Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

Theresiade
Er schwung die Majestät so feürig in die Höhe,
Als ob er dem Gestirn erfreüt entgegen gehe:
Er stund mit solchem Schmuck des Strahlen-Lichts geziert,
470Als wär die Sonne selbst dort im Triumpf geführt.

War irgends ein Gesims, ein Schafftwerck, eine Schwelle,
Dort hatte neue Pracht der Tugenden die Stelle:
Die Mitte des Bezircks wies die Bedeutung an:
Jch lase diese Schrift auf einem Marmel-Plan;
475Der Jnnhalt zeigte klar, von was vor Ehrfurchts-Trieben
Dieselbige verfaßt; sie war mit Gold geschrieben:
* BEglücktes Oesterreich! laß von dem Flehen ab!
* Wirff deine Blicke nicht auf deiner Fürsten Grab!
* Die Vorsicht GOttes nimmt und gibt sie nach Belieben;
480* So faß, ermuntre dich, entreiß dich dem Betrüben;
* Jst deines Vaters Todt an deiner Trauer Schuld?
* Sieh! dorten weiset sich des Himmels Gnad und Huld!
* Er nahm das Haupt zwar hin; doch bleibest du beschützet;
* Weil auf desselben Thron jetzt eine Mutter sitzet.
485* Die Kronen stehn ihr so, wie vor dem Vater, an,
* Daß fast so vieler Zier kein Haupt sich rühmen kann.
* Sie wacht, regiert und kriegt; sie siegt, und gibt dir Erben;
* Sag! konntest du zuvor so grosses Glück erwerben?
* Auf auf! erhohle dich! und feyre diese Nacht,
490* Die dir schon wiederum ein neues Glück gebracht!
* Halt

Thereſiade
Er ſchwung die Majeſtaͤt ſo feuͤrig in die Hoͤhe,
Als ob er dem Geſtirn erfreuͤt entgegen gehe:
Er ſtund mit ſolchem Schmuck des Strahlen-Lichts geziert,
470Als waͤr die Sonne ſelbſt dort im Triumpf gefuͤhrt.

