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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Theresiade
"Erscheinet sie mit Pracht; was ist die Morgenröth?
"Was ist die Sonne selbst? durch ihre Majestät
155"Entflammt sie unser Herz: in ihrer Augen Blicken

"Kann Sinn, Gemüth und Seel und Leben sich erquicken.
"Jch seze, daß sie nur an einem Fenster sey:
"Wie lauft das frohe Volck nicht Schaaren-weis herbey?
"Als ob der Sonne Glanz aus trüben Wolcken lache,
160"Und schöner Witterung die Vorbedeutung mache.

"Wer weiß nicht, daß so gar die Wolcken-volle Luft
"Auf ihre Gegenwart und Willkühr sich berufft?
"Sie därffe dem Geschwell des Regens nicht erlauben,
"Jhr einen schönen Tag, den sie bestimmt, zu rauben.
165
"So bald hingegen sie sich aus der Stadt begibt.
"So scheint das treue Volck verlassen und betrübt;
"Es schleicht so still herum, wann es in Kummer lebte,
"Und nach des Frühlings-Lust in Winters Unmuth schwebte.
"Es gleicht dem welcken Graß, dem es am Thau gebricht;
170"Dem Hirschen, dem der Durst durch alle Glieder kriecht.

"Auf einmahl wird es still; die frohen Zungen schweigen,
"Wie wann des Morgens sich die Tage finster zeigen.
"Folgt aber ungefähr das fröhliche Geschrey:
"Daß unsre Königinn auf der Zuruckkunft sey;
175"Was vor Lebhaftigkeit? was Freuden und Frolocken

"Pflegt nicht das ganze Volck zum Zulauf anzulocken?
"Nichts
Thereſiade
„Erſcheinet ſie mit Pracht; was iſt die Morgenroͤth?
„Was iſt die Sonne ſelbſt? durch ihre Majeſtaͤt
155„Entflammt ſie unſer Herz: in ihrer Augen Blicken

„Kann Sinn, Gemuͤth und Seel und Leben ſich erquicken.
„Jch ſeze, daß ſie nur an einem Fenſter ſey:
„Wie lauft das frohe Volck nicht Schaaren-weis herbey?
„Als ob der Sonne Glanz aus truͤben Wolcken lache,
160„Und ſchoͤner Witterung die Vorbedeutung mache.

„Wer weiß nicht, daß ſo gar die Wolcken-volle Luft
„Auf ihre Gegenwart und Willkuͤhr ſich berufft?
„Sie daͤrffe dem Geſchwell des Regens nicht erlauben,
„Jhr einen ſchoͤnen Tag, den ſie beſtimmt, zu rauben.
165
„So bald hingegen ſie ſich aus der Stadt begibt.
„So ſcheint das treue Volck verlaſſen und betruͤbt;
„Es ſchleicht ſo ſtill herum, wann es in Kummer lebte,
„Und nach des Fruͤhlings-Luſt in Winters Unmuth ſchwebte.
„Es gleicht dem welcken Graß, dem es am Thau gebricht;
170„Dem Hirſchen, dem der Durſt durch alle Glieder kriecht.

„Auf einmahl wird es ſtill; die frohen Zungen ſchweigen,
„Wie wann des Morgens ſich die Tage finſter zeigen.
„Folgt aber ungefaͤhr das froͤhliche Geſchrey:
„Daß unſre Koͤniginn auf der Zuruckkunft ſey;
175„Was vor Lebhaftigkeit? was Freuden und Frolocken

„Pflegt nicht das ganze Volck zum Zulauf anzulocken?
„Nichts
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[0155] Thereſiade „Erſcheinet ſie mit Pracht; was iſt die Morgenroͤth? „Was iſt die Sonne ſelbſt? durch ihre Majeſtaͤt „Entflammt ſie unſer Herz: in ihrer Augen Blicken „Kann Sinn, Gemuͤth und Seel und Leben ſich erquicken. „Jch ſeze, daß ſie nur an einem Fenſter ſey: „Wie lauft das frohe Volck nicht Schaaren-weis herbey? „Als ob der Sonne Glanz aus truͤben Wolcken lache, „Und ſchoͤner Witterung die Vorbedeutung mache. „Wer weiß nicht, daß ſo gar die Wolcken-volle Luft „Auf ihre Gegenwart und Willkuͤhr ſich berufft? „Sie daͤrffe dem Geſchwell des Regens nicht erlauben, „Jhr einen ſchoͤnen Tag, den ſie beſtimmt, zu rauben. „So bald hingegen ſie ſich aus der Stadt begibt. „So ſcheint das treue Volck verlaſſen und betruͤbt; „Es ſchleicht ſo ſtill herum, wann es in Kummer lebte, „Und nach des Fruͤhlings-Luſt in Winters Unmuth ſchwebte. „Es gleicht dem welcken Graß, dem es am Thau gebricht; „Dem Hirſchen, dem der Durſt durch alle Glieder kriecht. „Auf einmahl wird es ſtill; die frohen Zungen ſchweigen, „Wie wann des Morgens ſich die Tage finſter zeigen. „Folgt aber ungefaͤhr das froͤhliche Geſchrey: „Daß unſre Koͤniginn auf der Zuruckkunft ſey; „Was vor Lebhaftigkeit? was Freuden und Frolocken „Pflegt nicht das ganze Volck zum Zulauf anzulocken? „Nichts

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/155>, abgerufen am 09.11.2024.