Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.
"Wohlan dann! auf! zum Schwert! weil keine Mildigkeit 145"Allhier zu finden ist, und nichts als Tyger-Häut 135"Der Feinde Brustwehr seynd: so laßt uns lieber sterben, "Als Rettung sonder Ehr in solcher Schmach erwerben. "So rufft man in der Stadt. Man fraget nichts um Bluth; "Der Schmerz erregt den Zorn; der Zorn die Rach und Wuth; "Die waffnet Hand und Brust: der Grimm erfindet Weege 140"Durch welche man dem Grimm der Feinde Schrancken lege. "Man schmiedet, schleifft und gießt, man sinnet Tag und Nacht "Auf Eisen, Stahl und Erz, auf starcke Gegen-Macht. "Man gräbt, man sucht, man stopft, man öffnet stille Gänge, "Wodurch man unvermerckt den stolzen Feind verdränge. "Der stehet vor dem Thor in tieffer Sicherheit; "Und dieß befreyt die Stadt von ihrer Dienstbarkeit. "Man rüstet sich bey Tag, um in der Nacht zu suchen, "Was Hoffnung, Rach und Noth so streng zusammen fluchen. "Der Sonne Licht entweicht, als scheut' es diese That, 150"So die Verzweiflung sich zum Ziel bestimmet hat. "Hingegen eilt die Nacht, den Armen beyzuspringen, "Sie fängt schon an den Feind in Finsterniß zu schlingen. "Die
„Wohlan dann! auf! zum Schwert! weil keine Mildigkeit 145„Allhier zu finden iſt, und nichts als Tyger-Haͤut 135„Der Feinde Bruſtwehr ſeynd: ſo laßt uns lieber ſterben, „Als Rettung ſonder Ehr in ſolcher Schmach erwerben. „So rufft man in der Stadt. Man fraget nichts um Bluth; „Der Schmerz erregt den Zorn; der Zorn die Rach und Wuth; „Die waffnet Hand und Bruſt: der Grimm erfindet Weege 140„Durch welche man dem Grimm der Feinde Schrancken lege. „Man ſchmiedet, ſchleifft und gießt, man ſinnet Tag und Nacht „Auf Eiſen, Stahl und Erz, auf ſtarcke Gegen-Macht. „Man graͤbt, man ſucht, man ſtopft, man oͤffnet ſtille Gaͤnge, „Wodurch man unvermerckt den ſtolzen Feind verdraͤnge. „Der ſtehet vor dem Thor in tieffer Sicherheit; „Und dieß befreyt die Stadt von ihrer Dienſtbarkeit. „Man ruͤſtet ſich bey Tag, um in der Nacht zu ſuchen, „Was Hoffnung, Rach und Noth ſo ſtreng zuſammen fluchen. „Der Sonne Licht entweicht, als ſcheut’ es dieſe That, 150„So die Verzweiflung ſich zum Ziel beſtimmet hat. „Hingegen eilt die Nacht, den Armen beyzuſpringen, „Sie faͤngt ſchon an den Feind in Finſterniß zu ſchlingen. „Die
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Sechſtes Buch.
„Man bittet, ſeufzet, fleht, weint um die Mildigkeit,
„Man iſt zur Ubergab, doch frey zu ſeyn, bereit.
„Nein! ſpricht man vor der Stadt; erwaͤhlen ſie die Ketten,
„So koͤnnen ſie, ſonſt nicht, ſich von dem Tod erretten.
„Wohlan dann! auf! zum Schwert! weil keine Mildigkeit
„Allhier zu finden iſt, und nichts als Tyger-Haͤut
„Der Feinde Bruſtwehr ſeynd: ſo laßt uns lieber ſterben,
„Als Rettung ſonder Ehr in ſolcher Schmach erwerben.
„So rufft man in der Stadt. Man fraget nichts um Bluth;
„Der Schmerz erregt den Zorn; der Zorn die Rach und Wuth;
„Die waffnet Hand und Bruſt: der Grimm erfindet Weege
„Durch welche man dem Grimm der Feinde Schrancken lege.
„Man ſchmiedet, ſchleifft und gießt, man ſinnet Tag und Nacht
„Auf Eiſen, Stahl und Erz, auf ſtarcke Gegen-Macht.
„Man graͤbt, man ſucht, man ſtopft, man oͤffnet ſtille Gaͤnge,
„Wodurch man unvermerckt den ſtolzen Feind verdraͤnge.
„Der ſtehet vor dem Thor in tieffer Sicherheit;
„Und dieß befreyt die Stadt von ihrer Dienſtbarkeit.
„Man ruͤſtet ſich bey Tag, um in der Nacht zu ſuchen,
„Was Hoffnung, Rach und Noth ſo ſtreng zuſammen fluchen.
„Der Sonne Licht entweicht, als ſcheut’ es dieſe That,
„So die Verzweiflung ſich zum Ziel beſtimmet hat.
„Hingegen eilt die Nacht, den Armen beyzuſpringen,
„Sie faͤngt ſchon an den Feind in Finſterniß zu ſchlingen.
„Die
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