach jenen Mauren ſtrebte,
„Jn welchen ſein Geſpan mit ſeinen Voͤlckern bebte.
„Er knirſchte mit dem Zahn, er ſtampft’, ergrimmt’, entbrannt’,
„Als haͤtt ihn ein Geſchick ſtill auf den Ort verbannt.
„Je mehr er durch den Schnee, durch Berg und Waͤlder drunge,
„Je mehr er ſich in Noth und Hinderniß verſchlunge.
„Er ſcholte Luft und Erd, auch ſelbſt des Himmels Macht,
„Weil nichts ihm weder Hilff noch Rath zum Vorſaz bracht.
„Er konnte keinen Weeg vorbey zu ziehen finden;
„Kunſt, Arbeit, Muͤh und Liſt mußt ohne Frucht verſchwinden.
„Wohin er immer ſah, fand er den Weeg verrannt,
„Daß er fuͤr Zorn und Wuth das Schwert, die Fahnen wandt.
„Wir ruckten ploͤzlich nach, verfolgten ſeine Fluͤgel,
„Die ſich durch Berg und Thal, durch Waͤlder, Klippen, Huͤgel
„So ſehr zerſtreueten, daß er nicht wußte, wo
„Der oder dieſer Schwarm, wohin er ſelber floh.
„Wir
519
519
Der zum Entſaz der Stadt
Prag angeruckte Feind mußte den 5.
October 1742. unverrichteter Sachen/
auch mit groſſem Verluſt bey Eger
zuruck ziehen.
R 2
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