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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Viertes Buch.

"So kann sie mit dem Ruhm des ersten Orts nicht prangen,
"Weil andere mit ihr so viel, als sie, bezwangen.
"Wir haben insgesamt der Pflichten Zweck erreicht,
690"Daher auch niemand gern von seinem Anspruch weicht;

"So viel die Weisheit findt, was sie gethan, zu ehren,
"So viel hat jede fast, das eigne Lob zu mehren.

Thalia war auf sie mit Aug und Ohr gericht,
Sie gab mir zu verstehn, ich soll auf ihr Gesicht
695Mit Fleiß und Obacht sehn, auch auf ihr ganzes Wesen;

Man konnt fürwahr die Gnad aus allen Stücken lesen.
Hätt auch in jedem Sinn Kaltsinnigkeit gewohnt,
So blieb er dannoch nicht von Reizungen verschont.
Jhr Anmuths-voller Mund, ihr artiges Bewegen
700War von so starcker Macht, als mancher Helden-Degen,

Der auch den Stahl durchdringt. Es wies der ganze Saal,
Daß sie den Herzen mehr als andere befahl.
Sie sezte noch hinzu: "Ruhm-würdigste Freundinnen!
"Wer hofft nun wieder mich das Vorrecht zu gewinnen?
705"Dann wann ihr nur aus Lieb und Neigung gegen mich

"Die Königinn bedient, so schließt die Frage sich:
"Daß ich die Quelle sey, von welcher hergeflossen,
"Was je die Tugenden in diesem Krieg beschlossen;
"Weil ihr in meiner Macht den Ursprung dessen liebt,
710"Was euch zu der Begier zu wircken Anlaß gibt.
"Jch
S 2

Viertes Buch.

„So kann ſie mit dem Ruhm des erſten Orts nicht prangen,
„Weil andere mit ihr ſo viel, als ſie, bezwangen.
„Wir haben insgeſamt der Pflichten Zweck erreicht,
690„Daher auch niemand gern von ſeinem Anſpruch weicht;

„So viel die Weisheit findt, was ſie gethan, zu ehren,
„So viel hat jede faſt, das eigne Lob zu mehren.

Thalia war auf ſie mit Aug und Ohr gericht,
Sie gab mir zu verſtehn, ich ſoll auf ihr Geſicht
695Mit Fleiß und Obacht ſehn, auch auf ihr ganzes Weſen;

Man konnt fuͤrwahr die Gnad aus allen Stuͤcken leſen.
Haͤtt auch in jedem Sinn Kaltſinnigkeit gewohnt,
So blieb er dannoch nicht von Reizungen verſchont.
Jhr Anmuths-voller Mund, ihr artiges Bewegen
700War von ſo ſtarcker Macht, als mancher Helden-Degen,

Der auch den Stahl durchdringt. Es wies der ganze Saal,
Daß ſie den Herzen mehr als andere befahl.
Sie ſezte noch hinzu: „Ruhm-wuͤrdigſte Freundinnen!
„Wer hofft nun wieder mich das Vorrecht zu gewinnen?
705„Dann wann ihr nur aus Lieb und Neigung gegen mich

„Die Koͤniginn bedient, ſo ſchließt die Frage ſich:
„Daß ich die Quelle ſey, von welcher hergefloſſen,
„Was je die Tugenden in dieſem Krieg beſchloſſen;
„Weil ihr in meiner Macht den Urſprung deſſen liebt,
710„Was euch zu der Begier zu wircken Anlaß gibt.
„Jch
S 2
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[0146] Viertes Buch. „So kann ſie mit dem Ruhm des erſten Orts nicht prangen, „Weil andere mit ihr ſo viel, als ſie, bezwangen. „Wir haben insgeſamt der Pflichten Zweck erreicht, „Daher auch niemand gern von ſeinem Anſpruch weicht; „So viel die Weisheit findt, was ſie gethan, zu ehren, „So viel hat jede faſt, das eigne Lob zu mehren. Thalia war auf ſie mit Aug und Ohr gericht, Sie gab mir zu verſtehn, ich ſoll auf ihr Geſicht Mit Fleiß und Obacht ſehn, auch auf ihr ganzes Weſen; Man konnt fuͤrwahr die Gnad aus allen Stuͤcken leſen. Haͤtt auch in jedem Sinn Kaltſinnigkeit gewohnt, So blieb er dannoch nicht von Reizungen verſchont. Jhr Anmuths-voller Mund, ihr artiges Bewegen War von ſo ſtarcker Macht, als mancher Helden-Degen, Der auch den Stahl durchdringt. Es wies der ganze Saal, Daß ſie den Herzen mehr als andere befahl. Sie ſezte noch hinzu: „Ruhm-wuͤrdigſte Freundinnen! „Wer hofft nun wieder mich das Vorrecht zu gewinnen? „Dann wann ihr nur aus Lieb und Neigung gegen mich „Die Koͤniginn bedient, ſo ſchließt die Frage ſich: „Daß ich die Quelle ſey, von welcher hergefloſſen, „Was je die Tugenden in dieſem Krieg beſchloſſen; „Weil ihr in meiner Macht den Urſprung deſſen liebt, „Was euch zu der Begier zu wircken Anlaß gibt. „Jch S 2

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/146>, abgerufen am 09.11.2024.