Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.
"Wer weiß, ob die Vernunft der Weisheit alles das "Was sie von sich erwähnt, in der erfüllten Maß "So gleich ersonnen hätt, und so beherzt vollzogen, 680"Wann ich nicht durch die Macht der Gnade sie bewogen. "Wahr ists, wir nehmen selbst an ihren Wercken Theil, "Jn vielen Stücken ist ihr Amt der Staaten Heil; "Man weiß, was ihre Sorg' in Freund-und Feindes Landen "Gefruchtet, ausgewürckt, erobert, ausgestanden. 685"Die Frag ist aber nicht, ob alles auf dem Muth, "Mit welchem sie so viel zu Weege bracht, beruht: "So
„Wer weiß, ob die Vernunft der Weisheit alles das „Was ſie von ſich erwaͤhnt, in der erfuͤllten Maß „So gleich erſonnen haͤtt, und ſo beherzt vollzogen, 680„Wann ich nicht durch die Macht der Gnade ſie bewogen. „Wahr iſts, wir nehmen ſelbſt an ihren Wercken Theil, „Jn vielen Stuͤcken iſt ihr Amt der Staaten Heil; „Man weiß, was ihre Sorg’ in Freund-und Feindes Landen „Gefruchtet, ausgewuͤrckt, erobert, ausgeſtanden. 685„Die Frag iſt aber nicht, ob alles auf dem Muth, „Mit welchem ſie ſo viel zu Weege bracht, beruht: „So
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg> <l> <pb facs="#f0145"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Thereſiade</hi> </fw> </l><lb/> <l>„Nun iſt ſie, wie ſie iſt, durch meine Kraft begabet,</l><lb/> <l>„So daß ihr Freud und Luſt ſie nur zu ſehen habet;<lb/><note place="left">665</note>„Geſchweige, ſtets mit ihr, um ſie, naͤchſt ihr zu ſeyn:</l><lb/> <l>„Dann iſt ſie nicht mit euch, ſo lebet ihr in Pein.</l><lb/> <l>„Jhr ſuchet ſie ſo wohl in Truͤbſal, als in Freuden.</l><lb/> <l>„Jhr ſchwebt in Sorg und Angſt, wann ihr ſie muͤſſet meiden.</l><lb/> <l>„Wo kommt die Regung her? was naͤhret dieſen Trieb?<lb/><note place="left">670</note>„Die waͤr des Tadels werth, die das nicht unterſchrieb,</l><lb/> <l>„Daß es die Gnade ſey. Wer es will wiederſprechen,</l><lb/> <l>„Dem muß es am Geſicht und am Gehoͤr gebrechen.</l><lb/> <l>„Werfft eure Blicke nur auf dieſe Koͤniginn,</l><lb/> <l>„Und ſagt! was aͤuſſert ſich in eurem Geiſt und Sinn?<lb/><note place="left">675</note>„So folgt mit Recht der Schluß: ihr ſeyet uͤberwunden,</l><lb/> <l>„Jch habe dieſes Streits Entſcheidung ausgefunden.</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Wer weiß, ob die Vernunft der Weisheit alles das</l><lb/> <l>„Was ſie von ſich erwaͤhnt, in der erfuͤllten Maß</l><lb/> <l>„So gleich erſonnen haͤtt, und ſo beherzt vollzogen,<lb/><note place="left">680</note>„Wann ich nicht durch die Macht der Gnade ſie bewogen.</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Wahr iſts, wir nehmen ſelbſt an ihren Wercken Theil,</l><lb/> <l>„Jn vielen Stuͤcken iſt ihr Amt der Staaten Heil;</l><lb/> <l>„Man weiß, was ihre Sorg’ in Freund-und Feindes Landen</l><lb/> <l>„Gefruchtet, ausgewuͤrckt, erobert, ausgeſtanden.<lb/><note place="left">685</note>„Die Frag iſt aber nicht, ob alles auf dem Muth,</l><lb/> <l>„Mit welchem ſie ſo viel zu Weege bracht, beruht:<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„So</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0145]
Thereſiade
„Nun iſt ſie, wie ſie iſt, durch meine Kraft begabet,
„So daß ihr Freud und Luſt ſie nur zu ſehen habet;
„Geſchweige, ſtets mit ihr, um ſie, naͤchſt ihr zu ſeyn:
„Dann iſt ſie nicht mit euch, ſo lebet ihr in Pein.
„Jhr ſuchet ſie ſo wohl in Truͤbſal, als in Freuden.
„Jhr ſchwebt in Sorg und Angſt, wann ihr ſie muͤſſet meiden.
„Wo kommt die Regung her? was naͤhret dieſen Trieb?
„Die waͤr des Tadels werth, die das nicht unterſchrieb,
„Daß es die Gnade ſey. Wer es will wiederſprechen,
„Dem muß es am Geſicht und am Gehoͤr gebrechen.
„Werfft eure Blicke nur auf dieſe Koͤniginn,
„Und ſagt! was aͤuſſert ſich in eurem Geiſt und Sinn?
„So folgt mit Recht der Schluß: ihr ſeyet uͤberwunden,
„Jch habe dieſes Streits Entſcheidung ausgefunden.
„Wer weiß, ob die Vernunft der Weisheit alles das
„Was ſie von ſich erwaͤhnt, in der erfuͤllten Maß
„So gleich erſonnen haͤtt, und ſo beherzt vollzogen,
„Wann ich nicht durch die Macht der Gnade ſie bewogen.
„Wahr iſts, wir nehmen ſelbſt an ihren Wercken Theil,
„Jn vielen Stuͤcken iſt ihr Amt der Staaten Heil;
„Man weiß, was ihre Sorg’ in Freund-und Feindes Landen
„Gefruchtet, ausgewuͤrckt, erobert, ausgeſtanden.
„Die Frag iſt aber nicht, ob alles auf dem Muth,
„Mit welchem ſie ſo viel zu Weege bracht, beruht:
„So
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/145 |
Zitationshilfe: | Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/145>, abgerufen am 16.02.2025. |