Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.Erstes Buch. "Was diese Freuden-Nacht vor noch verborgne Sachen"Am allerprächtigsten, und Welt-berühmet machen. Wir giengen dorten weg. Welch' aufgeklärte Stadt! Dergleichen kein Bezirck der Welt gesehen hat! Der Flammen Kunst-Gepräng, und Strahlen-reiches Scheinen, Ließ uns, als giengen wir in dem Gestirne, meinen: Nichts als des Kiesels-Klang, den Schritt und Tritt gebar, 270Gab Zeugenschaft, daß hier kein Himmels-Zeichen war; Was mir vor Augen kam, warf unumschränckten Schimmer Entflammten Golds herum, und blendete mich immer. Jst dieses, sprachen wir, nicht eine goldne Nacht, Die den erleüchtsten Tag beschämt, erblasset macht? 275Kein Haus war in der Stadt, kein Winckel, keine Gasse, Die meines Augs-Begier nicht mit Erstaunen masse. Was je die Welt zum Pomp der Majestät erdacht, Erschien an jedem Ort in Herrlichkeit und Pracht: Der Ehren-Saülen Stoltz, der Siegs-Palläste Zinnen 280Bestrebten sich den Rang der Höhe zu gewinnen. Fast jeder Platz der Stadt, war in den Glantz verkehrt, Den sonst die Wachsamkeit an Morgen-Sonnen ehrt. Der Künste Macht und Schmuck, war so zusamm geflossen, Als wär der Wohlfahrt Reich in dieser Stadt verschlossen. 285Die Reihen dieses Lichts erfüllten meinen Sinn, Als wund' und flochte sich ein goldner Wald darinn, Den
Erſtes Buch. „Was dieſe Freuden-Nacht vor noch verborgne Sachen„Am allerpraͤchtigſten, und Welt-beruͤhmet machen. Wir giengen dorten weg. Welch’ aufgeklaͤrte Stadt! Dergleichen kein Bezirck der Welt geſehen hat! Der Flammen Kunſt-Gepraͤng, und Strahlen-reiches Scheinen, Ließ uns, als giengen wir in dem Geſtirne, meinen: Nichts als des Kieſels-Klang, den Schritt und Tritt gebar, 270Gab Zeugenſchaft, daß hier kein Himmels-Zeichen war; Was mir vor Augen kam, warf unumſchraͤnckten Schimmer Entflammten Golds herum, und blendete mich immer. Jſt dieſes, ſprachen wir, nicht eine goldne Nacht, Die den erleuͤchtſten Tag beſchaͤmt, erblaſſet macht? 275Kein Haus war in der Stadt, kein Winckel, keine Gaſſe, Die meines Augs-Begier nicht mit Erſtaunen maſſe. Was je die Welt zum Pomp der Majeſtaͤt erdacht, Erſchien an jedem Ort in Herꝛlichkeit und Pracht: Der Ehren-Sauͤlen Stoltz, der Siegs-Pallaͤſte Zinnen 280Beſtrebten ſich den Rang der Hoͤhe zu gewinnen. Faſt jeder Platz der Stadt, war in den Glantz verkehrt, Den ſonſt die Wachſamkeit an Morgen-Sonnen ehrt. Der Kuͤnſte Macht und Schmuck, war ſo zuſamm gefloſſen, Als waͤr der Wohlfahrt Reich in dieſer Stadt verſchloſſen. 285Die Reihen dieſes Lichts erfuͤllten meinen Sinn, Als wund’ und flochte ſich ein goldner Wald darinn, Den
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Erſtes Buch.
„Was dieſe Freuden-Nacht vor noch verborgne Sachen
„Am allerpraͤchtigſten, und Welt-beruͤhmet machen.
Wir giengen dorten weg. Welch’ aufgeklaͤrte Stadt!
Dergleichen kein Bezirck der Welt geſehen hat!
Der Flammen Kunſt-Gepraͤng, und Strahlen-reiches Scheinen,
Ließ uns, als giengen wir in dem Geſtirne, meinen:
Nichts als des Kieſels-Klang, den Schritt und Tritt gebar,
Gab Zeugenſchaft, daß hier kein Himmels-Zeichen war;
Was mir vor Augen kam, warf unumſchraͤnckten Schimmer
Entflammten Golds herum, und blendete mich immer.
Jſt dieſes, ſprachen wir, nicht eine goldne Nacht,
Die den erleuͤchtſten Tag beſchaͤmt, erblaſſet macht?
Kein Haus war in der Stadt, kein Winckel, keine Gaſſe,
Die meines Augs-Begier nicht mit Erſtaunen maſſe.
Was je die Welt zum Pomp der Majeſtaͤt erdacht,
Erſchien an jedem Ort in Herꝛlichkeit und Pracht:
Der Ehren-Sauͤlen Stoltz, der Siegs-Pallaͤſte Zinnen
Beſtrebten ſich den Rang der Hoͤhe zu gewinnen.
Faſt jeder Platz der Stadt, war in den Glantz verkehrt,
Den ſonſt die Wachſamkeit an Morgen-Sonnen ehrt.
Der Kuͤnſte Macht und Schmuck, war ſo zuſamm gefloſſen,
Als waͤr der Wohlfahrt Reich in dieſer Stadt verſchloſſen.
Die Reihen dieſes Lichts erfuͤllten meinen Sinn,
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Den
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