War irgends ein Geſims, ein Schafftwerck, eine Schwelle,
Dort hatte neue Pracht der Tugenden die Stelle:
Die Mitte des Bezircks wies die Bedeutung an:
Jch laſe dieſe Schrift auf einem Marmel-Plan;
475Der Jnnhalt zeigte klar, von was vor Ehrfurchts-Trieben
Dieſelbige verfaßt; ſie war mit Gold geſchrieben:
* BEgluͤcktes Oeſterreich! laß von dem Flehen ab!
* Wirff deine Blicke nicht auf deiner Fuͤrſten Grab!
* Die Vorſicht GOttes nimmt und gibt ſie nach Belieben;
480* So faß, ermuntre dich, entreiß dich dem Betruͤben;
* Jſt deines Vaters Todt an deiner Trauer Schuld?
* Sieh! dorten weiſet ſich des Himmels Gnad und Huld!
* Er nahm das Haupt zwar hin; doch bleibeſt du beſchuͤtzet;
* Weil auf deſſelben Thron jetzt eine Mutter ſitzet.
485* Die Kronen ſtehn ihr ſo, wie vor dem Vater, an,
* Daß faſt ſo vieler Zier kein Haupt ſich ruͤhmen kann.
* Sie wacht, regiert und kriegt; ſie ſiegt, und gibt dir Erben;
* Sag! konnteſt du zuvor ſo groſſes Gluͤck erwerben?
* Auf auf! erhohle dich! und feyre dieſe Nacht,
490* Die dir ſchon wiederum ein neues Gluͤck gebracht!
* Halt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <pb facs="#f0045"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">There&#x017F;iade</hi> </fw><lb/>
              <l>Er &#x017F;chwung die Maje&#x017F;ta&#x0364;t &#x017F;o feu&#x0364;rig in die Ho&#x0364;he,</l><lb/>
              <l>Als ob er dem Ge&#x017F;tirn erfreu&#x0364;t entgegen gehe:</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;tund mit &#x017F;olchem Schmuck des Strahlen-Lichts geziert,</l><lb/>
              <l><note place="left">470</note>Als wa&#x0364;r die Sonne &#x017F;elb&#x017F;t dort im Triumpf gefu&#x0364;hrt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>War irgends ein Ge&#x017F;ims, ein Schafftwerck, eine Schwelle,</l><lb/>
              <l>Dort hatte neue Pracht der Tugenden die Stelle:</l><lb/>
              <l>Die Mitte des Bezircks wies die Bedeutung an:</l><lb/>
              <l>Jch la&#x017F;e die&#x017F;e Schrift auf einem Marmel-Plan;</l><lb/>
              <l><note place="left">475</note>Der Jnnhalt zeigte klar, von was vor Ehrfurchts-Trieben</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;elbige verfaßt; &#x017F;ie war mit Gold ge&#x017F;chrieben:</l><lb/>
              <l>* <hi rendition="#in">B</hi>Eglu&#x0364;cktes Oe&#x017F;terreich! laß von dem Flehen ab!</l><lb/>
              <l>* Wirff deine Blicke nicht auf deiner Fu&#x0364;r&#x017F;ten Grab!</l><lb/>
              <l>* Die Vor&#x017F;icht GOttes nimmt und gibt &#x017F;ie nach Belieben;</l><lb/>
              <l><note place="left">480</note>* So faß, ermuntre dich, entreiß dich dem Betru&#x0364;ben;</l><lb/>
              <l>* J&#x017F;t deines Vaters Todt an deiner Trauer Schuld?</l><lb/>
              <l>* Sieh! dorten wei&#x017F;et &#x017F;ich des Himmels Gnad und Huld!</l><lb/>
              <l>* Er nahm das Haupt zwar hin; doch bleibe&#x017F;t du be&#x017F;chu&#x0364;tzet;</l><lb/>
              <l>* Weil auf de&#x017F;&#x017F;elben Thron jetzt eine Mutter &#x017F;itzet.</l><lb/>
              <l><note place="left">485</note>* Die Kronen &#x017F;tehn ihr &#x017F;o, wie vor dem Vater, an,</l><lb/>
              <l>* Daß fa&#x017F;t &#x017F;o vieler Zier kein Haupt &#x017F;ich ru&#x0364;hmen kann.</l><lb/>
              <l>* Sie wacht, regiert und kriegt; &#x017F;ie &#x017F;iegt, und gibt dir Erben;</l><lb/>
              <l>* Sag! konnte&#x017F;t du zuvor &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es Glu&#x0364;ck erwerben?</l><lb/>
              <l>* Auf auf! erhohle dich! und feyre die&#x017F;e Nacht,</l><lb/>
              <l><note place="left">490</note>* Die dir &#x017F;chon wiederum ein neues Glu&#x0364;ck gebracht!</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">* Halt</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0045] Thereſiade Er ſchwung die Majeſtaͤt ſo feuͤrig in die Hoͤhe, Als ob er dem Geſtirn erfreuͤt entgegen gehe: Er ſtund mit ſolchem Schmuck des Strahlen-Lichts geziert, Als waͤr die Sonne ſelbſt dort im Triumpf gefuͤhrt. War irgends ein Geſims, ein Schafftwerck, eine Schwelle, Dort hatte neue Pracht der Tugenden die Stelle: Die Mitte des Bezircks wies die Bedeutung an: Jch laſe dieſe Schrift auf einem Marmel-Plan; Der Jnnhalt zeigte klar, von was vor Ehrfurchts-Trieben Dieſelbige verfaßt; ſie war mit Gold geſchrieben: * BEgluͤcktes Oeſterreich! laß von dem Flehen ab! * Wirff deine Blicke nicht auf deiner Fuͤrſten Grab! * Die Vorſicht GOttes nimmt und gibt ſie nach Belieben; * So faß, ermuntre dich, entreiß dich dem Betruͤben; * Jſt deines Vaters Todt an deiner Trauer Schuld? * Sieh! dorten weiſet ſich des Himmels Gnad und Huld! * Er nahm das Haupt zwar hin; doch bleibeſt du beſchuͤtzet; * Weil auf deſſelben Thron jetzt eine Mutter ſitzet. * Die Kronen ſtehn ihr ſo, wie vor dem Vater, an, * Daß faſt ſo vieler Zier kein Haupt ſich ruͤhmen kann. * Sie wacht, regiert und kriegt; ſie ſiegt, und gibt dir Erben; * Sag! konnteſt du zuvor ſo groſſes Gluͤck erwerben? * Auf auf! erhohle dich! und feyre dieſe Nacht, * Die dir ſchon wiederum ein neues Gluͤck gebracht! * Halt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/45
Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/45>, abgerufen am 21.11.2024.