Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
* Halt Stein und Ertz bereit, laß Freuden-Saülen bauen!
* Worinnen man dein Hertz gepräget könne schauen!

Jch lernte durch die Schrift, doch wust' ich noch nicht was,
Biß an der andern Seit' ich diese Worte laß:
495
* Ja! Seegen-reiches Land! frolocke mit Vergnügen!
* Betrachte diesen Thron im Mittel zweyer Wiegen!
* Deßwegen hat dir GOtt den theüren Schatz geschenckt;
* Weil er durch den Verlust des Vaters dich gekränckt:
* So sey mit diesem Tausch, den GOtt befahl, zu frieden!
500* Dein Vater ist, soviel als nicht von dir geschieden.
* Wir aber ruffen auf: es stehe dieses Haus!
* Es lauf der Zeiten Reih, eh es vergehet, aus!
* O daß wir diese Frau, nebst ihr den Mit-Regenten
* So lang ihr Haus besteht, regieren sehen könnten!
505* Die Kinder führe GOtt mit seiner Vater Hand!
* Und schencke sie dem Volck zu seines Schutzes Pfand!
* Sie seynd das Heyl des Lands, und Söhne von den Rechten,
* Um welche sie mit Sieg als Helden werden fechten.
* Es komm' Unsterblichkeit aus ihrer Jahre Reich,
510* Und widme selbiges dem Ertz-Haus Oesterreich!
* Den Wunsch betheürt das Land, und alle Mitgenossen
* Durch diesen Ehren-Bau, durch diese Feür-Colossen.
Jch lase mit Bedacht, und mit verborgner Lust,
Doch war der Jnnhalt mir nur halb und halb bewust.
So

Erſtes Buch.
* Halt Stein und Ertz bereit, laß Freuden-Sauͤlen bauen!
* Worinnen man dein Hertz gepraͤget koͤnne ſchauen!

