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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Fünftes Buch.
Sieh da! von ungefähr erblickt' ich eine Blum,
Die man von Hand zu Hand sich in dem Kreiß herum
35Zum riechen dargereicht. Was mag wohl dies bedeuten?

Vollendet man dadurch, dacht' ich, vielleicht das Streiten?
Thalia sagte mir: "die welche dorten steht,
"Und mit dem Auge stets nach dieser Blume geht,
"Jst die Leutsäligkeit: die Blumen seynd ihr eigen;
40"Sie will dadurch den Preiß der Freundlichkeit bezeugen.

Was muß in dem Geruch, dacht' ich, verborgen seyn?
Das Wohlgefallen ist dem ganzen Saal gemein.
Jnzwischen fieng ich an sie besser zu betrachten,
Da viele noch die Zeit mit dem Geruch verbrachten:
45
Jhr aufgeraumtes Aug und die Lebhaftigkeit
Versprachen meinem Sinn Lust und Zufriedenheit;
Dieß munterte mich auf. Und wen sollt es nicht rühren,
Ein Angesicht zu sehn, das Reiz und Anmuth zieren?
Mit solcher Freundlichkeit trat keine Tugend vor,
50Jn keiner hobe sich dergleichen Pracht empor.

Sie warff den Augenblick und dessen holdes Feuer
Bald unbedeckt herum und dald durch einen Schleyer.
Wie, wann ein weiß Gewölck den heitern Himmel deckt,
Jn dem die Sonne sich nur halb und halb versteckt,
55Mit dem zerstreuten Glanz durch dessen Dünste blicket,

Und hin und her die Luft mit ihren Strahlen schmücket.
So
Fuͤnftes Buch.
Sieh da! von ungefaͤhr erblickt’ ich eine Blum,
Die man von Hand zu Hand ſich in dem Kreiß herum
35Zum riechen dargereicht. Was mag wohl dies bedeuten?

Vollendet man dadurch, dacht’ ich, vielleicht das Streiten?
Thalia ſagte mir: „die welche dorten ſteht,
„Und mit dem Auge ſtets nach dieſer Blume geht,
„Jſt die Leutſaͤligkeit: die Blumen ſeynd ihr eigen;
40„Sie will dadurch den Preiß der Freundlichkeit bezeugen.

Was muß in dem Geruch, dacht’ ich, verborgen ſeyn?
Das Wohlgefallen iſt dem ganzen Saal gemein.
Jnzwiſchen fieng ich an ſie beſſer zu betrachten,
Da viele noch die Zeit mit dem Geruch verbrachten:
45
Jhr aufgeraumtes Aug und die Lebhaftigkeit
Verſprachen meinem Sinn Luſt und Zufriedenheit;
Dieß munterte mich auf. Und wen ſollt es nicht ruͤhren,
Ein Angeſicht zu ſehn, das Reiz und Anmuth zieren?
Mit ſolcher Freundlichkeit trat keine Tugend vor,
50Jn keiner hobe ſich dergleichen Pracht empor.

Sie warff den Augenblick und deſſen holdes Feuer
Bald unbedeckt herum und dald durch einen Schleyer.
Wie, wann ein weiß Gewoͤlck den heitern Himmel deckt,
Jn dem die Sonne ſich nur halb und halb verſteckt,
55Mit dem zerſtreuten Glanz durch deſſen Duͤnſte blicket,

Und hin und her die Luft mit ihren Strahlen ſchmuͤcket.
So
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[0150] Fuͤnftes Buch. Sieh da! von ungefaͤhr erblickt’ ich eine Blum, Die man von Hand zu Hand ſich in dem Kreiß herum Zum riechen dargereicht. Was mag wohl dies bedeuten? Vollendet man dadurch, dacht’ ich, vielleicht das Streiten? Thalia ſagte mir: „die welche dorten ſteht, „Und mit dem Auge ſtets nach dieſer Blume geht, „Jſt die Leutſaͤligkeit: die Blumen ſeynd ihr eigen; „Sie will dadurch den Preiß der Freundlichkeit bezeugen. Was muß in dem Geruch, dacht’ ich, verborgen ſeyn? Das Wohlgefallen iſt dem ganzen Saal gemein. Jnzwiſchen fieng ich an ſie beſſer zu betrachten, Da viele noch die Zeit mit dem Geruch verbrachten: Jhr aufgeraumtes Aug und die Lebhaftigkeit Verſprachen meinem Sinn Luſt und Zufriedenheit; Dieß munterte mich auf. Und wen ſollt es nicht ruͤhren, Ein Angeſicht zu ſehn, das Reiz und Anmuth zieren? Mit ſolcher Freundlichkeit trat keine Tugend vor, Jn keiner hobe ſich dergleichen Pracht empor. Sie warff den Augenblick und deſſen holdes Feuer Bald unbedeckt herum und dald durch einen Schleyer. Wie, wann ein weiß Gewoͤlck den heitern Himmel deckt, Jn dem die Sonne ſich nur halb und halb verſteckt, Mit dem zerſtreuten Glanz durch deſſen Duͤnſte blicket, Und hin und her die Luft mit ihren Strahlen ſchmuͤcket. So

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/150>, abgerufen am 24.11.2024.