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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Theresiade

So spielt' und äugelte das überschleyrte Licht,
Jhr Anmuths-volles Aug, ihr heiteres Gesicht.
Wer wuste, welche Macht die Meisterinn gewesen,
60Die solche Meisterstück' in eines auserlesen.

Nun kam die Rose mir auch ungefähr zur Hand,
Wodurch sich mein Gemüth erquickt, ergözt befand:
Bevor ich sie besah und vor die Nase hielte,
O was vor Duft und Lust und Balsam ich schon fühlte!
65Jch spührte mich belebt, ermuntert und gestärckt,

Noch eh als mein Geruch die gröste Kraft gemerckt.
Gleich fiel mir ein: was ist Theresia zu schäzen,
Wann so viel Blumen sich in ihr zusammen sezen?
Dann jede Tugend ist der schönsten Blume gleich,
70Und sie an Tugenden, wie wir vernehmen, reich.

O gäbe das Geschick, daß ich sie sehen könnte!
O daß den Tugend-Streit ein solcher Glücksfall krönte!
Jnzwischen hört' ich schon: "Nun hab ich, was ich such"
Sprach die Leutsäligkeit; der lang gehoffte Spruch
75"Jst schon für mich gefällt: es wird mir Beyfall geben,

"Was in der Königinn Gesellschaft sucht zu leben.
"Der Rose Lieblichkeit und eure Freude zeigt,
"Daß ihr der Gärten Lust und Blumen-Pracht geneigt;
"O daß der Frühling bald in unsern Auen blühte!
80"Was fühltet ihr vor Freud im Aug und im Gemüthe?
"Nicht

Thereſiade

So ſpielt’ und aͤugelte das uͤberſchleyrte Licht,
Jhr Anmuths-volles Aug, ihr heiteres Geſicht.
Wer wuſte, welche Macht die Meiſterinn geweſen,
60Die ſolche Meiſterſtuͤck’ in eines auserleſen.

Nun kam die Roſe mir auch ungefaͤhr zur Hand,
Wodurch ſich mein Gemuͤth erquickt, ergoͤzt befand:
Bevor ich ſie beſah und vor die Naſe hielte,
O was vor Duft und Luſt und Balſam ich ſchon fuͤhlte!
65Jch ſpuͤhrte mich belebt, ermuntert und geſtaͤrckt,

Noch eh als mein Geruch die groͤſte Kraft gemerckt.
Gleich fiel mir ein: was iſt Thereſia zu ſchaͤzen,
Wann ſo viel Blumen ſich in ihr zuſammen ſezen?
Dann jede Tugend iſt der ſchoͤnſten Blume gleich,
70Und ſie an Tugenden, wie wir vernehmen, reich.

O gaͤbe das Geſchick, daß ich ſie ſehen koͤnnte!
O daß den Tugend-Streit ein ſolcher Gluͤcksfall kroͤnte!
Jnzwiſchen hoͤrt’ ich ſchon: „Nun hab ich, was ich ſuch“
Sprach die Leutſaͤligkeit; der lang gehoffte Spruch
75„Jſt ſchon fuͤr mich gefaͤllt: es wird mir Beyfall geben,

„Was in der Koͤniginn Geſellſchaft ſucht zu leben.
„Der Roſe Lieblichkeit und eure Freude zeigt,
„Daß ihr der Gaͤrten Luſt und Blumen-Pracht geneigt;
„O daß der Fruͤhling bald in unſern Auen bluͤhte!
80„Was fuͤhltet ihr vor Freud im Aug und im Gemuͤthe?
„Nicht
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[0151] Thereſiade So ſpielt’ und aͤugelte das uͤberſchleyrte Licht, Jhr Anmuths-volles Aug, ihr heiteres Geſicht. Wer wuſte, welche Macht die Meiſterinn geweſen, Die ſolche Meiſterſtuͤck’ in eines auserleſen. Nun kam die Roſe mir auch ungefaͤhr zur Hand, Wodurch ſich mein Gemuͤth erquickt, ergoͤzt befand: Bevor ich ſie beſah und vor die Naſe hielte, O was vor Duft und Luſt und Balſam ich ſchon fuͤhlte! Jch ſpuͤhrte mich belebt, ermuntert und geſtaͤrckt, Noch eh als mein Geruch die groͤſte Kraft gemerckt. Gleich fiel mir ein: was iſt Thereſia zu ſchaͤzen, Wann ſo viel Blumen ſich in ihr zuſammen ſezen? Dann jede Tugend iſt der ſchoͤnſten Blume gleich, Und ſie an Tugenden, wie wir vernehmen, reich. O gaͤbe das Geſchick, daß ich ſie ſehen koͤnnte! O daß den Tugend-Streit ein ſolcher Gluͤcksfall kroͤnte! Jnzwiſchen hoͤrt’ ich ſchon: „Nun hab ich, was ich ſuch“ Sprach die Leutſaͤligkeit; der lang gehoffte Spruch „Jſt ſchon fuͤr mich gefaͤllt: es wird mir Beyfall geben, „Was in der Koͤniginn Geſellſchaft ſucht zu leben. „Der Roſe Lieblichkeit und eure Freude zeigt, „Daß ihr der Gaͤrten Luſt und Blumen-Pracht geneigt; „O daß der Fruͤhling bald in unſern Auen bluͤhte! „Was fuͤhltet ihr vor Freud im Aug und im Gemuͤthe? „Nicht

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/151>, abgerufen am 24.11.2024.