Jch lernte durch die Schrift, doch wuſt’ ich noch nicht was,
Biß an der andern Seit’ ich dieſe Worte laß:
495
* Ja! Seegen-reiches Land! frolocke mit Vergnuͤgen!
* Betrachte dieſen Thron im Mittel zweyer Wiegen!
* Deßwegen hat dir GOtt den theuͤren Schatz geſchenckt;
* Weil er durch den Verluſt des Vaters dich gekraͤnckt:
* So ſey mit dieſem Tauſch, den GOtt befahl, zu frieden!
500* Dein Vater iſt, ſoviel als nicht von dir geſchieden.
* Wir aber ruffen auf: es ſtehe dieſes Haus!
* Es lauf der Zeiten Reih, eh es vergehet, aus!
* O daß wir dieſe Frau, nebſt ihr den Mit-Regenten
* So lang ihr Haus beſteht, regieren ſehen koͤnnten!
505* Die Kinder fuͤhre GOtt mit ſeiner Vater Hand!
* Und ſchencke ſie dem Volck zu ſeines Schutzes Pfand!
* Sie ſeynd das Heyl des Lands, und Soͤhne von den Rechten,
* Um welche ſie mit Sieg als Helden werden fechten.
* Es komm’ Unſterblichkeit aus ihrer Jahre Reich,
510* Und widme ſelbiges dem Ertz-Haus Oeſterreich!
* Den Wunſch betheuͤrt das Land, und alle Mitgenoſſen
* Durch dieſen Ehren-Bau, durch dieſe Feuͤr-Coloſſen.
Jch laſe mit Bedacht, und mit verborgner Luſt,
Doch war der Jnnhalt mir nur halb und halb bewuſt.
So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <pb facs="#f0046"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi> </fw><lb/>
              <l>* Halt Stein und Ertz bereit, laß Freuden-Sau&#x0364;len bauen!</l><lb/>
              <l>* Worinnen man dein Hertz gepra&#x0364;get ko&#x0364;nne &#x017F;chauen!</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Jch lernte durch die Schrift, doch wu&#x017F;t&#x2019; ich noch nicht was,</l><lb/>
              <l>Biß an der andern Seit&#x2019; ich die&#x017F;e Worte laß:</l>
            </lg><lb/>
            <note place="left">495</note>
            <lg>
              <l>* Ja! Seegen-reiches Land! frolocke mit Vergnu&#x0364;gen!</l><lb/>
              <l>* Betrachte die&#x017F;en Thron im Mittel zweyer Wiegen!</l><lb/>
              <l>* Deßwegen hat dir GOtt den theu&#x0364;ren Schatz ge&#x017F;chenckt;</l><lb/>
              <l>* Weil er durch den Verlu&#x017F;t des Vaters dich gekra&#x0364;nckt:</l><lb/>
              <l>* So &#x017F;ey mit die&#x017F;em Tau&#x017F;ch, den GOtt befahl, zu frieden!</l><lb/>
              <l><note place="left">500</note>* Dein Vater i&#x017F;t, &#x017F;oviel als nicht von dir ge&#x017F;chieden.</l><lb/>
              <l>* Wir aber ruffen auf: es &#x017F;tehe die&#x017F;es Haus!</l><lb/>
              <l>* Es lauf der Zeiten Reih, eh es vergehet, aus!</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>* O daß wir die&#x017F;e Frau, neb&#x017F;t ihr den Mit-Regenten</l><lb/>
              <l>* So lang ihr Haus be&#x017F;teht, regieren &#x017F;ehen ko&#x0364;nnten!</l><lb/>
              <l><note place="left">505</note>* Die Kinder fu&#x0364;hre GOtt mit &#x017F;einer Vater Hand!</l><lb/>
              <l>* Und &#x017F;chencke &#x017F;ie dem Volck zu &#x017F;eines Schutzes Pfand!</l><lb/>
              <l>* Sie &#x017F;eynd das Heyl des Lands, und So&#x0364;hne von den Rechten,</l><lb/>
              <l>* Um welche &#x017F;ie mit Sieg als Helden werden fechten.</l><lb/>
              <l>* Es komm&#x2019; Un&#x017F;terblichkeit aus ihrer Jahre Reich,</l><lb/>
              <l><note place="left">510</note>* Und widme &#x017F;elbiges dem Ertz-Haus Oe&#x017F;terreich!</l><lb/>
              <l>* Den Wun&#x017F;ch betheu&#x0364;rt das Land, und alle Mitgeno&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
              <l>* Durch die&#x017F;en Ehren-Bau, durch die&#x017F;e Feu&#x0364;r-Colo&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Jch la&#x017F;e mit Bedacht, und mit verborgner Lu&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Doch war der Jnnhalt mir nur halb und halb bewu&#x017F;t.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0046] Erſtes Buch. * Halt Stein und Ertz bereit, laß Freuden-Sauͤlen bauen! * Worinnen man dein Hertz gepraͤget koͤnne ſchauen! Jch lernte durch die Schrift, doch wuſt’ ich noch nicht was, Biß an der andern Seit’ ich dieſe Worte laß: * Ja! Seegen-reiches Land! frolocke mit Vergnuͤgen! * Betrachte dieſen Thron im Mittel zweyer Wiegen! * Deßwegen hat dir GOtt den theuͤren Schatz geſchenckt; * Weil er durch den Verluſt des Vaters dich gekraͤnckt: * So ſey mit dieſem Tauſch, den GOtt befahl, zu frieden! * Dein Vater iſt, ſoviel als nicht von dir geſchieden. * Wir aber ruffen auf: es ſtehe dieſes Haus! * Es lauf der Zeiten Reih, eh es vergehet, aus! * O daß wir dieſe Frau, nebſt ihr den Mit-Regenten * So lang ihr Haus beſteht, regieren ſehen koͤnnten! * Die Kinder fuͤhre GOtt mit ſeiner Vater Hand! * Und ſchencke ſie dem Volck zu ſeines Schutzes Pfand! * Sie ſeynd das Heyl des Lands, und Soͤhne von den Rechten, * Um welche ſie mit Sieg als Helden werden fechten. * Es komm’ Unſterblichkeit aus ihrer Jahre Reich, * Und widme ſelbiges dem Ertz-Haus Oeſterreich! * Den Wunſch betheuͤrt das Land, und alle Mitgenoſſen * Durch dieſen Ehren-Bau, durch dieſe Feuͤr-Coloſſen. Jch laſe mit Bedacht, und mit verborgner Luſt, Doch war der Jnnhalt mir nur halb und halb bewuſt. So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/46
Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/46>, abgerufen am 21.11.2024.