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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Fünftes Buch.
"So fraget nimmermehr: was hilfft leutsälig seyn?
"Jhr seht es; alles stimmt zu meinem Vortheil ein.
"Schmacht jemand in der Noth; ist ihm nicht Hilff vonnöthen?
"Ob gleich dieselbige nicht allzeit pflegt zu retten.
325"Aus der Leutsäligkeit entsprießt die Freundlichkeit,

"Die liebt man; dieß verschaft des Freunds Gewogenheit:
"Von diesem kommt uns Hilff. So seyd ihr überzeuget,
"Daß die Leutsäligkeit euch billig übersteiget;
"Daß wann ich schon kein Schwert zu der Beschüzung trug,
330"Jch dannoch Rach' und Zorn der Feinde niederschlug.

"Zerfallen meiner Macht Verdienste, Preiß und Stärcke,
"So fällt auch das Gewicht und Ansehn eurer Wercke.
HJer ward sie still; so nahm wer anderer das Wort,
Und fuhr in dem Gespräch mit gleichem Eifer fort:
335"Jhr möget unbesorgt den Sieges-Stein gewinnen,

"Bevor ihr mich vernehmt. Doch wertheste Freundinnen!
"Hört auch und überlegt, was meine Tugend sey!
"Hernach geb' ich dem Kreiß den Schluß gelassen frey.
"Wer ist nicht wegen mir der Königinn ergeben?
340"So muß man mich sowohl, und mehr, als euch erheben.
So fieng ihr Vortrag an. Jhr grosses Auge wies,
Daß sie zum Beyleid sich sehr leicht bereden ließ:
Jhr Haupt trug einen Kranz von Oehl- und Ceder-Zweigen;
Auch diese Zierde schien die Neigung anzuzeigen,
Und
U 2
Fuͤnftes Buch.
„So fraget nimmermehr: was hilfft leutſaͤlig ſeyn?
„Jhr ſeht es; alles ſtimmt zu meinem Vortheil ein.
„Schmacht jemand in der Noth; iſt ihm nicht Hilff vonnoͤthen?
„Ob gleich dieſelbige nicht allzeit pflegt zu retten.
325„Aus der Leutſaͤligkeit entſprießt die Freundlichkeit,

„Die liebt man; dieß verſchaft des Freunds Gewogenheit:
„Von dieſem kommt uns Hilff. So ſeyd ihr uͤberzeuget,
„Daß die Leutſaͤligkeit euch billig uͤberſteiget;
„Daß wann ich ſchon kein Schwert zu der Beſchuͤzung trug,
330„Jch dannoch Rach’ und Zorn der Feinde niederſchlug.

„Zerfallen meiner Macht Verdienſte, Preiß und Staͤrcke,
„So faͤllt auch das Gewicht und Anſehn eurer Wercke.
HJer ward ſie ſtill; ſo nahm wer anderer das Wort,
Und fuhr in dem Geſpraͤch mit gleichem Eifer fort:
335„Jhr moͤget unbeſorgt den Sieges-Stein gewinnen,

„Bevor ihr mich vernehmt. Doch wertheſte Freundinnen!
„Hoͤrt auch und uͤberlegt, was meine Tugend ſey!
„Hernach geb’ ich dem Kreiß den Schluß gelaſſen frey.
„Wer iſt nicht wegen mir der Koͤniginn ergeben?
340„So muß man mich ſowohl, und mehr, als euch erheben.
So fieng ihr Vortrag an. Jhr groſſes Auge wies,
Daß ſie zum Beyleid ſich ſehr leicht bereden ließ:
Jhr Haupt trug einen Kranz von Oehl- und Ceder-Zweigen;
Auch dieſe Zierde ſchien die Neigung anzuzeigen,
Und
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[0162] Fuͤnftes Buch. „So fraget nimmermehr: was hilfft leutſaͤlig ſeyn? „Jhr ſeht es; alles ſtimmt zu meinem Vortheil ein. „Schmacht jemand in der Noth; iſt ihm nicht Hilff vonnoͤthen? „Ob gleich dieſelbige nicht allzeit pflegt zu retten. „Aus der Leutſaͤligkeit entſprießt die Freundlichkeit, „Die liebt man; dieß verſchaft des Freunds Gewogenheit: „Von dieſem kommt uns Hilff. So ſeyd ihr uͤberzeuget, „Daß die Leutſaͤligkeit euch billig uͤberſteiget; „Daß wann ich ſchon kein Schwert zu der Beſchuͤzung trug, „Jch dannoch Rach’ und Zorn der Feinde niederſchlug. „Zerfallen meiner Macht Verdienſte, Preiß und Staͤrcke, „So faͤllt auch das Gewicht und Anſehn eurer Wercke. HJer ward ſie ſtill; ſo nahm wer anderer das Wort, Und fuhr in dem Geſpraͤch mit gleichem Eifer fort: „Jhr moͤget unbeſorgt den Sieges-Stein gewinnen, „Bevor ihr mich vernehmt. Doch wertheſte Freundinnen! „Hoͤrt auch und uͤberlegt, was meine Tugend ſey! „Hernach geb’ ich dem Kreiß den Schluß gelaſſen frey. „Wer iſt nicht wegen mir der Koͤniginn ergeben? „So muß man mich ſowohl, und mehr, als euch erheben. So fieng ihr Vortrag an. Jhr groſſes Auge wies, Daß ſie zum Beyleid ſich ſehr leicht bereden ließ: Jhr Haupt trug einen Kranz von Oehl- und Ceder-Zweigen; Auch dieſe Zierde ſchien die Neigung anzuzeigen, Und U 2

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/162>, abgerufen am 24.11.2024.